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Evangeliumkommentar: Versuchungen

09.03.2025 • 15:00 Uhr
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In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Andrea Geiger, Pastoralamt der Kath. Kirche Vorarlberg.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab. Lukas 4,1-13

Andrea Geiger
Andrea Geiger arbeitet im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.

Versuchungen…

Betrunken vor Glück, wie frisch verliebt oder der Traum des Lebens geht grad in Erfüllung. Was für ein Zustand. Tja, in diesen Zeiten des Lebens sind wir zu sehr vielem fähig. Da generieren wir Kräfte von denen wir nicht mal wussten, dass es sie gibt. Schon gar nicht, dass wir sie selbst haben.

Erfüllt vom Heiligen Geist zu sein, dürfte ein ganz ähnliches Gefühl sein. Sofern man diesen Zustand als Gefühl bezeichnen kann. Auf jeden Fall schreibt der Autor der Apostelgeschichte über das erste Pfingstfest (Fest des Hl. Geistes), dass manche der Zaungäste dachten, die Apostel wären oder wirkten betrunken „voll des süßen Weines“. Und auch sie entwickelten in diesem Zustand so eine Art „Superkräfte“: Das Sprechen in allen möglichen Sprachen oder zumindest das Verstanden werden von allen Menschen aus ganz verschiedenen Sprachgruppen ist wohl nicht selbstverständlich und auch nicht normal.

Doch jetzt wird’s doppelt heftig: 40 Tage Fasten plus Teufel ist eine fatale Kombination. Mich überfordert dieses Evangelium absolut. Ich habe ein Problem mit Fasten. Nein, nein, nicht grundsätzlich. Ich finde es total gut und wichtig. Und sollte es selbst viel mehr und vor allem konsequenter tun – zum Abnehmen, zum Reinigen, zum Fokussieren auf Wichtiges. Alles schon probiert. Mir fehlt nur leider so oft die Disziplin. Und dann brauche ich nicht mal eine zarte Versuchung. Ein kleines Stück Schokolade schadet doch nie oder ein Gläschen Wein oder … (wenn es beim kleinen Stück bleiben würde.) Tja – nach 40 Tagen fasten würden bei mir die Nerven sehr blank liegen. Kluge Menschen sagen, dann kann man sie besser polieren. So und jetzt kommt der Teufel ins Spiel. Ich brauche keine theologische Erklärung, wie das jetzt genau ist mit dem Teufel: Gibt’s ihn oder nicht. Und wenn ja, warum und wie ist er?

Wie bei einer mathematischen Gleichung mit einer Unbekannten „x“ scheint mir das Konstrukt „Teufel“ zu sein. Am Ende des Rechnungsvorgangs weiß ich, wofür „x“ gestanden ist. In meinem Leben erkenne ich „x“ immer wieder als meinen „inneren Schweinehund“ – manchmal ist es meine Faulheit, dann mein Stolz, meine Sucht nach … oder einfach Neid, Zorn, Gier. Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Und die großen Probleme dieser Welt dürften ganz ähnliche Hintergründe haben.

Jesus bleibt gelassen. Gerade als die Nerven blank liegen, lässt er sie sich nicht polieren. Er verliert sie auch nicht. Bleibt klar und ruhig, trotzt jeder Versuchung. Vielleicht liegt das daran, dass er nicht einfach nur erfüllt mit dem Heiligen Geist ist. Nicht einfach verliebt, trunken vor Glück, eine Ansammlung positiver Gefühle. Er ist eins mit dem Hl. Geist. Das ist Liebe, die hält und trägt und vor allem, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Darum bete ich gern: Jesus – trag du mich durch jede Versuchung. Amen.