Metro-Kino: „Vorläufiges Aus schmerzt sehr“

Am 27. März läuft im Metro-Kino vorläufig der letzte Film. Fachgruppengeschäftsführer Michael Osti spricht im Interview über das Aus des Traditionskinos, die aktuelle Lage und was sich in der Kinolandschaft ändern muss.
Wie die NEUE bereits berichtete, hat Metro-Kino-Betreiber Sakir Sahin seinen Pachtvertrag vorzeitig zum Ende März 2025 gekündigt. Wie hat die Fachvertretung der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe bei der Wirtschaftskammer diese Nachricht aufgenommen?
Michael Osti: Wir waren in den vergangenen Monaten in engem Austausch mit dem Betreiber. Uns war bewusst, dass die aktuelle Situation nicht mehr tragbar ist und es unter diesen Voraussetzungen keine langfristige Zukunft für das Metro-Kino gibt.
Ist die Entscheidung von Sakir Sahin nachvollziehbar?
Osti: Ja, unter den gegebenen Voraussetzungen gab es keine Alternativen.
Mit dem vorläufigen Aus des Metro-Kinos verliert Vorarlberg eine weitere traditionsreiche Spielstätte. Ist das ein großer Verlust?
Osti: Ja, das schmerzt uns sehr. Mit dem Metro-Kino geht eines der ältesten und traditionsreichsten Kinos der Region verloren. Damit verlieren wir mit Peter Pienz und Sakir Sahin gleichzeitig auch zwei Legenden in Sachen Kino.

Betriebseigentümer Lukas Pasi plant einen umfassenden Umbau des Metro-Kinos. Inwieweit ist die Fachvertretung eingebunden?
Osti: Wir sind nicht in die Pläne involviert und kennen lediglich die Informationen aus den Medien. Zudem wissen wir nicht, wie die kolportierten zwei Millionen Euro für den Umbau finanziert werden sollen.
Ist das der richtige Schritt?
Osti: Falls das Konzept in Richtung Programmkino geht, wird es schwierig. Gerade in kleineren Städten zeigt sich oft eine Tendenz zu kultureller Zurückhaltung und einer Vorliebe für Mainstream-Filme, die in Multiplex-Kinos gespielt werden. Programmkino bietet oft alternative Filme, die ein spezifisches Interesse an Arthouse, Dokumentarfilmen, internationalen Filmen oder anderen Nischenbereichen ansprechen. Diese Interessen sind in kleinen Städten weniger stark ausgeprägt.

Auch die Zukunft des Cinema 2000 in Dornbirn ist ungewiss.
Osti: Für Dornbirn ist der Kinobetrieb in den nächsten zwei Jahren gesichert. Was danach passiert, ist allerdings noch unklar. Wir hoffen sehr, dass auch für die darauffolgenden Jahre eine nachhaltige Lösung gefunden wird.
Wie viele Kinos gibt es aktuell in Vorarlberg?
Osti: Es gibt fünf Traditionskinos, zwei Cineplexx-Standorte sowie einige wenige Kleinbühnen, die Kino machen und Sommeraufführungen veranstalten.
Zur Person
Michael Osti ist bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg in der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft seit drei Jahren Fachgruppengeschäftsführer der Branchen Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe. Der 50-Jährige Harder ist verheiratet und hat ein Kind.
Wie stellt sich allgemein die Situation der Kinos nach der schwierigen Coronazeit dar?
Osti: Die Traditionskinos haben sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Bei den Cineplexx-Kinos ist jedoch weiterhin ein rückläufiger Trend erkennbar. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Kinobesucher um rund 50 Prozent verringert.
Was muss sich ändern, damit Kinos langfristig bestehen können?
Osti: Das Kino muss sich als Kultur- und Erlebnisort weiterentwickeln und innovativ bleiben, um gegen die wachsende Konkurrenz digitaler Medien zu bestehen. Eine Kombination aus moderner Technik, hohem Komfort, begleitenden Veranstaltungen und gastronomischen Angeboten kann das Kino wieder zu einem attraktiven Treffpunkt für Film- und Kulturinteressierte machen.

Wie kann die Fachvertretung helfen?
Osti: Wir stehen gerne für fachliche Beratung und Inputs zur Verfügung und würden uns über einen konstruktiven Dialog mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern freuen.
Gibt es bereits laufende oder geplante Initiativen zur Stärkung der Kinolandschaft?
Osti: Im letzten Jahr waren wir in einen Workshop mit der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg eingebunden, seither ist jedoch wenig passiert. In den letzten Jahren hat die Fachvertretung die Ö3-Kinopass-Aktion durchgeführt, aber mittlerweile fehlen uns die finanziellen Mittel für Initiativen. Die Fachvertretung wird durch die Mitglieder finanziert – und wie das Beispiel Metro-Kino zeigt, schrumpft diese Basis leider weiter.

Wie wichtig ist das Kino für die Gesellschaft?
Osti: Ich möchte hier Peter Pienz zitieren: „Kino wird es immer geben, in welcher Form, das wird man sehen.“ Kino ist nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein soziales Erlebnis. Es bringt Menschen zusammen, erzeugt Emotionen und bietet Denkanstöße. Kino hat auch wirtschaftliche Bedeutung: Es generiert nicht nur Einnahmen für die Filmindustrie, sondern hat auch positive Nebeneffekte für Handel, Gewerbe und Gastronomie.