Harmonischer Schlagabtausch vor dem Duell um die Alpenstadt

Die wohl aussichtsreichsten Kandidaten für den Bludenzer Bürgermeistersessel, Simon Tschann (ÖVP) und Mario Leiter (SPÖ), zeigen sich im Gespräch mit der NEUE harmonisch.
Der Wahlkampf nähert sich dem Ende. Ihr Resümee?
Simon Tschann: Grundsätzlich ist die Stimmung gut. Ich glaube, die Herausforderung ist, dass wir die Leute dazu bringen, dass sie am Sonntag wählen gehen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass wir immer sehr positiv auf alle zugegangen sind. Wir stellen das Gemeinsame in den Vordergrund: Es geht um unsere Stadt. Dafür setzen wir uns ein.
Mario Leiter: Wahlkämpfe sind immer Wahlbewegungen. Jeder probiert natürlich, seine Wähler zu motivieren, damit sie tatsächlich zur Wahl gehen. Eine hohe Wahlbeteiligung ist wichtig. Ich glaube, dass wir einen fairen Wahlkampf geführt haben – von allen Seiten. Natürlich auch mit einer gewissen Tiefe und Härte in der sachlichen Auseinandersetzung. Aber persönliche Angriffe gab es keine. Wir haben uns immer daran gehalten, dass die Unschuldsvermutung gilt und haben Vorverurteilungen nicht thematisiert. Es geht um Bludenz, um die Stadt, um die besten Ideen.
Fierobad Jazz im Löwen: Wie beurteilen Sie mitten in der Innenstadt die Stimmung in der Bevölkerung?
Leiter: Ich glaube, dass Musik verbindet – und zwar über Parteigrenzen hinweg. Die Band ist gemischt, es sind Leute von der ÖVP und von anderen Gruppen dabei, und es funktioniert. Die Musik begeistert die Menschen in dieser Stadt, das Haus ist voll, die Stimmung ist gut. Die Leute freuen sich, dass der Bürgermeister da ist und dass ich als Herausforderer da bin. Wir sitzen an einem Tisch, trinken ein Bier zusammen – es geht um ein gemeinsames Miteinander. Natürlich kämpfen wir jetzt um jede Stimme, aber nach der Wahl müssen wir zusammenarbeiten.

Tschann: Genau. Veranstaltungen wie diese zeigen, wie wichtig das Miteinander ist. Jazz ist zwar nicht genau mein Musikstil – ich bin da eher bei anderer Musik –, aber am Ende des Tages zählt, dass in der Stadt etwas los ist. Sei es musikalisch oder mit anderen Veranstaltungen. Wir setzen uns dafür ein, weil man bei solchen Anlässen viele Gespräche mit den Leuten führen kann. Gerade jetzt vor der Wahl kann man auch mal zwei, drei Minuten abschalten und einfach die Musik genießen. Nach der Wahl müssen wir es dann schaffen, wieder zusammenzusitzen und zu überlegen: Was machen wir? Was machen wir nicht? Ich glaube, das ist das Wichtigste.
Welches Bild haben die Menschen von Ihnen als Stadtpolitiker?
Tschann: Wenn die Leute sehen, dass wir beide hier sitzen, miteinander reden, dann ist das ein gutes Bild. Sie sehen: Die kämpfen zwar um jede Stimme, aber sie reden miteinander und arbeiten danach zusammen. Das ist wichtig. Es kommt ja immer der Tag nach der Wahl, an dem man den Auftrag der Wähler umsetzen muss. Und dann geht es darum, mit allen zusammenzuarbeiten.

Leiter: Auf kommunaler Ebene kann man nicht einfach sagen, man macht sein eigenes Ding. Man muss immer Lösungen finden. Hier geht es nicht um große Ideologien, sondern um ganz konkrete Probleme – sei es die Müllentsorgung oder Wohnungsbauprojekte. Das sind die Themen, die die Menschen bewegen.
Hat Ihre Zusammenarbeit auf Bundesebene Auswirkungen auf den Wahlkampf in der Alpenstadt?
Leiter: Ich bin froh, dass wir eine Bundesregierung haben. So wie ich das aus Wien mitbekomme, funktioniert es gut. Die Regierungspartner arbeiten ihre Themen ab, die Regierungskoordinatoren stimmen sich ab. Das ist positiv. In der Stadt haben wir ohnehin keine großen Probleme, da geht es um Sachthemen. Rund 85 bis 90 Prozent der Beschlüsse sind einstimmig. Es geht darum, dass man sich gut vorbereitet, alle einbindet und dann gibt es auch einen großen Konsens. Nach der Wahl wird es wichtig sein, diese Haltung fortzusetzen.
Tschann: Ja, es gibt Bundespolitik, es gibt Landespolitik – und dann gibt es die Gemeindepolitik. Die Gemeindepolitik ist wahrscheinlich die schönste politische Ebene, aber auch eine der herausforderndsten, weil man direkt mit den Menschen vor Ort zu tun hat. Aber genau das macht es spannend. Wir sind froh, dass es nun eine Bundesregierung gibt, die arbeiten kann. Auf Landesebene hat das schnell funktioniert und wir hoffen, dass wir auch in Bludenz rasch eine gute Lösung finden. Am Ende geht es um unsere Stadt, um die Menschen. Die Bundespolitik ist eine Sache – Bludenz ist eine andere. Und ich glaube, genau so muss man es auch sehen.
(NEUE Vorarlberger Tageszeitung)