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So erlebte Indira die Nacht der Schießerei im Club Sender

22.12.2024 • 11:00 Uhr
So erlebte Indira die Nacht der Schießerei im Club Sender
Bereits in der Tatnacht wurden von der Polizei Personen einvernommen. Shourot, NEUE

In der Nacht des 27. Jänner, als ein Angreifer beim Club Sender auf zwei Männer schoss, war Indira Hammerer vor Ort. Der NEUE am Sonntag berichtet sie von der Horror-Nacht.

“Nur wenige Minuten vor meiner Ankunft kam es zum Schusswechsel. Ich hatte ein Riesenglück.”

Indira Hammerer

Der kürzlich wegen versuchten Mordes angeklagte Verdächtige habe in der Nacht vom 27. auf den 28. Jänner 2024, gegen 23:45 Uhr, vor der Diskothek Club Sender in Lustenau zwei Tschetschenen mehrmals angeschossen. Danach flüchtete der 28-jährige mutmaßliche Verbrecher mit seinem Auto. Die beiden Opfer wurden schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Derzeit laufen die Gerichtsverfahren auf Hochtouren. Der Geschworenenprozess gegen den vermuteten Täter am Landesgericht Feldkirch ist für März 2025 angesetzt. Zudem wurden acht Männer, darunter die an dem Abend anwesenden Türsteher und ein Kellner des Club Sender, angeklagt, weil sie vor der Polizei falsche Aussagen machten und damit den Schützen gedeckt haben sollen. Drei der beschuldigten Mitarbeiter, die sich am 10. Dezember am Landesgericht ihren ersten Urteilen stellen mussten, gaben an, aus Angst vor möglicher Rache des Täters als Zeuge bei der Polizei gelogen zu haben und den Bewaffneten nicht persönlich zu kennen.

„Nur wenige Minuten vor meiner Ankunft kam es zum Schusswechsel vor dem Club. Ich hatte ein Riesenglück.“ Indira Hammerer war bis zum besagten Tag fast jedes Wochenende in der Lustenauer Diskothek zu finden. Mittlerweile ist ihr die Partylaune aber vergangen.

Ungewöhnliche Ankunft

„Als wir gegen Mitternacht beim Sender-Parkplatz ausgestiegen sind, fiel mir sofort ein Mann ins Auge, der vor dem Club-Eingang in einer gigantischen Blutlache am Boden lag. Um ihn herum standen zwei Security-Männer“, erzählt sie. Da sich diese nach Hammerers Auffassung ruhig verhielten, glaubte sie, es habe nur eine Schlägerei gegeben, was laut der jungen Frau, in diesem Nachtlokal keine Seltenheit sei. Deswegen habe sie auch nicht weiter hinterfragt, was dem verletzten Mann widerfahren war. „Niemals hätte ich gedacht, dass kurz zuvor eine Schießerei stattgefunden hat“, so Hammerer.

„Beim Einlass vor dem Eingang merkte ich dann aber schon, dass irgendetwas komisch war. Die Türsteher agierten meiner Meinung nach sehr nervös. Ich hatte das Gefühl, sie wollten uns so schnell wie möglich in den Club hineindrängen“, schildert die damals 18-Jährige.

„Im Club angekommen schien alles ganz normal zu sein. Es lief gute Musik, die Tanzfläche war voll besetzt und keiner wusste von den vorherigen Geschehnissen, inklusive mir.“

Maurice Shourot
Während im Lokal gefeiert wurde, waren Spezialkräfte schon in vollem Einsatz. shourot, neue
Maurice Shourot
Shourot, neue

Die Gerüchteküche brodelte

Erst ungefähr eine Stunde später sei das Getuschel losgegangen und sie habe zum ersten Mal von der Schussattacke erfahren. Diese Information habe sich wie ein Lauffeuer verbreitet und im Handumdrehen soll bei einigen Partygästen, so auch bei der Harderin, Panik ausgebrochen sein. Gerüchte, wie „Der bewaffnete Täter befindet sich noch im Sender“, „Im Club wurde jemand mit dem Messer abgestochen“ oder „Durch die Schüsse sind Menschen ums Leben gekommen“, kamen der damaligen Schülerin zu Ohren.

„In dem Moment hatte ich solche Angst. Wenn du wirklich in dem Glauben bist, dass sich Gewalttäter in deiner Nähe befinden, ist dir nicht mehr nach Feiern zumute.“ Im Anschluss habe sie sich von der Tanzfläche entfernt und ihre Mama angerufen: „Mama, falls du mich nie wieder siehst oder mir irgendetwas zustoßen sollte, ich liebe dich.“ Die besorgte Mutter versuchte sie daraufhin zu beruhigen, was sich zuerst als schwierig erwiesen habe. „Im selben Moment aber betraten glücklicherweise mehrere Polizisten den Sender, wodurch ich mich wieder etwas sicherer fühlte.“

„Ich wollte nur mehr nach Hause, jedoch durfte aus Sicherheitsgründen keiner mehr den Club verlassen“, so Hammerer. Anscheinend fühlte nicht jeder ein Unwohlsein, denn währenddessen sei die Party in vollem Gange weitergelaufen. „Ich glaube, dass viele den Ernst der Situation gar nicht verstanden haben oder noch gar nicht von dem Vorfall gehört haben“, erklärt sie sich die noch immer gute Stimmung einiger Clubbesucher.

Indira Hammerer, Sender Story, Senderschießerei
Indira Hammerer im Gespräch mit der NEUE am Sonntag.

Endlich raus

Nach einer weiteren vergangenen Stunde soll es endlich geheißen haben, dass man den Club Sender durch den Hintereingang verlassen könne. So schnell wie erhofft, sei es aber nicht gegangen. „Wir standen nochmal eine Stunde in der Warteschlange vor dem Ausgang, weil die Polizei jeden Einzelnen genauestens abgetastet hat. Außerdem wurden von sämtlichen Gästen Nahaufnahmen gemacht, Ausweise fotografiert und Fragen zur Schießerei gestellt“, erläutert die Harderin. Bis sie endlich draußen war, soll es drei Uhr nachts gewesen sein.

Die Wochen danach

Ham­merer kennt ihren ehemaligen Stammclub: „Ich habe schon des Öfteren mitbekommen, dass es dort Schlägereien gab.“ Jedoch habe sie eine derartige Extremsituation zuvor noch nie miterlebt. Sie fügt hinzu, dass so etwas überall passieren könne und dass der Club aufgrund der blutigen Attacke nicht verurteilt werden solle.

Die junge Frau habe mitbekommen, dass die Lustenauer Disco in den Wochen nach dem Vorfall etwas weniger Besuch bekommen habe, da die Schussattacke auch noch lange nach dem Geschehen im Gespräch war. Abschließend sagt die 19-Jährige: „Irgendwann ist das Thema dann gegessen. Der Sender ist, wie ich von Freunden höre, noch immer sehr gut besucht. Es ist einer der einzig richtig guten Party-Locations für junge Leute in Vorarlberg, und diesen Titel kann man ihm auch nicht so schnell nehmen.“

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