Wildpark: Süßer Nachwuchs, große Geldsorgen

Dringende Sanierungsvorhaben, gestiegene Kosten und rückgängige Besucherspenden setzen dem gemeinnützigen Verein in Feldkirch finanziell zu.
Süße Tierbabys, gepflegte Gehege, freundliche Mitarbeiter: Schlendert man dieser Tage durch den Wildpark in Feldkirch, deutet eigentlich nichts auf die angespannte Situation hin, die hinter den Kulissen des gemeinnützigen Vereins herrscht. „Wir sind finanziell am Anschlag“, sagt Betriebsleiter Christian Ammann mit Blick auf die anstehenden Investitionen, Kostensteigerungen und rückläufigen Besucherspenden.
Der vor 60 Jahren gegründete Wildpark Feldkirch zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen Vorarlbergs. Geschätzte 150.000 Menschen im Jahr besuchen das Areal auf dem Ardetzenberg, um heimische Wildtiere zu bestaunen. Die hohen Besucherzahlen dürften vor allem daher rühren, dass die gesamte Anlage quasi rund um die Uhr und vor allem kostenlos zugänglich ist. Umso mehr ist der Verein auf freiwillige Spenden, Sponsoren und Förderungen der öffentlichen Hand angewiesen.

Rückgang nach Rekordspenden
Die Spendenbereitschaft der Wildpark-Besucher ist nach den Rekordjahren 2021 und 2022, in denen jeweils mehr als 100.000 Euro zusammenkamen, nun wieder rückläufig. „Wir haben ein merkliches Minus in der Kassa“, berichtet Vereinspräsident Wolfgang Burtscher. Woran das liegt, kann er nur vermuten. „Möglicherweise, weil in Zeiten wie diesen halt überall gespart wird.“
An den Besucherzahlen könne es jedenfalls nicht liegen, meint Burtscher. Befürchtungen, dass das Besucheraufkommen durch die erschwerte Zufahrt aufgrund der Baustelle in der Kapfschlucht deutlich zurückgehen könnte, bewahrheiteten sich nämlich nicht. „Dankenswerterweise hat die Stadt die Umleitung so gut ausgeschildert, dass jeder den Wildpark findet. Auch der Shuttle-Bus an den Wochenenden wird gut angenommen“, sagt der Vereinspräsident. Betriebsleiter Ammann vermutet, dass der Rückgang der Spenden mitunter damit zu tun haben könnte, dass der Parkplatz beim Wildpark seit März bewirtschaftet wird. Wie berichtet, hebt die Stadt Feldkirch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen in der Zeit zwischen 8 und 18 Uhr pro Stunde zwei Euro ein, Tagestickets kosten acht Euro.

Parkeinnahmen
90 Prozent der Parkplatzgebühren sollen allerdings wieder dem Wildpark zugutekommen. Burtscher verweist auf eine entsprechende mündliche Vereinbarung, was Finanzreferent Benedikt König (ÖVP) auf Anfrage bestätigt. Bislang seien die Einnahmen aus er Parkplatzbewirtschaftung höher als erwartet ausgefallen, berichtet König.
Die Stadt fördert den Wildpark zudem mit 54.000 Euro. Auch ein Teil der Personalkosten wird übernommen, wodurch sich eine Gesamtfördersumme von 86.000 Euro ergibt. Die Umweltabteilung des Landes schießt jährlich 50.000 Euro zu. 2021 wurde die ALndesfördreung um 5000 Euro gekürzt. Burtscher warf dem zuständigen Landesrat Daniel Zadra (Grüne) daraufhin „mangelnde Wertschätzung“ vor. Ebenso kritisiert der Präsident, dass die Fördersumme seit 20 Jahren nicht an die Teuerungsgrate angepasst worden sei. „Unser Wunsch wäre, dass uns das Land zumindest so behandelt wie die Stadt“, sagt Burtscher.
Ein weiteres wichtiges Standbein sind die Firmenspenden. Zusammen mit dem Geld aus der Besucherkassa kann der Verein damit knapp die Hälfte der laufenden Kosten abdecken, die mittlerweile eine halbe Million Euro ausmachen. Was die Hilfe von Unternehmen angehe, könne sich der Verein derzeit nicht beklagen, sagt Burtscher.

Große Vorhaben
Vor große finanzielle Herausforderungen stellen den Verein dringend notwendige Renovierungsarbeiten. Vor wenigen Tagen hat die Sanierung des Futterhauses begonnen. Geschätzte Baukosten: 150.000 Euro. Als nächstes, voraussichtlich ab Frühjahr 2024, soll das in den 1980er-Jahren erbaute Wirtschaftsgebäude saniert und um drei Landes-Quarantänestationen für herrenlose Tiere erweitert werden. Burtscher rechnet mit 1,5 Millionen Euro Kosten. Abzüglich der Förderungen seitens des Landes, der Stadt und der EU muss der Verein dafür wahrscheinlich 550.000 Euro aufbringen. Die bereits durchfinanzierte Errichtung eines Stalls für die Auerochsen musste wegen Kostensteigerungen bis auf weiteres zurückgestellt werden.

Wasser- und Stromversorgung
Schwer zu schaffen macht den Wildpark-Mitarbeitern die vorsintflutliche Wasser- und Stromversorgung. Hier gibt es zwar das Angebot der Stadt, die anstehende Erneuerung der Trinkwasser- und Löschwasserversorgung im Bereich Ardetzenberg für eine Leer-Verrohrung für die Wildparkgehege zu nutzen, allerdings kann der Verein die Mehrkosten in nächster Zeit nicht stemmen. „Die Verlegung der Rohre ist für uns eine einmalige Chance, andererseits erwischt uns die Grabung zu diesem Zeitpunkt auf dem falschen Fuß. Wären nicht die erwähnten Sanierungsprojekte, würden wir versuchen, Sponsoren für die Grabungen zu suchen. Zwei derartige Projekte gleichzeitig übersteigen unsere Möglichkeiten“, sagt Burtscher. Drastische Worte findet Betriebsleiter Ammann. „Wenn wir die neue Wasser- und Stromversorgung nicht bekommen, können wir den Laden zusperren“, sagt er.
Nicht zuletzt deshalb wurde die Stadt mit einem Finanzierungsvorschlag beim Land vorstellig. Allerdings ohne Erfolg. Kein Verständnis für die Absage hat Finanzstadtrat König. „Der Wildpark in Feldkirch ist doch für die gesamte Region von Bedeutung“, sagt er. Zudem weist er darauf hin, dass die Transferzahlungen ans Land mittlerweile rund 25 Prozent des Feldkircher Budgets ausmachen.