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Der Fünfziger – und das ist fix erst die Hälfte

25.05.2025 • 13:30 Uhr
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Nun denn, es ist so weit: Ich wandle seit etwa 1.577.880.000 Sekunden, oder 26.298.000 Minuten, oder 438.300 Stunden, oder 18.262,5 Tagen, oder – ganz einfach – 2.609 Wochen auf dieser Erde herum.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Heruntergebrochen auf die größte bekannte Mengeneinheit bedeutet das: Ich bin ein halbes Jahrhundert lebendig. Man merkt schon – es fällt mir nicht ganz so leicht, das auszusprechen: fff…füü…fün… nein geht nicht.

Und das, obwohl ich eine erprobte Strategie gegen geburtstägliche Schockmomente habe: Schon ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Alterswechsel teile ich – nach passender Fragestellung – mein zukünftiges Lebensjahr mit. Emotionale Vorverlagerung nenne ich das. Und so bin ich, gefühlt, bereits seit Dezember 2024 fünf … also, älter. Nur – diesmal hat das mit dem Selbstbetrug nicht ganz so gut funktioniert. Noch einen Tag vor dem Fü…ziger hüpfte ich fröhlich durchs Leben, mit roten Freudenbacken und dem Satz auf den Lippen: „Das ist doch gar nicht schlimm!“ Bis mein Lieblingsmensch, mit einem leicht schadenfrohen Lächeln, meinte: „Warten wir ab!“ (Er darf das – er ist älter und hat das Drama längst hinter sich). Und meine Tochter 2 schob lässig hinterher: „Jetzt wirst du zur Oma.“ Wobei „Oma“ hier wohl weniger als Ehrentitel für eine weise, humorvolle, lebenserfahrene Frau gedacht war, sondern eher: „Mama, du bist alt!“

Auch meine Kinder sind manchmal – sehr einfühlsam. Die anschließende Umarmung und das „Ich hab dich lieb“ lässt immerhin durchblicken, dass sich hier ein sarkastischer, ironischer Humor im Entwicklungsstadium befindet. Also gut. Ich bin jetzt offiziell – sagen wir mal: älter. Die Natur winkt diesbezüglich sowieso schon seit Längerem mit dem Zaunpfahl und deutet mir an, dass mein Körper sich längst vom Reifestadium verabschiedet hat und nun, wie die Äpfel in der Obstschale langsam, langsam dem Ende entgegen runzelt.

Ernsthaft: Kürzlich konnte ich eine Medikamentendose nicht öffnen, weil ich den Hinweis zur Kindersicherung nicht mehr entziffern konnte. Weißer Prägedruck auf weißem Deckel – und meine Augen machten einfach nicht mehr mit. Das Stehen am Fenster, bemüht, den Lichteinfall in den richtigen Winkel zu setzen, um den weiß gestanzten Hinweis auf dem weißen Deckel zu entziffern, hat nicht geholfen. Die Lesebrille? Mal wieder nicht auffindbar. Also kam das Brotmesser zum Einsatz. Immerhin: Mein Hirn kann noch lösungsorientiert denken.

Na gut. Neuer Abschnitt. Neue Herausforderung. Alte und frische Ziele – und einfach dranbleiben an dem, was man liebt. Ich habe doch noch ein halbes Jahrhundert vor mir. Das muss genutzt werden – dann halt mit Brille und Rückenknacksen.

Fünfzig. Ich bin fünfzig.
Irgendwie schon oarg!