Die Sterne über uns: Eine Reise durch den Großen und Kleinen Wagen

Sehr bekannt sind diese beiden Sternbilder. Sie sind von Vorarlberg aus zirkumpolar, das heißt sie bleiben das ganze Jahr hindurch und alle Nächte über dem Horizont.
Von Robert Seeberger
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Auf die Frage, welche Sternbilder man am Himmel identifizieren kann, antworten die meisten Menschen: den Großen und den Kleinen Wagen. Genau genommen ist der Große Wagen keines der 88 festgeschriebenen Sternbilder, es ist nur ein Teil des Großen Bären. Er springt förmlich ins Auge und erinnert mit seiner Form an einen alten Leiterwagen mit Kasten und Deichsel. Jetzt steht er um 18 Uhr knapp über dem Nordhorizont und seine Deichsel ist nach Westen gerichtet. Bis Mitternacht hat er sich halbhoch im Nordosten gedreht und die Deichsel weist nach unten. Innerhalb von 24 Stunden umrundet er einen fiktiven Punkt am Himmel, den Nordpunkt. Die Verlängerung der hinteren Kastensterne weist den Weg zum Himmelsnordpol. Insgesamt sieben helle Stern formen den Wagen. Die komplette Gestalt des Großen Bären, die nur mit viel Phantasie als solcher zu erkennen ist, besteht aus wesentlich schwächeren Sternen. Der zweitletzte Deichselstern gilt seit jeher als Augentest. Er ist wohl der bekannteste Doppelstern. Die Komponenten heißen Mizar und Alkor, sind zirka 80 Lichtjahre entfernt und umrunden sich einmal in mehreren Tausend Jahren. Mizar, der hellere Stern wird auch Pferd genannt und Alkor das Reiterlein. Pferd und Reiter sind leicht von freiem Auge zu trennen, der Sehtest ist keine große Herausforderung.
Gut sichtbar
Mit einem guten Fernglas oder einem Teleskop zeigen sich im Großen Bären mehrere ferne Galaxien in Form von verwaschenen Nebeln.
M 108 ist beispielsweise eine Spiralgalaxie wie unsere Milchstraße und 46 Millionen Lichtjahre entfernt.
Verlängern wir die hinteren Kastensterne zirka fünf Mal so kommen wir zum „faulsten“ Stern des gesamten Firmaments. Es ist der Polarstern und er bewegt sich nie. Er steht genau 47,5 Grad hoch über dem Nordhorizont. Der Grund: er befindet sich ziemlich genau in der Verlängerung der Erdachse und steht daher fast still. Wegen der Erdrotation drehen sich alle Sterne innerhalb eines Tages einmal um ihn herum. 430 Lichtjahre trennen uns vom Polarstern, der selbst ein Doppelstern ist. Der Kleine Bär ist identisch mit dem kleinen Wagen. Die sieben Sterne des Leiterwagens sind leicht zu erkennen. Einen Bären zu identifizieren ist schon schwieriger. Die Deichsel ist gleichzeitig der Schwanz der Bären, der Kasten des Leiterwagens markiert den Bauch des Bären. Der Kleine Wagen wird gerne als Test für die Transparenz des Sternenhimmels genutzt. Das gesamte Sternbild ist viel weniger auffällig als der Große Wagen. Der Polarstern und die beiden hinteren Deichselsterne sind etwas heller als die restlichen vier Sterne. Bei mäßiger Luftqualität beispielsweise wegen Dunst, leichter Bewölkung oder Lichtverschmutzung sind nur die drei helleren Sterne wahrnehmbar. Erkennt man den Kleinen Wagen zur Gänze weist das auf gute Beobachtungsbedingungen hin. Am frühen Abend krümmt sich derzeit die Deichsel vom Polarstern ausgehend in nordwestliche Richtung nach unten.
Der Sternhaufen der Plejaden wird des Öfteren wegen seiner Form mit dem Kleinen Wagen verwechselt. Aber: die Plejaden haben eine viel kleinere Ausdehnung und stehen nie genau im Norden.