Elon Musk ist der Verräter, und wir?

Bemerkenswert war die Replik von Kelly: “Verräter? Elon, wenn du nicht verstehst, dass die Verteidigung der Freiheit ein grundlegender Bestandteil dessen ist, was Amerika großartig macht und uns Sicherheit bietet, solltest du es vielleicht denen von uns überlassen, die es verstehen.” Haben wir verstanden?

Auch wenn wir die historischen Gründe der österreichischen Neutralität nicht negieren wollen, wissen wir spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, dass wir „politisch“ nicht neutral sind, nur militärisch. Und jetzt stellt sich angesichts der veränderten Weltordnung – durch eine USA unter einem ziemlich verrückten Präsidenten – die Frage, ob diese Neutralität noch zu halten ist, oder ob es nicht an der Zeit ist, diese aufzugeben und sich in eine notwendige europäische Verteidigungsallianz mit Beistandspflichten einzuordnen. Ist nicht sogar die Teilnahme an einem europäischen Raketenschutzschirm Sky-Link schon der erste notwendige Schritt in diese Richtung? Müssen wir dann nicht auch zwingend Teil der Macht sein, die gegen jene Menschen vorgeht, die Abschussrampen von Raketen und Startplätzen von todbringenden Drohnen befehligen und bedienen?

Wenn Russland unsere baltischen Freunde angreift, sitzen wir und unsere Soldaten still und warten, bis es vorüber ist? Bis Putin bei uns ist, ist er eh tot? Oder bewegen wir uns schon früher und helfen dort, wo Hilfe nötig ist – auch militärisch? „Wehret den Anfängen“, und die sind leider längst gemacht. Wenn wir Kelly wirklich verstehen, heißt das wohl oder übel, wir müssen unsere Verteidigung unserer Freiheit und unserer Demokratie überall dort leisten, wo sie missachtet wird, auf alle Fälle in jedem unserer EU-Länder. Wenn wir unsere Werte und unsere Bekenntnisse zu Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat ernst nehmen, helfen wir denen, die zu Unrecht auf den Boden gedrückt werden. Nicht nur „politisch“, auch physisch, mit militärischer Gewalt. Senator Kelly hat das verstanden, Musk nicht. Wir werden uns von der Neutralität verabschieden müssen, denn Schutz bietet sie keinen und für Bequemlichkeit ist die gegenwärtige Weltordnung ungeeignet.