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Ein General der alten Schule

20.04.2022 • 17:01 Uhr
Dwornikow gilt als General der „alten Schule“, entschied sich schon in seiner Jugend für eine Militärlaufbahn.
Dwornikow gilt als General der „alten Schule“, entschied sich schon in seiner Jugend für eine Militärlaufbahn. ITAR-TASS

Seit gut eineinhalb Wochen leitet Alexander Dwornikow die Geschicke der russischen Streitkräfte in der Ukraine.

Für die russische Armee läuft seit Beginn der Invasion wenig nach Plan. Ein Mann soll das nun ändern. Seit gut eineinhalb Wochen leitet der 60-jährige Alexander Dwornikow die Geschicke der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Der General trägt als „Held Russlands“ eine der höchsten Auszeichnungen des Landes. Erhalten hatte er sie während des Einsatzes, der ihm den Beinamen „Schlächter von Syrien“ einbrachte. Er dirigierte 2015 und 2016 das brutale Vorgehen der russischen Truppen in Syrien. Trauriger Höhepunkt: Luftangriffe auf Aleppo im Februar 2016, die sich auch gegen Zivilisten richteten.

Dwornikow leistete einen wesentlichen Beitrag dafür, dass sich das Blatt in Syrien zu Gunsten des Diktators Baschar al-Assad wendete. Weil Russland nur wenige Truppen verlor und die Lufthoheit behielt, feierte man den Einsatz als Erfolg. 15 Jahre zuvor soll der General im zweiten Tschetschenienkrieg an der Erstürmung Grosnys beteiligt gewesen sein, die fast völlig zerstörte Hauptstadt hatte man bis zu 8000 tote Zivilisten zu beklagen. Russland bezeichnete den Einsatz damals als „Antiterror-Operation“. Für die Ukraine verheißt die Personalie nichts Gutes, der Bevölkerung könnten noch schlimmere Kriegsverbrechen drohen als bisher.

Dwornikow gilt als General der „alten Schule“, entschied sich schon in seiner Jugend für eine Militärlaufbahn. Er folgt der sowjetischen Militärdoktrin, die die Zerstörung von zivilen Zielen als Mittel für Zugewinne am Schlachtfeld sieht.

Grund für den Zeitpunkt des Einsatzes Dwornikows könnte ein symbolträchtiges Datum sein. Wladimir Putin hofft wohl, mit ihm bis zum 9. Mai militärische Erfolge verbuchen zu können. Der „Tag des Sieges“ erinnert an den Triumph über Nazi-Deutschland, nun sollen die „Nazis“ in der Ukraine bezwungen werden. Damit kämpft der General in der Ukraine nicht nur gegen die überraschend wehrhaften Verteidiger, sondern auch gegen die Zeit.