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Liebe auf den zweiten Blick: die kleine, starke Hauswurz

11.05.2025 • 15:00 Uhr
Hauswurze
Robust und genügsam: Die Hauswurz speichert Wasser in ihren Blättern und übersteht extreme Bedingungen. MOOSMANN-Hämmerle

Klein und oftmals unscheinbar wachsen Hauswurze an kargen Standorten. Die widerstandsfähigen Pflanzen schmücken Steingärten, Dächer und Tröge, blühen in fast allen Farben und geben keinerlei Arbeit.

Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at

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Hauswurze tragen nicht umsonst den lateinischen Namen Sempervivum, was so viel wie „immer lebend“ bedeutet. Sie sind immergrün und schmücken den Garten auch in der kalten Jahreszeit. Die Sukkulenten vertragen Hitze und Kälte, kommen auf kargen Böden fast ohne Wasser und Nährstoffe zurecht und benötigen keinerlei Pflege. Die unscheinbaren, gerne übersehenen Gewächse, gedeihen sogar am besten, wenn man sie ganz in Ruhe lässt. Wie viele andere Dickblattgewächse können Hauswurze in ihren Blättern Wasser speichern. Es heißt, man müsse sie nur einmal gießen, und zwar bei der Pflanzung.
Die Hauswurz (Sempervivum) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Es gibt mehrere tausend Sorten, die gärtnerische Verwendung finden. Ihre natürlichen Verbreitungsgebiete sind die Gebirge Europas und Kleinasiens in Höhen bis zu 2000 Metern, wo sie meist in Felsspalten wachsen. Als Nährstoffe genügen ihnen ihre eigenen abgestorbenen Pflanzenteile.

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Hauswurze bilden nach Jahren farbenfrohe, sternförmige Blüten. SHUTTERSTOCK

Hauswurze gibt es in den unterschiedlichsten Größen, Wuchsformen und Blattfarben von Rot bis Grün. Nach einigen Jahren bilden sie in der Mitte der Rosette Blütenstängel mit weißen, gelben, roten oder rosa Blüten. Ihre Blütezeit ist je nach Art und Standort von Mai bis August. Die Rosette blüht nur einmal und stirbt nach der Blüte ab. Dies ist aber kein Problem, denn sie bildet reichlich Nachwuchs. Hauswurze breiten sich durch Tochterrosetten aus und können im Laufe der Zeit größere Matten bilden. Am besten gedeihen Hauswurze auf trockenen und kargen Böden. Ein heller, sonniger Standort kommt ihnen sehr entgegen.

Hauswurze
Besonders für Steingärten sind die Pflanzen sehr geeignet. MOOSMANN-Hämmerle

Sie eignen sich zur Bepflanzung von Steingärten, Trockensteinmauern und zur Dachbegrünung, da sie mit wenig Substrat auskommen. Sehr dekorativ ist Sempervivum in Steintrögen, wo die kleinen Pflanzen gut zur Geltung kommen. Staunässe vertragen sie gar nicht, weshalb auf eine gute Drainage geachtet werden muss. Für die Pflanzung in Töpfen und Trögen wird Kübelpflanzenerde mit einem Drittel Sand, Kies oder Splitt vermischt. In zu stark gedüngter Erde werden sie blühfaul. Passende Pflanzpartner sind verschiedene Steinbrecharten, Katzenpfötchen, Hungerblümchen, Kuhschelle oder Kriechender Thymian.
Die Pflanze enthält Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe sowie Ameisen- und Apfelsäure. Sie gilt als die Aloe Vera des Nordens, denn wie bei diesen tritt ein dicklicher Saft aus den Blättern, der kühlende, entzündungshemmende und wundheilende Wirkung haben soll. Pfarrer Kneipp empfahl einen Tee aus Dachhauswurz bei Übelkeit, Magengeschwüren und zur Blutreinigung. Als Salbe kann sie bei Sonnenbrand, leichten Verbrennungen, Insektenstichen und Schwellungen angewendet werden.

Hauswurze
Die Hauswurz gilt seit der Antike als Schutz vor Blitz und Feuer.MOOSMANN-Hämmerle

Im Schutz der Donnerwurz

Schon im vierten Jahrhundert vor Christus erwähnte der griechische Botaniker Theophrast Hauswurze, die auf Dachziegeln und Mauern wuchsen. Im antiken Rom galten die Pflanzen als Geschenk des Gottes Jupiter an die Menschen und erhielten den Namen Jupiterbart (barba jovis). Wohl auch wegen ihrer Unverwüstlichkeit und Lebenskraft wurden der Hauswurz im Mittelalter magische Kräfte zugeschrieben. Sie wurde auf das Dach gepflanzt, um vor Blitzeinschlag und Bränden zu schützen. Bei herannahenden Gewittern wurden zusätzlich noch Blätter der Hauswurz im Ofen verbrannt. Die im Volksmund gebräuchlichen Namen Dachwurz, Wetterwurz oder Donnerwurz zeugen noch immer davon. Die Hauswurz fand auch Eingang in die Landgüterverordnung Kaiser Karls des Großen aus dem 9. Jahrhundert. Darin befahl er, dass jeder Bauer Hauswurz auf seinem Dach haben müsse. Im süddeutschen Raum wurden die Pflanzen in den Kamin gehängt, damit die Hexen nicht hineinfliegen konnten.

Wissenswertes

Namen: Hauswurz, Steinrose, Dachwurz, Wetterwurz
Gattung: Hauswurz
Familie: Dickblattgewächse
Standort: Auf trockenen, kargen Böden, keine Staunässe, hell und sonnig.
Verwendung: Bepflanzung von Trögen, Steingärten, Dächern, als Salbe.