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Kinder- und Jugendhilfe: SPÖ ortet “Totalversäumnis”

28.04.2023 • 19:30 Uhr
Angespannte Personalsituation bei der Kinder-und Jugendhilfe an den Bezirkshauptmannschaften. <span class="copyright">Hartinger</span>
Angespannte Personalsituation bei der Kinder-und Jugendhilfe an den Bezirkshauptmannschaften. Hartinger

SPÖ-Sozialsprecherin Manuela Auer berichtet von eklatanten Personalengpässen –
Kritik an Landesregierung.

Vergangene Woche schlug die Kinder- und Jugendanwaltschaft (Kija) Alarm, jetzt legt die SPÖ nach. Es geht um die Kinder- und Jugendhilfe, die offenbar am Limit arbeitet. Von Personalengpässen, ausgesetzten Fällen und langen Wartezeiten ist die Rede – und davon, dass Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe bei den Bezirkshauptmannschaften „Fehler bei der Fallbearbeitung nicht mehr ausschließen können“.

SPÖ-Sozialsprecherin Manuela Auer, die am Freitag eine Pressekonferenz zu dem Thema gab, erinnerte einmal mehr an den Fall Cain, der im Jahr 2011 über die Landesgrenzen hinweg für Aufsehen sorgte. Der dreijährige Bub wurde von seinem Stiefvater mit einem Besenstiel zu Tode geprügelt. Die dramatischen Ereignisse führten damals zu heftiger Kritik an der Jugendwohlfahrt, eine Umstrukturierung des Kinderschutzes samt Ausbau der Präventionsarbeit waren die Folge. Auer fragt sich nun, ob wieder so ein Fall passieren müsse, bis sich was ändert. Denn vom politischen Bekenntnis, den Kinderschutz auszubauen und zu verbessern, sei heute nicht mehr viel übrig.

Reduziertes Angebot

Die geschäftsführende SPÖ-Klubfrau weist darauf hin, dass Mitarbeitende der Bezirkshauptmannschaften seit Monaten in hohem Maß Ausfälle kompensieren müssen, weil Stellen nicht rechtszeit nachbesetzt werden. Nur aufgrund des „außerordentlichen Arbeitseinsatzes“ sei es aktuell noch möglich, den Dienst aufrecht zu erhalten, „jedoch musste das Leistungsangebot zwischenzeitlich drastisch zurückgefahren werden“, weiß Auer. Gerade im so wichtigen Präventionsbereich könne den Betroffenen das Angebot nicht mehr im vollen Umfang bereitgestellt werden. Dabei zeichne sich die Entwicklung der Personalrückgänge bereits seit Längerem ab. Auer wirft der Landesregierung ein Totalversäumnis vor. Sie fordert eine umgehende Aufstockung des Personals sowie die Anhebung der Bezahlung „auf ein entsprechendes Niveau“.

Einsparungsmaßnahmen dürften beim Thema Kinderschutz keinen Platz finden. Umso „beschämender“ findet die Landtagsabgeordnete, dass die Stelle des Sozialarbeiters im neuen Gehaltssystem der Landesverwaltung seit 2020 um vier Gehaltsklassen herabgestuft wurde. „So sorgt man dafür, dass noch mehr Personal verloren geht, anstatt neue, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen“. Kritik übte Auer in diesem Zusammenhang auch an der ressortzuständigen Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Ihre Aussage, dass der Kinderschutz immer obereste Priorität habe, könne sie nicht mehr unterschreiben.

Die SPÖ-Sozialsprecherin brachte gestern eine umfangreiche Landtagsanfrage zur Personal- und Gehaltssituation in der Kinder- und Jugendhilfe ein. Auer will unter anderem wissen, wie sich der Personalstand seit dem Jahr 2011 entwickelte, ob und inwieweit die Präventionsarbeit reduziert werden musste und welche Auswirkungen der Personalengpass auf die betroffenen Familien und Kinder hat.