Wallner nimmt auch Bund in die Pflicht

Leistbares Wohnen: Landesregierung informiert über Sonderwohnbauprogramme. Bund soll (muss) steuerliche Anreize schaffen.
Leistbares Wohnen ist in Vorarlberg ein ganz großes Thema und für viele von existentieller Bedeutung. Dies bestätigt auch die aktuelle Analyse der Immobilien-Plattform „ImmoScout24“ bezüglich Mietwohnungen. Diese sind in den vergangenen vier Jahren deutlich teurer geworden, wobei sich in Vorarlberg mit durchschnittlich 17,4 Euro je Quadratmeter hinter Tirol (18,1) die teuersten Mietangebote finden. Gesteigert haben sich auch die Suchanfragen nach Mietobjekten. Seit 2020 verzeichnet hier Vorarlberg ein Plus von 79 Prozent, das Angebot an Mietwohnungen stieg um 29 Prozent.
Das Land und die Vogewosi als größter gemeinnütziger Bauträger begegnen der in den letzten Jahren stark gestiegenen Nachfrage nach leistbarem Wohnraum in den Städten und Gemeinden unter anderem mit Sonderwohnbauprogrammen. Im Rahmen des Pressefoyers informierten gestern bei einem Besuch der neu errichteten Wohnanlage Schwarzach-Klosterwiesweg Landeshauptmann Markus Wallner und Wohnbaulandesrat Marco Tittler sowie Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz über den aktuellen Stand.
Attraktivste Wohnbauförderung in Österreich
Wallner verwies dabei auf das angesichts hoher Errichtungskosten, Inflation und Zinsen sowie verschärfter Kreditregeln auf Schiene gebrachte umfassende Wohnpaket, das im Landesbudget 2024 mit insgesamt 161 Millionen Euro veranschlagt ist. „Mit den darin enthaltenen Verbesserungen haben wir die attraktivste Wohnbauförderung Österreichs“, betonte er. Mit den Sonderwohnbauprogrammen Wohnen500, Wohnen 500+ und 550 sowie einem neuen Mietkauf-Modell im gemeinnützigen Wohnbau und im Wege des Raumplanungsgesetzes und der Bautechnikverordnung seien wichtige Hebel gestellt worden.

Bund in der Pflicht
„Um mit Blick auf die derzeitige Wohnraumsituation voranzukommen, braucht es alle Anstrengungen der Länder und der Bauwirtschaft, aber auch Reformen durch den Bund“, sagte Wallner und bekräftigte gemeinsam mit Landesrat Tittler erneut die Forderung, steuerliche Anreize zu schaffen und die KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen) aufzuheben, die junge Menschen vor hohe Hürden zum Erwerb von Wohneigentum stellt. Im Rahmen von Wohnen500 und Wohnen500+ wurden bisher zehn Wohnanlagen mit insgesamt 161 Wohnungen fertiggestellt. Derzeit bereits im Bau oder in Bauvorbereitung befinden sich noch weitere 148 Wohnungen. Inflation, gestiegene Zinsen am Kapitalmarkt und Kredithürden haben die Baukosten aber deutlich in die Höhe getrieben. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben Land und Vogewosi 2023 das Wohnkonzept Wohnen550 entwickelt, das besonders jungen Menschen eine günstige Wohnung ermöglicht. „Unser Ziel war und ist es, angesichts des steigenden Bedarfs am Wohnungsmarkt die Neubauprogramme im gemeinnützigen Wohnbau um zusätzliche Einheiten aufzustocken, die rasch und zu reduzierten Errichtungskosten gebaut und günstig zur Miete oder Mietkauf angeboten werden können“, so Wallner.
Drei Wohnanlagen
Wohnen500 wurde in einer für den Wohnbau in Vorarlberg erstmaligen Konzeption mit Holzmodulen umgesetzt, die zu sogenannten Punkthäusern zusammengefügt werden. Baulich und energetisch sind die Häuser auf hohem Niveau. Drei solcher Wohnanlagen mit zusammen 60 Wohnungen stehen in Mäder, Feldkirch und Höchst.
Unter der erweiterten Bezeichnung Wohnen500+ wurde das Konzept weiterentwickelt. Ergänzend zum Punkthaus wurden auch Zeilenhäuser mit unterschiedlichen Wohnungstypen und der Möglichkeit zur absoluten Barrierefreiheit vorgesehen. Mit dieser Neuerung wurden bisher in Lustenau, Schröcken, Dornbirn, Egg, Bludesch, Altach und Feldkirch insgesamt 101 Wohnungen fertiggestellt. Neben der gestern besichtigten Anlage in Schwarzach sind weitere vier Anlagen mit zusammen 126 Wohnungen im Bau oder im laufenden Bauverfahren.

Wohnen auf Schiene
Letztes Jahr wurde auch das Sonderwohnbauprogramm Wohnen550 auf Schiene gebracht. Mit einheitlichen 50-Quadratmeter-Zweizimmerwohnungen bei einem Minimum an baulicher Infrastruktur und einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren stehen damit günstige Start-Wohnungen zur Verfügung. Geplant sind zunächst 300 solche Wohnungen für ganz Vorarlberg, zusätzlich zum gemeinnützigen Wohnbauprogramm. Das Gesamtwohnungsgeld für eine Wohnung in dieser Ausführung ist mit 550 Euro pro Monat veranschlagt. Die garantiert moderate Miete wird über einen Startwohnungsbonus in Form von Krediten und Zuschüssen des Landes erreicht. „Schon bald kann in Feldkirch der Startschuss für ein erstes Wohnen550-Projekt erfolgen“, sagte Vogewosi-Geschäftsführer Lorenz. Bereits habe es Gespräche mit weiteren Städten und Gemeinden gegeben, die auch Interesse bekundet haben.
Der finanzielle Aufwand des Landes für die Förderung von Wohnen550 ist im Budget 2024 berücksichtigt. Für die geplanten 300 Wohnungen ist von Landesseite mit rund 6,5 Millionen Euro an „verlorenen Zuschüssen“ zu rechnen, die über mehrere Jahre fällig werden. Zusätzlich werden Landeskredite in der Höhe von maximal 36 Millionen Euro erwartet.
Kritik von SPÖ und Neos
Für die geschäftsführende SPÖ-Klubobfrau Manuela Auer geht das Sonderwohnbauprogramm mit den Projekten Wohnen 500, Wohnen 500+ und Wohnen 550 nicht weit genug. „Es ist wichtig, dass der gemeinnützige Wohnbau in Vorarlberg weiter vorangetrieben wird. Was gestern aber präsentiert wurde, ist ein Abarbeiten von Altlasten. Die Landesregierung geht hier mit einem fast sechs Jahre alten Wohnbauprogramm hausieren und verkauft das als Erfolg“, gab sie in einer Aussendung bekannt. Auer kritisiert auch, dass erst ein einziges Projekt im Programm Wohnen 550 konkret in Vorbereitung sei: „Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist groß. Die Umsetzung geht jedoch viel zu langsam voran.“

Neos-Wohnbausprecherin Fabienne Lackner lies unter anderem verlauten: „Die Tatsache, dass bisher nur sieben Gemeinden für das Projekt Wohnen550+ Interesse bekundet haben, zeigt, dass das Schneckentempo fortgesetzt wird. Angesichts der angespannten Situation, insbesondere für junge Menschen, ist das mehr als unbefriedigend.“
Bodenfond
Zur Sprache kam gestern beim Pressefoyer auch noch der Bodenfond, der helfen soll, Grundstücke für leistbaren Wohnraum beziehungsweise strategisch wichtige Flächen zu sichern. Dieser ist in Einrichtung und laut Wohnbaulandesrat Tittler wird ein Geschäftsführer gesucht.