Wirtschaft

Arbeiten, wo andere baden gehen

22.07.2023 • 13:52 Uhr
Gesuchte Arbeitskräfte - die passende Ausbildung gibt's beim Wifi
Gesuchte Arbeitskräfte – die passende Ausbildung gibt’s beim Wifi. (c) elmar gubisch – stock.adobe.com (Elmar Gubisch)

In Österreich mangelt es an Bademeistern. Was diesen Job jenseits aller Klischees von Baywatch & Co. ausmacht.

“Badewarte und Badewärterinnen sind in Hallen- und Freibädern, in Saunabetrieben oder in Freizeiteinrichtungen für den reibungslosen Ablauf des Badebetriebs verantwortlich. Sie Sorgen für die Einhaltung der Badeordnung und leisten bei Bedarf Erste Hilfe. Sie kontrollieren regelmäßig die Wasserqualität … sie reinigen auch Schwimmbecken und Schwimmhalle und erledigen Reparaturarbeiten.“ So beschreibt der AMS-Karrierekompass den Job des Bademeisters. Das klingt nach dem sprichwörtlichen Mädchen für alles, jenseits des Klischees von der lässigen, bezahlten Freizeit am Pool.

Zweimal ging es um Leben und Tod

Zweimal musste er in dem Job bisher Menschen reanimieren, beide Male ging es gut aus. „Ich merke aber, dass es vielen Leuten, gemessen am Verdienst, zu viel Verantwortung ist. Den Job macht niemand, um reich zu werden“, erklärt er, was aus seiner Sicht viele von Bewerbungen abhält. Ebenfalls ein Kriterium: „Wir arbeiten, wenn andere frei haben.“ Außerdem werden die Badegäste immer anspruchsvoller, was die Kommunikation nicht gerade einfach macht, wie Tamm sagt. Und halbwegs gute Schwimmkenntnisse sollten Anwärterinnen und Anwärter für den Job schon haben.

Christoph Tamm

macht den Job seit 17 Jahren bei der Holding Graz. Nach 10 Jahren als Zahntechniker wollte er sich beruflich verändern und jobbte zuerst einmal einen Sommer lang im Schwimmbad. Erste Voraussetzungen: ein Erste Hilfe-Kurs und der „Helferschein“ der Wasserrettung. Die Arbeit mit den Menschen machte ihm Spaß, Zusatzausbildungen über das Wifi folgten und er wurde „Badewart für Großbecken“.

Teilweise ungeeignete Bewerber

Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, weiß Wolfgang Jelinek, der in der Gewerkschaft Younion für die Wiener Bäderbetriebe zuständig ist: „Es bewerben sich teilweise Menschen, die sich im Becken über Wasser halten können.“ Von 20 Bewerbern seien zuletzt acht zur Vorstellung gekommen, nur zwei davon hätten ausreichend gut schwimmen können.
Den Begriff Bademeister, wie man ihn in der Steiermark und Kärnten verwendet, gibt es in Wien aber ohnehin nicht. „In Wien ist der Badewart für die Reinigung und die Schlüsselausgabe im Bad zuständig, der Bassin-Aufseher ist der, der im Notfall Badegäste aus dem Wasser holen und reanimieren muss, für die Technik gibt es eigene Facharbeiter, die aus metallverarbeitenden Berufen kommen und im jeweiligen Betrieb ausgebildet werden. Und der Chef des Ganzen ist der Betriebsmeister.

“Fachkraft für den Bäderbetrieb”

„Ein grundlegendes Gesetz, das eine qualifizierte Beckenaufsicht vorschreibt, gibt es in Österreich auch gar nicht, teilweise sind zur Sicherheit nur Kameras installiert“, sagt Jelinek. Das Gesetz schreibe nur vor, dass im Notfall jemand da ist, der Erste Hilfe leisten kann. Zusätzlich sind freilich bestimmte Hygienestandards einzuhalten. Von der Bädergröße lasse sich auch nicht der Bedarf an bestimmtem Personal ableiten. „Ich habe viel Kontakt zu Kollegen in den anderen Bundesländern und weiß, wie sehr sie auf das Berufsbild einer „Fachkraft für den Bäderbetrieb“ drängen. „In Deutschland gibt es eine solche Ausbildung, in Österreich nicht.“

Unterschiedliche Anforderungen je nach Betrieb

Tamm bestätigt jedenfalls, dass die Anforderungen in dem Job sehr unterschiedlich sein können, je nachdem, um welchen Bäderbetrieb es sich handelt. Während Bademeister und Bademeisterinnen in kleinen Betrieben wohl von der Bassinaufsicht bis zur Reinigungskraft und dem Servicetechniker alles abdecken müssen, wird in größeren Betrieben eher auf Spezialisierung gesetzt. Frauen sind in dem Job übrigens durchaus vertreten, wie Tamm aus der Praxis weiß. Wenngleich: In seinem Team steht es bei den ganzjährig Angestellten zwischen Männern und Frauen 4:1. Bei den Saisonarbeitskräften hingegen sei das Verhältnis ausgeglichener.