Und damit basta

„Und damit basta“ – eine dieser wenigen Wortkombinationen, die in mir unvermittelt einen Tsunami innerer Aggression auslösen. Ich nörgle noch kurz etwas hinten nach – und bin dann mal für zwei Stunden oder drei einfach sauer. Das Gespräch ist aber beendet.
Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at
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„Und damit basta“ war schon immer mit dieser Zauberkraft ausgestattet, mich abrupt mundtot zu machen. Dabei sind es doch nur drei Wörter. „Und“ – eine friedliche Konjunktion. Das Pronominaladverb „damit“ reiht sich neutral dazu. Und „basta“, eine österreichische Verliebtheit in die italienische Sprachweise. Also: tutto innocuo – alles harmlos.
Und doch schiebt sich „und damit basta“ wie eine steinerne Wand in eine zuvor noch lebhafte Diskussion…“ Es untermauert den eigenen Standpunkt – lässt aber keinen anderen mehr zu. Wir ignorieren damit andere Meinungen, andere Realitäten und andere Gefühlswelten. Das ist mitunter gefährlich, weil die subjektive Wahrnehmung der eigenen Welt in den seltensten Fällen einer allgemeingültigen Wahrheit entspricht. Es sei denn, man sagt Dinge wie: „Die Erde kreist um die Sonne, und damit basta!“ (Hätte nur Galileo Galilei die Stärke dieser Worte erkannt!)
Wird „und damit basta“ nicht eingesetzt, um ein Gespräch verstummen zu lassen, dann dient es dazu, einem Befehl oder einer Aufforderung Nachdruck zu verleihen. Vorzugsweise im Umgang mit Teenagern (ich gestehe):
„Räum bitte dein Zimmer auf.“ – „Aber…“ – „Nichts aber. Hier entstehen schon Subuniversen und neue Lebensformen. Aufräumen, und damit basta!“
In meiner Wahrnehmung habe ich keine Lust, dass der Rest meiner Wohnung vom schwarzen Loch des Teeniezimmers verschluckt wird, und ich habe mich verführen lassen von der Kraft des „Basta“. Aber die Realität meiner Kinder ist in diesem Moment ziemlich sicher eine ganz andere.
Mit „und damit basta“ versuche ich schlicht, nicht den letzten Nerv zu verlieren – während ich meine Töchter auf das Erwachsenenleben vorbereite. Um ehrlich zu sein, gelingt das nur mäßig. Denn „und damit basta“ entfaltet auf meine Kids nicht die gleiche magische Wirkung wie auf mich.
Insgeheim finde ich das toll. Denn es zeigt mir, dass meine Mädels sich nicht einschüchtern lassen, ihren eigenen Weg gehen und eine eigene Realität beanspruchen. Auf gut Deutsch: Die zwei sind selbstbewusste junge Frauen.
Das macht es eben leichter, ihnen klarzumachen, dass es neben ihrer Welt auch noch andere gibt, mit denen sie sich zumindest gelegentlich vertraut machen könnten – zwecks Vorbereitung auf das weitere Leben nämlich (und damit basta).
