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Hirtin und Hirte sein

11.05.2025 • 14:00 Uhr
Hirtin und Hirte sein
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In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Paul Burtscher, Pfarrer von Bildstein und Schwarzach.

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Sonntagsevangelium

In jener Zeit sprach Jesus: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins. Johannes 10, 27–30

Hirtin und Hirte sein

In diesem Bild von Hirten und Schafen geht es um die vertraute Beziehung, die zwischen beiden besteht. Jesus legt Wert darauf, dass seine Jüngerinnen und Jünger freundschaftlich mit ihm verbunden sind. Sie kennen seine Stimme und er kennt die ihren. Er ist um ihren Schutz bedacht und gibt für sie sein Leben hin. Wer sich Jesus anvertraut, lebt sicher. Christsein ist nicht risikofrei, es kann das Leben kosten, aber im Letzten ist der gläubige Mensch in der Gemeinschaft des guten Hirten gut aufgehoben. Wenn wir Jesus nachfolgen und seinen Weg mitgehen, dann wird auch unser Leiden und Sterben in die Auferstehung des Ostermorgens münden. Es geht in diesen Worten Jesu auch darum, dass wir selber Hirten werden, auf die Verlass ist, deren Worten man trauen kann, die ihr Leben investieren, für die ihnen Anvertrauten, sei es in der Familie, im Beruf oder in einer Pfarrei. Der gute Hirte Jesus in der Bibel gibt uns ständig Ansporn und Mut, ihm zu folgen und ihm ähnlich zu werden.

Muttertag: Mütter als erste Hirtinnen des Lebens

Heute ist Muttertag. Ist es nicht logisch, dass wir auch in unseren Müttern „Hirtinnen“ sehen, die uns Wichtiges für das Leben mitgeben oder mitgegeben haben? Die Mutter ist die erste Bezugsperson, die einen Menschen wesentlich prägt. Deshalb ist Muttersein eine große Aufgabe. Wir dürfen heute unseren Müttern danken, dass sie uns ins Leben begleitet haben. Wir sollen aber auch verzeihen können, wenn sie als Mütter ihrer Aufgabe nicht gerecht geworden sind. Trotzdem verdienen sie unseren Dank, unseren Respekt und unsere Zuneigung. Sie bleiben Menschen und wachsen doch oft über sich hinaus. Sie tun, was sie können und tun damit das Entscheidende, nämlich den Kindern Nähe und Vertrauen zu schenken. Das ist auch die Grundlage für das Vertrauen zu Gott, zum guten Hirten, der uns heute anredet. Für mich ist es heute ein besonderer Muttertag. Vor zwei Wochen ist meine Mutter mit 104 Jahren verstorben. Jahrzehntelang war sie der Mittelpunkt der Familie. Nun ist ihr Platz leer und sie ist im Himmel. Erinnerung und Dankbarkeit für sie bleiben.

In diesen Tagen absolvieren viele Maturanten ihre letzten Prüfungen. Danach ist ihre Zukunft offen für viele Berufswege. Das Thema Berufung geht jeden Jugendlichen an, weil er sein Leben sinnvoll verwirklichen möchte. Der verstorbene Papst Franziskus hat noch im März zu diesem „Sonntag der Berufung“ Folgendes geschrieben: „In dieser unserer Zeit fühlen sich viele junge Menschen im Blick auf die Zukunft verloren. Oft sind sie unsicher, was ihre beruflichen Perspektiven angeht, und noch grundlegender erleben sie eine Identitätskrise, die eine Sinn- und Wertekrise ist und durch die digitale Verwirrung noch schwerer zu überwinden ist. Doch der Herr, der das Herz des Menschen kennt, lässt uns in der Unsicherheit nicht allein, vielmehr möchte er in jedem das Bewusstsein wecken, geliebt, gerufen und als Pilger der Hoffnung gesandt zu sein. Daher sind wir erwachsenen Glieder der Kirche, insbesondere die Hirten, gefordert, den Berufungsweg der neuen Generationen anzunehmen, zu prüfen und zu begleiten. Und ihr jungen Menschen seid gerufen, dabei die Hauptrolle zu spielen, oder besser gesagt, sie zusammen mit dem Heiligen Geist zu spielen, der in euch den Wunsch weckt, das Leben zu einem Geschenk der Liebe zu machen.“ Im Blick auf die Kirche sagt Franziskus: „Sie braucht Hirten, Ordensleute, Missionare, Ehepaare, die es verstehen, mit Vertrauen und Hoffnung ,Ja’ zum Herrn zu sagen. Die Berufung ist niemals ein Schatz, der im Herzen eingeschlossen bleibt, sondern sie wächst und festigt sich in der Gemeinschaft derer, die glauben, lieben und hoffen.“ Und zuletzt sagt er: „Lasst uns also nicht müde werden, den Herrn um neue Arbeiter für seine Ernte zu bitten, in der Gewissheit, dass er immerfort mit Liebe ruft.”

Hirtin und Hirte sein
Paul Burtscher ist Pfarrer in Bildstein und Schwarzach. NEUE