Überbelastung: Nächster Richter verlässt Justiz
Wieder quittierte ein Strafrichter des Landesgerichts den Dienst und wechselt in die Landesverwaltung.
Ein junger Strafrichter des Landesgerichts Feldkirch hat 2019 seinen Austritt aus der Justiz erklärt und ab 2020 für das Land Vorarlberg gearbeitet. Nun quittierte ein anderer junger Strafrichter des Landesgerichts seinen Dienst und wird als Jurist ebenfalls in der Landesverwaltung tätig sein.
Der 37-Jährige ist seit 2015 Richter und gibt als Grund für seinen Jobwechsel vor allem die hohe Arbeitsbelastung an. So schreibe er manche Urteile selbst, weil es nicht genügend Schreibkräfte gebe. Seiner Ansicht nach sollte es mehr Planstellen für Richter und Kanzleipersonal geben. Von der beruflichen Veränderung erhoffe er sich eine bessere Work-Life-Balance, sagt der Familienvater.
Richter entlasten
Um weitere Abgänge von Richtern zu verhindern und als Arbeitgeberin attraktiv zu sein, sollte die Justiz strukturell die Rahmenbedingungen verbessern, meint die Feldkircher Zivilrichterin Yvonne Summer. Beispielsweise sollten Richterinnen und Richter von administrativen Aufgaben entlastet werden, sagt die Obfrau der Sektion Vorarlberg der Vereinigung der Richterinnen und Richter in Österreich. Es sei höchste Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie richterliches Personal zu rekrutieren sei. Vorarlberg habe den Standortnachteil, über keine Universität zu verfügen und mit den Verdienstmöglichkeiten in Liechtenstein nicht mithalten zu können.
Finanzielle Überlegungen hätten bei seinem Arbeitsplatzwechsel keine Rolle gespielt, sagt der Feldkircher Strafrichter. Am Anfang werde er beim Land sogar weniger verdienen als jetzt. Die Beschäftigung mit dem Strafrecht habe ihm gefallen. Allerdings sei er nie davon ausgegangen, bis zu seiner Pensionierung Richter zu sein. Er probiere nun beruflich gerne etwas anderes aus.
Der junge Strafrichter gilt als fachlich und menschlich kompetent. Sein Weggang wird in Juristenkreise bedauert. Seine Arbeitsbelastung hänge auch mit seinem Perfektionismus zusammen, etwa beim Schreiben von Urteilen, merkt ein Richterkollege an.
Seine Stelle wird erst ab 1. Juli nachbesetzt werden. Wegen seines Wochen davor erfolgenden Austritts erhält der Richter keine neue Akten mehr. Neue Verfahren werden bereits auf die anderen Strafrichter verteilt, von denen manche ohnedies schon über eine untragbare Arbeitsbelastung klagen. Der Richter, der die Justiz verlässt, merkt an, vielleicht kehre er eines Tages zurück.