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Ein Galaxien-Mosaik offenbart die Rätsel der Dunklen Materie

24.11.2024 • 10:30 Uhr
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Die genauste 3D-Karte des Universums, die mit Hilfe des Weltraumteleskops „Euclid“ angefertigt wird. ESA;AFP

Die ESA hat mit der „Euclid“-Mission den ersten Schritt zu einer gigantischen 3D-Karte des Universums gemacht. Ziel ist es, Milliarden von Galaxien sichtbar zu machen und Dunkle Materie sowie Dunkle Energie besser zu verstehen.

Die „Euclid“-Mission der ESA hat mit einem beeindruckenden Mosaikbild begonnen, die Weiten des Universums zu kartieren. Das Bild besteht aus 260 Einzelaufnahmen, die zwischen März und April 2024 aufgenommen wurden. Es zeigt rund ein Prozent des geplanten Kartierungsbereichs – eine Fläche, die etwa 500 Mal größer ist als der Vollmond am Nachthimmel. Insgesamt wurden dabei etwa 14 Millionen Galaxien erfasst. Valeria Pettorino, Wissenschaftlerin bei der ESA, erklärte: „Dieses fantastische Bild ist der erste Schritt zu einer Karte, die Milliarden von Galaxien in bislang unerreichter Detailtreue zeigen wird.“

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Die einzelnen Aufnahmen werden zu einer Himmelskarte zusammengefügt. ESA

Drei Dimensionen

Das Ziel der Mission ist ehrgeizig: Die Erstellung der bislang größten dreidimensionalen Karte des Universums. Diese wird Galaxien bis zu einer Entfernung von zehn Milliarden Lichtjahren abbilden und damit ein Drittel des Himmels kartieren. Das Herzstück von „Euclid“ sind zwei hochspezialisierte Kameras, die sowohl sichtbares als auch infrarotes Licht erfassen können. Mit diesen Daten lassen sich die Entfernungen, Bewegungen und Formen von Galaxien präzise analysieren.

Die großen Rätsel

Die Mission hat nicht nur den Kosmos im Blick, sondern auch dessen unsichtbare Bestandteile: Dunkle Materie und Dunkle Energie. Diese rätselhaften Phänomene machen den Großteil des Universums aus und beeinflussen maßgeblich dessen Entwicklung. Dunkle Materie, die etwa 85 Prozent der gesamten Materie ausmacht, hält Galaxien durch ihre Gravitation zusammen. Die Dunkle Energie wiederum ist verantwortlich für die beschleunigte Expansion des Universums. Mit den Daten von „Euclid“ wollen Forschende diese Phänomene genauer verstehen und einen Blick auf die letzten zehn Milliarden Jahre kosmischer Geschichte werfen.

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Galaxien des Perseus-Haufens, aufgenommen von der ESA-Mission Euclid, deren Sicht durch eine Eisschicht beeinträchtigt wird. ESA/AFP

Die Fülle der Daten, die „Euclid“ generiert, ist enorm. Um sie effizient auszuwerten, arbeitet die ESA mit dem Citizen-Science-Projekt „Galaxy Zoo“ zusammen. Hierbei helfen Freiwillige, die Formen von Galaxien zu klassifizieren und somit wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
Seit 2007 haben sich über 400.000 Menschen an diesem Projekt beteiligt und Bilder von Weltraumteleskopen wie „Hubble“ oder „James Webb“ analysiert. Nun können sie auch die Daten von „Euclid“ untersuchen und als Erste bisher unveröffentlichte Bilder betrachten.

Blick in die Vergangenheit

Die ersten Monate der Mission waren bereits äußerst erfolgreich: Seit Februar 2024 hat das Teleskop zwölf Prozent des geplanten Himmelsbereichs kartiert. Im März 2025 werden erste umfassende Daten und Bilder veröffentlicht.
In den kommenden sechs Jahren will die ESA das Universum in nie dagewesener Präzision vermessen. Die Ergebnisse könnten unser Verständnis der kosmischen Zusammenhänge revolutionieren und helfen, die größten Rätsel des Universums zu lösen. Dieser Plan birgt das Potenzial, unser Verständnis des Universums zu verändern. Mit jeder neuen Aufnahme und jeder neuen Erkenntnis rückt die Lösung der großen Rätsel – wie die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie – ein Stück näher. „Euclid“ ist ein Wegweiser in die Vergangenheit des Kosmos.