Vorarlberg

Fahrradpolizei nimmt E-Scooter ins Visier: “Viele unterschätzen die Geschwindigkeit”

01.08.2025 • 18:18 Uhr
Fahrradpolizei nimmt E-Scooter ins Visier: "Viele unterschätzen die Geschwindigkeit"
Michael Baumgartel (l.) und Maic Seyfried auf Streife mit dem E-Bike. stiplovsek (4)

Der E-Scooter-Boom beschäftigt auch die Fahrradpolizei. Maic Seyfried verrät, wie die Beamten damit umgehen und was darüber hinaus zu ihrem Alltag gehört.

Wenn Maic Seyfried und Michael Baumgartel auf Streife sind, trifft man die beiden Polizeibeamten nicht immer mit dem „klassischen“ Polizeiauto an: Mindestens zwei Mal im Monat schwingen sich die Fahrradpolizisten auf ein E-Bike und sind damit im Streifendienst unterwegs – so wie am Freitag in Feldkirch. Bevor es auf das Zweirad geht, besucht die NEUE sie auf der Polizeiinspektion in Feldkirch.

Fahrradpolizei nimmt E-Scooter ins Visier: "Viele unterschätzen die Geschwindigkeit"
Die Beamten der Fahrradpolizei sind mindestens zwei Mal im Monat mit dem E-Bike auf Streife.

„Die Fahrradpolizei ist vor etlichen Jahren in Wien gegründet worden, in den letzten Jahren wurde sie auch in Vorarlberg forciert“, erklärt Polizeiinspektor Maic Seyfried. „Inzwischen ist jeder Bezirk mit Fahrradpolizisten, E-Bikes und entsprechender Ausrüstung ausgestattet.“ Dazu zählt neben der gewohnten Ausrüstung eines jeden Polizeibeamten im Außendienst auch der Fahrradhelm, Fahrradhandschuhe und eine kleine Tasche mit Flickzeug und Erste-Hilfe-Set. Unterwegs sind die Beamten – wie auch im Streifendienst mit dem Pkw – immer im Team zu zweit.

Fahrradpolizei nimmt E-Scooter ins Visier: "Viele unterschätzen die Geschwindigkeit"
Die Beamten sind stets zu zweit auf Streife.

Für die Fahrradpolizei kommen im Grunde alle Polizeibeamten infrage – lediglich eine polizeiinterne Zusatzausbildung ist nötig, bei der die Anwärter in Fahrtechnik, Einsatztaktik und rechtlichen Rahmenbedingungen geschult werden. Maic Seyfried ist einer von zwei Fahrtechnikinstruktoren der Vorarlberger Fahrradpolizei. Er erklärt: „Der Vorteil von uns Fahrradpolizisten ist, dass wir im urbanen Gebiet recht flott an die notwendigen Einsatzorte gelangen. Mit dem Fahrrad können wir enge Gassen gut befahren und sind teilweise schneller als ein Einsatzfahrzeug vor Ort, wenn dieses durch einen Stau aufgehalten wird und wir in der Nähe sind.“ Jeder Fahrradpolizist sollte mindestens zwei Streifendienste pro Monat á acht Stunden mit dem E-Bike absolvieren.

Fragen der Bürger beantworten

Auch die Bürgernähe ist ein wichtiger Punkt: „Wir werden regelmäßig von Bürgern angesprochen, die rechtliche Fragen haben – zum Beispiel, worauf man achten muss, wenn man mit E-Scootern oder E-Bikes unterwegs ist.“ Auch außerhalb der Stadt gebe es gewisse Orte, etwa das Ufer der Frutz oder die Baggerlöcher in Paspels, die für die Fahrradstreife leichter als für die Kollegen mit Pkw zu erreichen sind, führt Seyfried aus. Im Alltag stehen für ihn und seine Kollegen neben der Streife und außertourlichen Einsätzen häufig auch Verkehrskontrollen an – nicht nur, aber oft mit Schwerpunkt auf Fahrradfahrer und E-Scooter-Lenker.

Fahrradpolizei nimmt E-Scooter ins Visier: "Viele unterschätzen die Geschwindigkeit"
Polizeiinspektor Maic Seyfried

Der Nachteil der Fahrradpolizei liegt auf der Hand: „Gegenüber einem motorisierten KFZ sind wir im Nachteil – teilweise auch, wenn es um E-Scooter geht, die die gesetzlichen Rahmenbedingungen überschreiten. Manche können bis zu 70 Stundenkilometer schnell fahren, da kommt man mit dem Fahrrad nicht hinterher. Deshalb haben wir bei Schwerpunktkontrollen zum Teil auch den Bezirksverkehrsdienst Motorrad dabei“, schildert Seyfried. Kommt es hart auf hart, kann der Beamte auf dem Motorrad die Verfolgung eines Verkehrsteilnehmers aufnehmen, der eine Anhaltung durch die Kollegen mit dem Fahrrad missachtet.

E-Scooter-Hype auch für Fahrradpolizei auffällig

Generell bemerkt die Fahrradpolizei den Boom, welchen E-Scooter momentan erleben. „Dieses Phänomen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Als Resultat daraus halten wir regelmäßig E-Scooter an, die teilweise bis zu 70 Kilometer pro Stunde laufen“, so Seyfried. Weisen die Beamten nach, dass ein E-Scooter nicht den gesetzlichen Bestimmungen entspricht, untersagen sie die Weiterfahrt und erstatten Anzeige. „Dementsprechend saftige Strafen kommen auf die Verwaltungsübertreter zu. Viele unterschätzen die Geschwindigkeit, fahren ohne Helm oder sind auf dem Gehsteig unterwegs. Da ist natürlich ein großes Unfallpotenzial vorhanden.“ Das merken die Fahrradpolizisten im Alltag: „Wir haben einige Unfälle erlebt, die genau so passiert sind und bei denen die E-Scooter-Lenker erheblich verletzt wurden. Darum intensivieren wir die Kontrollen in diesem Bereich und arbeiten mit Präventionsmaßnahmen“, erläutert der Polizeiinspektor.

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Bei der jüngsten E-Scooter-Zielgruppe – den Kindern unter 14 Jahren – erlebt Seyfried ein spezielles Phänomen: „Viele Kinder und Jugendliche, die ich wegen eines aufgemotzten E-Scooters anhalte, haben den Scooter von den Eltern erhalten. Die haben ihn gekauft, ohne über die Bestimmungen Bescheid zu wissen. Das entschuldigt aber nicht, dass die rechtlichen Voraussetzungen nicht eingehalten werden.“

Sexualdelikt aufgeklärt

Zum Abschluss des Gesprächs antwortet Maic Seyfried auf die Frage, welche Fahrrad-Einsätze ihm besonders in Erinnerung geblieben sind: „Das sind jene, bei denen man Kriminalfälle aufklären kann. Einmal bin ich mit einem Kollegen zufällig bei den Baggerlöchern in Feldkirch-Rüttenen unterwegs gewesen, als ein Funkspruch kam, dass in der Nähe eine sexuelle Straftat begangen wurde. Aufgrund unserer kurzen Distanz zum Tatort trafen wir in wenigen Minuten dort ein, konnten aufgrund von Zeugenbefragungen den Täter ausmitteln und auch die Vernehmung und Abschlussberichterstattung an die Staatsanwaltschaft durchführen. Das war ein Beispiel, wo wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren.“ Und darauf kommt es im Polizeidienst oft an – auch für die Beamten auf dem Fahrrad.