Schuldnerberatungen warnen: Teuerung belastet Familien enorm

Eine Familie mit zwei Kindern gibt mehr als 1000 Euro für Essen aus. „Die Steigerungen der Lebenshaltungskosten alarmierend“, heißt es von den Schuldnerberatungen.
Die Teuerung belastet Familien in Österreich enorm. Für eine ausreichende und gesunde Ernährung müssen Eltern mit zwei Kindern inzwischen mehr als tausend Euro monatlich einplanen. Das zeigen die am Montag veröffentlichen Referenzbudgets der Schuldnerberatungen. Selbst ohne Autobesitz haben Paare mit zwei Kindern im Alter von 7 und 14 Jahren demnach monatliche Gesamtausgaben von 4433 Euro. Bei Alleinerziehenden sind es 3704 Euro.
Gegenüber 2023 sind die monatlichen Kosten um mehrere hundert Euro gestiegen. Beim Referenzbudget für einen Haushalt mit einem Elternteil und zwei Kindern sind es um 300 Euro mehr als im letzten Jahr. Besonders stark sind die Preise fürs Heizen gestiegen – um 53 Prozent. Nahrungsmittel wurden um elf Prozent teurer und Ausgaben für die soziale und kulturelle Teilhabe um zehn Prozent. Auch die Mietkosten haben sich deutlich erhöht – um acht Prozent.
„Die Steigerungen der Lebenshaltungskosten sind alarmierend“, sagt Johanna Steurer von der ASB Schuldnerberatungen GmbH, der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich. Immer mehr Menschen könnten finanziell nicht mehr mithalten. Das zeigten auch neue Zahlen zur Überschuldung, „wo hohe Lebenshaltungskosten als Überschuldungsgrund zunehmend an Bedeutung gewinnen“, so Steurer.
Häufig von Armut betroffen
Die Referenzbudgets der Schuldnerberatungen werden jährlich berechnet und zeigen, wie viel Geld für verschiedene Haushaltstypen nötig ist, um sich ein angemessenes Leben mit einem Minimum an sozialer und kultureller Teilhabe leisten zu können. Sie sind laut ASB österreichweit die einzige Erhebung, die ausgabenseitig errechnet, wie viel für ein einfaches, aber gutes Leben notwendig ist. Erstmals gibt es auch Referenzbudgets für Paar-Haushalte mit vier Kindern und Haushalte mit einem Elternteil mit drei sowie vier Kindern. Haushalte mit nur einem Elternteil und Familien mit drei und mehr Kindern sind von Armut besonders häufig betroffen.
In den Referenzbudget werden keine regionalen Unterschiede berücksichtigt und es wird von einer Mietwohnung ausgegangen. Auch Kosten für ein Auto werden in den Referenzbudgets nicht eingerechnet. Laut ASB würden die durchschnittlichen monatlichen Gesamtkosten für ein Auto knapp unter 900 Euro betragen.
Die Schuldnerberatungen fordern, die Referenzbudgets neben der Armutsgefährdungsschwelle als offizielles Armutsmaß heranzuziehen und auch beim Existenzminimum zu berücksichtigen. Als armutsgefährdet laut offizieller Definition gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Für Alleinerziehende mit zwei Kindern und monatlichen Haushaltskosten von 3704 Euro laut Referenzbudget liegt die Armutsgefährdungsschwelle bei 2830 Euro und damit um 874 Euro unter dem ASB-Referenzbudget.