Das Duell um Vorarlberg: The Winner Takes It All

Bei den Landtagswahlen zeichnet sich ein knappes Rennen zwischen ÖVP und FPÖ ab, wer fortan die stärkste Kraft in Vorarlberg wird. Warum Christof Bitschi in jedem Fall gewinnen wird – ein Kommentar.
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Und nach dem politischen Erdbeben, das der Erfolg des Volkskanzlers, mit dem aber voraussichtlich keiner Staat machen will, richtet sich der Blick nach Vorarlberg, wo die Landtagswahlen anstehen.
Wenn man den Worten des Langzeit-Landeshauptmanns Markus Wallner Glauben schenken möchte, geht es um alles. Oder besser gesagt, geht es angesichts der herben Verluste, mit denen die Volkspartei auch im Ländle konfrontiert wurde, um die Langzeit-Vormachtstellung der ÖVP. Oder noch präziser, es geht um Markus Wallner und seinen Job. Und der setzt offenbar bewusst aufs andere Pferd, ganz in der Tradition einer berittenen, aber mäßig erfolgreichen Polizeistaffel.
Dass die einst feurig lodernde Flamme in der Liebesbeziehung der als Vorreiter-Koalition skizzierten, schwarz-grünen Landesregierung erloschen scheint, ist nichts Neues. Zu tief scheinen die Gräben, die fossile Tunnelbauprojekte, von seinem grünen Kompagnon abgenickte Gewesslersche S18-Interventionen oder ein Smartphone-Torpedo aus dem Landhausbüro vom IT-Beauftragten Daniel Zadra aufgerissen haben.
Zu eindeutig ist das Wahlergebnis, das dem schwarz-grünen Pakt auf Bundesebene eine klare Abfuhr erteilt hat. Zwar ticken in Vorarlberg die Uhren anders, bekannterweise steht die Volkspartei aber in der traditionellen Verpflichtung, den Industriellen und Wirtschaftstreibenden ein starker Partner zu sein. Und wenn es um Infrastrukturprojekte oder den Standort geht, wird es schwierig, Umwelt-Lobby und Unternehmertum gleichermaßen zu bedienen.

Wieso also nicht gleich die ausgestreckte Hand von Langzeit-Gegner und Herausforderer Nummer eins ergreifen? Auch im Interesse von Wirtschaft und Industrie, welche Tunnelspinne und S18-Bau als lebensnotwendige Treibstoffleitungen für den stotternden Vorarlberger Produktions- und Exportmotor auserkoren haben. Und was wäre Christof Bitschi für ein Transport- und Erdbewegungsspezialist, wenn ihm der Bau von Straßen oder Tunneln gegen den Strich gehen würde? Da spielen offenbar auch EU-kritische Haltungen weniger eine Rolle, es geht ja ausschließlich nur um Transitrouten in die benachbarte Schweiz, also kein Mitglied der Union.
Christof Bitschi kann sich gelassen zurücklehnen und sich mit starkem Rückenwind der Bundes-FPÖ auf den 13. Oktober freuen. Er kann nur als Sieger aus der Wahl gehen. Gewinnt er, wird es wohl einen blauen Landeshauptmann geben und die ÖVP muss wohl oder übel schwere Zugeständnisse machen. Landet er auf Platz zwei, ist er der einzige Partner für Markus Wallner, der laut seinen Worten für eine angestrebte, stabile Mehrheit sorgen könnte. „
“The Winner Takes It All”, ein Song von ABBA, der im Landtagswahlkampf zum geflügelten Wort werden könnte. Denn wenn Wallner nicht mit überragender Mehrheit gewählt wird, kann der Sieger nur Christof Bitschi heißen.
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(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)