Wirtschaft

Wo Sparern bereits wieder Zinsen winken

30.01.2023 • 09:53 Uhr
Selbst bei zwei oder etwas mehr Prozent ist der reale Wertverlust der Einlagen enorm
Selbst bei zwei oder etwas mehr Prozent ist der reale Wertverlust der Einlagen enorm fotomek – stock.adobe.com

Es ist eine zähe Abkehr von der langjährigen Zinstristesse.

Sechs lange Jahre klebte der Leitzinssatz in der Eurozone auf der 0-Prozent-Linie. Diese historische Anomalie fand erst im Juli 2022 ein Ende. Die Nullzinsphase erfreute Kreditnehmer, während Sparer und Banken, die ihre Einlagen bei der Zentralbank hinterlegen, leer ausgingen. Oder sogar draufzahlten: Der Einlagenzinssatz für Banken bei der EZB kippte sogar auf minus 0,5 Prozent. In Österreich durften Negativzinsen an Sparkunden nicht weitergegeben werden, diese mussten sich – teilweise bis heute – mit Minizinsen begnügen. 0,01 Prozent sind nach bereits vier Zinsschritten kein guter Deal für Sparer.

Denn der Einlagenzins kletterte auf 2 Prozent, Tendenz steigend. Weil die Kerninflation weiter zunimmt, muss die EZB die Zügel in der Geldpolitik voraussichtlich weiter anziehen, sagt Daniela Barco, Privatkunden-Vorständin der UniCredit Bank Austria: “Unsere Ökonomen gehen davon aus, dass der Einlagensatz voraussichtlich Mitte 2023 bei 3,5 Prozent den Höhepunkt erreichen wird”, sagt Barco. 2024 könnte sich dann eine erneute Wende in der Geldpolitik abzeichnen und die Leitzinsen könnten in der zweiten Jahreshälfte um 0,75 Prozentpunkte sinken.

Realer Wertverlust der Einlagen ist enorm

Auch wenn etliche Banken schon an der Zinsschraube drehen, Sparern muss bewusst sein: Selbst bei zwei oder etwas mehr Prozent ist der reale Wertverlust der Einlagen enorm. 8,6 Prozent betrug die Inflation 2022, und sie bleibt hoch. Nur ein Zinssatz über der Teuerungsrate würde den realen Wert des Ersparten steigern. Zu veranlagen gibt es trotz der Teuerung genug. Das Finanzvermögen österreichischer Haushalte lag im ersten Halbjahr 2022 bei 799 Milliarden Euro, rechnet die Nationalbank vor. 213 Milliarden Euro schlummern auf täglich fälligen Konten, 91 Milliarden Euro sind gebunden.

Orientierung bei Zinsen, Spesen und Krediten

Wie hoch liegen die Kontoführungsgebühren im Vergleich? Wie stark wird und wurde bei Spesen und Entgelten an der Preisschraube gedreht? Wie sieht es bei den Sollzinsen aus? Fragen wie diese beantworten auch digitale Plattformen wie beispielsweise durchblicker.at – dort können rund um “Kredit & Konto” u. a. Konditionen und Angebote zu Immo-Finanzierungen, zum Bausparen, zu Krediten sowie Girokonten verglichen werden. Hinzukommt ein Überblick zu den Sparzinsen, die einzelne Institute für Tagesgeld, Festgeld sowie Sparpläne bieten.
Auch der Bankenrechner der Arbeiterkammer (unter bankenrechner.at) offeriert Vergleichsmöglichkeiten, darunter auch einen Sparzinsenrechner. Angebote können auch je nach Bundesland gegliedert werden.

Das bieten steirische Banken

Gerhard Fabisch, Vorstandschef der Steiermärkischen Sparkasse, lässt keinen Zweifel daran: “Anleihen und Sparbücher werden durch die Zinsanhebung wieder attraktiver.” Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen werden die Zinsen automatisch quartalsmäßig angepasst. Die letzte Anpassung erfolgte Mitte Jänner, die nächste Mitte April. Das gegenwärtig beste klassische Sparangebot biete das Kapitalsparbuch mit einer aktuellen Verzinsung von 1,625 Prozent, bei der Steiermärkischen hebt man zudem die Neujahrsanleihe hervor, mit 3,35 Prozent verzinst. Grundsätzlich orientiere sich der Zinssatz am Sparbuch an der Höhe des Sparbetrags sowie an der Bindungsdauer, heißt es seitens der Steiermärkischen Sparkasse.

Bei der Volksbank Steiermark verweist man darauf, dass es kein “standardisiertes Preismodell” gebe, wie Vorstandsdirektor Hannes Zwanzger ausführt. Man setze auf “individuelle Beratung”, grundsätzlich seien – je nach Veranlagungsmix – “bis zu drei Prozent per anno” an Zinsen möglich. Da davon auszugehen sei, dass sich die Zinsen aufgrund erwartbarer Zinsschritte durch die EZB weiter moderat nach oben entwickeln, rate man von zu langen Laufzeiten im Sparbereich derzeit ab.

Zins-Verhandlungen sind zurück

Unterdessen kehrt ein Ritual zurück, das in der lange andauernden Nullzinsphase fast in Vergessenheit geraten ist: Kundinnen und Kunden werden wieder vermehrt bei ihren Bankberatern vorstellig, um Zinsen zu verhandeln. Zahlt sich das wieder aus? “Die Antwort ist eindeutig Ja”, unterstreicht Zwanzger. Schließlich hänge der Zinssatz “mitunter vom gewünschten Sparziel, Veranlagungshorizont und den individuellen Wünschen der Kunden ab.” Auch bei der Steiermärkischen wird betont, dass unabhängig von der automatischen, quartalsmäßigen Zinsanpassung, das Gespräch gesucht werde.

Bei der Raiffeisen Landesbank (RLB) Steiermark wird ebenfalls darauf verwiesen, “dass bei kräftigen Zinsanpassungen die Möglichkeit besteht, in individuellen Beratungen auf die Vereinbarungen der Kundinnen und Kunden zu schauen und abgestimmte Lösungen zu finden”. Aktuell liegen die Zinssätze bei der RLB beim täglich fälligen Sparbuch bei 0,375 Prozent und bei Festgeld (über zwölf Monate gebunden) bei einer Fixverzinsung von 1,5 Prozent. Beim Online-Sparen gibt es bei täglich fälligen Einlagen 0,5 Prozent, bei 18 Monaten Bindung (FIX Online) zwei Prozent. Bei der BKS Bank werden täglich fällige Spareinlagen mit bis zu 0,25 Prozent verzinst, Festgeld mit 1,25 Prozent (für 12 Monate) bzw. 1,75 Prozent (36 Monate gebunden). Nach der Zinssitzung am 2. Februar werde die Erhöhung der Einlagenzinsen geprüft.

Kärntner Banken im Vergleich

Dass der hohen Inflation mit klassischen Sparprodukten de facto nicht mehr ausreichend entgegengetreten werden könne, betont Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandssprecherin der Kärntner Sparkasse. Man halte sich bei den Sparzinsen selbstverständlich an vereinbarte Bedingungen, die an verschiedene Indikatoren gebunden seien, etwa an den 3-Monats-Euribor. Am 16. April folgt die nächste Zinsanpassung. Wer sein Geld ein Jahr fix bindet, erhält beim s-Kapital-Sparen 1,25 Prozent.
Die Raiffeisen Landesbank Kärnten bietet Onlinesparern aktuell 1 Prozent Zinsen bei 12-monatiger Laufzeit, für eine zweijährige Bindung des Kapitals sind es 1,25 Prozent. Täglich fälliges Geld am Girokonto wird mit 0,01 Prozent verzinst. Auch die RLB erwartet steigende Leitzinsen der EZB im ersten Halbjahr, die sich dann bei den Einlagen selbstverständlich niederschlagen würden.

0,3 Prozent zahlt die Volksbank Kärnten Sparern “standardmäßig” bei täglich fälligen Einlagen, Online-Kapitalsparen belohnt die Volksbank mit 1,5 Prozent (gebunden auf 12 Monate), 2 Prozent (gebunden auf 24 Monate) bzw. 2,25 Prozent (gebunden auf 36 Monate). Auch Johannes Jelenik, Vorstandsvorsitzender Volksbank, betont, dass mit den Zinsanpassungen der EZB auch die Einlagenzinsen steigen (oder gegebenenfalls fallen) werden.

Längere Bindung, höhere Zinsen

Die Anadi-Bank verzinst täglich fällige (Online-)Sparguthaben mit 1,0 Prozent, bei Festgeld gelten je nach Bindungsdauer unterschiedliche Zinssätze: Auf drei Monate sind es 1,5 Prozent, sechs Monate Bindung werden mit 1,8 Prozent honoriert, 12 Monate mit 2,2 Prozent. Alternativ bietet die Anadi-Bank ein Garantiesparbuch mit 1,0 Prozent, gebunden für ein Jahr.

Für täglich fälliges Geld gibt es bei der Bank99 der Post 0,01 bzw. 0,02 Prozent Zinsen, bei Festgeld sind es 0,66 (6 Monate) bzw. 0,99 Prozent (12 Monate Laufzeit). 0,01 sind es auch bei der Bawag, auch wer dort sein Geld fünf Jahre bindet, erhält 0,01 Prozent Zinsen, für sieben Jahre Bindung sind es 0,03 Prozent, für zehn Jahre 0,05 Prozent, teilt die Bawag auf Anfrage mit.

Große Auswahl an Sparprodukten

Die Bedeutung persönlicher Beratungsgespräche betonen die Sprecher der meisten befragten Bankhäuser. Auch weil die Produkte komplexer würden: “Früher standen den Kunden nur sehr wenige Produkte für die Veranlagung ihres Ersparten zur Verfügung”, sagt Volksbank-Chef Jelenik. Diese haben sich meist über Zinssätze definiert. “Heute gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichen Veranlagungsprodukten mit unterschiedlichsten Charakteristika.”