Zwischen Tunnelbürste und Notfallnische: Hinter den Kulissen im Achraintunnel

Anfang dieser Woche stand die Reinigung des Achraintunnels an. Martin Moosbrugger und Oliver Berger gewährten der NEUE dabei Einblicke, die es sonst nicht zu bewundern gibt.
Vielen Autofahrenden im Raum Schwarzach wird es diese Woche aufgefallen sein: Der Achraintunnel, die schnellste Verbindung zwischen dem Rheintal und dem Bregenzerwald, war zwischen Montagabend und Mittwochfrüh gesperrt. Der Grund: Die halbjährliche Tunnelreinigung stand an. Straßenmeister Martin Moosbrugger ist gemeinsam mit seinem Assistenten Oliver Berger für die Koordination der Arbeiten zuständig. Sie gewährten der NEUE am Sonntag einen Blick hinter die Kulissen bei den Arbeiten an der essenziellen Verkehrsachse.

Moosbrugger erklärt, welche Arbeiten im Detail anstehen: „Wir reinigen die komplette Beleuchtung und die farbbeschichteten Tunnelwände, sodass die Reflexion intakt ist. Auch die ganzen Verkehrszeichen, die Leiteinrichtungen und die Schlitzrinnen werden gereinigt. Zusätzlich spülen wir auch die Tunneldrainagen. Ganz zum Schluss wird die Fahrbahn noch vom Schmutz befreit.“

Dafür ist einiges an schwerem Gerät nötig, wie Moosbrugger aufzählt: „Ein Vorspritzgerät bringt das Waschmittel auf. Dann haben wir eine Tunnelbürste, die die Wände reinigt. Die Öffnung der Kanaldeckel führen die Partiefahrzeuge durch.“ Das Meiste an Equipment ist im Fuhrpark der Straßenmeisterei Bregenz, die für den Achraintunnel zuständig ist, enthalten. Für einzelne Spezialarbeiten, zum Beispiel die Kanalreinigung, rücken Fremdfirmen mit entsprechendem Gerät an.

Bei einem Rundgang im Tunnel zeigt sich direkt, warum die Arbeiten dringend nötig sind: Rußpartikel, die die Fahrzeuge ausstoßen, wenn sie den Achraintunnel durchfahren, lagern sich an allen möglichen Stellen ab. Ohne die Reinigung wären mit der Zeit auch die Türen zu den Notfallnischen schwerer zu öffnen – im Ernstfall ein Problem.

Von diesen Nischen gibt es drei Arten: die Notrufnische, die Feuerlöschnische und die Fluchtnische. Erstgenannte ist mit dem Symbol eines Telefonhörers gekennzeichnet und beinhaltet Vorrichtungen, mit denen im Ernstfall die Einsatzkräfte verständigt werden können.

Die Feuerlöschnischen beinhalten Hydranten, Schläuche und Feuerlöscher. Ein Brand im Tunnel kann mit diesem Equipment schnell eingedämmt werden.

Muss man aufgrund eines Großbrandes oder anderen Notfällen schnellstmöglich den Tunnel verlassen, wählt man die Fluchtnische. Über einen Durchgang gelangt man so in den Fluchtstollen, wo man im Notfall erst mal sicher ist.

Der Fluchtstollen ist – abgesehen von der Mitte – gerade so breit, dass ein schmaler Pkw oder ein Quad durchpasst, mit dem aus dem Tunnel Geflüchtete eingesammelt und zurück ans Tageslicht gebracht werden können.

Auffallend bei den Notrufeinrichtungen ist: Es gibt zwei verschiedene Knöpfe. „Der Feuer-Knopf mit der Flamme ist für den Brandfall gedacht. Bei allen anderen Notfällen betätigt man den SOS-Notruf-Knopf“, erklärt Oliver Berger.

Der Achraintunnel ist mit standardmäßig moderner Technik ausgerüstet. Öffnet man die Türen zu einer der Nischen oder stoppt man bloß mit dem Fahrzeug in einer Pannenbucht, wird ein automatisiertes Notprogramm abgerufen, das die Geschwindigkeitsbegrenzung herabsetzen und die Ampeln an den Tunnelportalen auf Rot stellen kann.

Beim Lokalaugenschein bekommt die NEUE am Sonntag nicht nur Einblicke in die Nischen, sondern auch in das Drainagesystem. 52 kanaldeckelartige Zugänge zur Tunneldrainage gibt es. „Das Wasser im Berg drückt auf den Tunnel. Damit es nicht hineintropft, wird es über die Drainage um den Tunnel und über eine Art Kanal abgeleitet“, führt Moosbrugger aus.

Weil das Wasser im Raum Schwarzach sehr kalkhaltig ist, werden im Zuge der Wartungsarbeiten entsprechende Tabletten in das Drainagesystem gelegt. So wird verhindert, dass die Abflüsse verkalken.

Für das Team von Martin Moosbrugger und Oliver Berger sind die Wartungsarbeiten, die immer im April und im Oktober zwischen Sommer- und Wintersaison anstehen, mittlerweile Routine. Zwei Partien mit jeweils fünf bis sieben Mitarbeitenden führen die Wartung im Schichtbetrieb durch. „Wir haben ein langjähriges, eingespieltes Team. Das funktioniert Hand in Hand“, sagt Berger.

Über das standardmäßige Programm hinaus stand in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erstmals in der 15-jährigen Geschichte des Achraintunnels eine Aufrauhung der Fahrbahn an. Dafür rückt spezielles Gerät aus Deutschland an. Wegen der Abnützung war die Fahrbahnoberfläche glatt und rutschig. Zwischenzeitlich musste daher bergabwärts die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 60 km/h reduziert werden. Nach der Aufrauhung ist die zwischenzeitliche Herabsetzung des Tempolimits wieder Geschichte.

Für die Dauer der Arbeiten wurde der Verkehr über die Schwarzachtobelstraße, die ehemalige Verbindung zwischen Rheintal und Bregenzerwald, umgeleitet. Ausnahmen gab es lediglich für den Schnelllinienbus und angemeldeten Schwerverkehr, der mit Schrittgeschwindigkeit auch während der Arbeiten den Tunnel durchfahren konnte. Nach dem Abschluss aller Wartungsarbeiten ist der Achraintunnel nun fit für die Wintersaison.
fakten über den Achraintunnel
Der Achraintunnel ist Teil der Bregenzerwaldstraße (L200) und verbindet den vorderen Bregenzerwald mit dem unteren Rheintal. Der Tunnel ist rund 3,3 Kilometer lang, hat eine Röhre mit drei Fahrspuren (zwei bergwärts, eine talwärts) und eine durchschnittliche Steigung von 5,1 Prozent. Baubeginn war im Juni 2004, am 29. Jänner 2009 erfolgte die Verkehrsfreigabe.