Vorarlberg

Ein Leben für die Hoffnung anderer

14.11.2024 • 07:30 Uhr
Ein Leben für die Hoffnung anderer

Mit seinen Hunden schenkt „Husky Toni“ schwerkranken Kindern und ihren Familien Mut und erfüllt sich selbst einen Lebenstraum.

Als wir durch den Nebel aus dem Tal hinauf zur Tschengla fahren, erwarten uns auf dem Hochplateau strahlender Sonnenschein und klare Bergluft. Vor einer kleinen Hütte steht bereits Toni Kuttner, besser bekannt als „Husky Toni“. In seinem Wagen bellen zehn Huskys vor Aufregung – sie können es kaum erwarten, endlich loszurennen.
Toni, ein Mann mit ruhiger, fokussierter Ausstrahlung, bereitet die Hunde sorgfältig vor. Einen nach dem anderen spannt er sie vor den Wagen, richtet die Leinen und sorgt dafür, dass alle bereit sind. Für mich hat er ein weiches Fell auf dem Sitz platziert, und kaum sitze ich, geht die wilde Fahrt los. Der Wind pfeift, die Hunde rennen kraftvoll über die Hügel, während Toni ihnen sanfte Kommandos zuruft. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit, das Toni jeden Tag mit anderen Menschen teilt.

Ein Leben für die Hoffnung anderer
Auf dem Tschengla-Plateau kann man die malerische Berglandschaft genießen, auch wenn im Tal die Nebelsuppe hängt.

Vollzeit für seine Leidenschaft

Erst seit etwa einem Jahr widmet sich Toni voll und ganz seiner Arbeit mit den Huskys. Zuvor war er lange Zeit als OP-Gehilfe tätig. Der Wechsel zur Vollzeit-Arbeit mit den Hunden war ein großer Schritt, aber einer, den er keinen Tag bereut. „Dieser Traum hat mich mein Leben lang begleitet, und jetzt ist die Zeit gekommen, ihn in Vollzeit zu leben“, erzählt er. Seine Arbeit mit den Huskys und vor allem mit den kranken Kindern erfüllt ihn mit tiefer Freude und einem Gefühl von Sinnhaftigkeit – eine Berufung, die er mit anderen teilen kann.

Ein Leben für die Hoffnung anderer
Volle Fahrt mit zehn “Huskystärken”.

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Ein Leben für kranke Kinder

Seit über 25 Jahren sind die Huskys Teil von Tonis Leben. Besonders am Herzen liegen ihm dabei schwerkranke Kinder und ihre Familien. Toni selbst überlebte als Kind eine Leukämieerkrankung und litt vor fünf Jahren an Mundhöhlenkrebs. Er versteht, was es bedeutet, um das eigene Leben zu kämpfen, und weiß, wie wichtig Hoffnung und Freude sind. „Ich verstehe, wie sich diese Kinder und ihre Familien fühlen“, sagt Toni mit einem sanften Lächeln.
Die Rückmeldungen, die er von den Familien erhält, sind überwältigend. Die Touren mit den Huskys geben ihnen nicht nur neuen Mut – oft verbessert sich sogar der Gesundheitszustand der Kinder. Für viele ist die Zeit mit den Hunden eine kraftvolle Ablenkung, eine Pause von der Krankheit und den Herausforderungen des Alltags. Die Kinder blühen auf, während sie durch die Landschaft gleiten, das Hecheln und motivierte Bellen der Huskys in ihren Ohren.

Ein Leben für die Hoffnung anderer

Einen Traum mit anderen teilen

Tonis Verbindung zu den Huskys ist tief. Schon als Kind träumte er davon, mit diesen beeindruckenden Tieren zu leben. Heute hat er 15 Huskys, von denen etwa die Hälfte aus Tierheimen stammt. Jeder Hund hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charakter – und jeder ist Teil einer Familie, die Toni mit großer Hingabe pflegt.

Ein Leben für die Hoffnung anderer
Die Vorfreude der Huskys auf die bevorstehende Ausfahrt ist deutlich spürbar.

Auf Spenden angewiesen

Alle Aktivitäten von Husky Toni, sei es die Begleitung kranker Kinder oder die jährliche Einladung einer Familie nach Schweden, sind spendenfinanziert. Toni arbeitet eng mit verschiedenen Organisationen zusammen, darunter die Kinderpsychiatrie, Geben für Leben und Netz für Kinder. Der Unterhalt seiner Hunde ist kostspielig – etwa drei Tonnen Spezialfutter benötigen die Huskys im Jahr, um die bei den Touren verbrannten 10.000 Kalorien pro Tag zu decken. „Ohne die Unterstützung von Spendern wäre das alles nicht möglich,“ sagt Toni. Er spricht diese Worte voller Dankbarkeit, wissend, dass seine Mission von der Großzügigkeit anderer Menschen abhängig ist.

Ein Leben für die Hoffnung anderer
Seine Hütte auf der Tschengla ist für Toni sozusagen das Vorarlberger Basislager für seine Ausfahrten mit kranken Kindern.

“Was gibt es Schöneres?”

Tonis Leben ist geprägt von Verlust und Überwindung: Nachdem er seine Leukämie durch eine Knochenmarkspende seiner Schwester überstand, verlor er sie tragischerweise mit nur 33 Jahren. Ihre drei Kinder hat Toni zusammen mit seinen eigenen großgezogen. Er kennt den Schmerz und die Stärke, die aus solchen Erlebnissen hervorgehen können. Heute teilt er diese mit den Menschen, die seine Huskys und ihn besuchen. „Was gibt es Schöneres?“, fragt er und schaut dabei auf die sanft atmenden Huskys an seiner Seite.
Ab heute läuft Tonis Film „Husky Toni Go Ahead“ in den Kinos – eine Dokumentation, die sein Leben und seine Arbeit zeigt, seinen unermüdlichen Einsatz für die Kinder und seine tief verwurzelte Liebe zu den Huskys. Ein Film über Hoffnung, Stärke und die Kraft der Träume.

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