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PRC: Familienbetrieb mit Renn-DNA

01.06.2025 • 11:00 Uhr
PRC: Familienbetrieb mit Renn-DNA
Emanuel Pedrazza in seiner Werkstatt in Hard. Klaus Hartinger

Pedrazza Racing Cars steht für innovativen Eigenbau von Rennautos, Power, Zuverlässigkeit und Siege. Seit 2010 leitet Emanuel Pedrazza den Familienbetrieb in Hard.

Gegründet wurde Pedrazza Racing Cars (PRC) vom im August 2024 im Alter von 74 Jahren verstorbenen Walter Pedrazza, der eine prägende Figur im Vorarlberger Motorsport war. Nicht nur als Fahrer mit unzähligen Siegen und Streckenrekorden, sondern auch als Tüftler und Konstrukteur. Die PRC-Boliden, entwickelt für Rundstrecken und Bergrennen, entsprechen dem gültigen FIA-Reglement, sind komplett zertifiziert und gelten bis heute als hochwertig, schnell, zuverlässig – sowie vor allem als einzigartig.

PRC: Familienbetrieb mit Renn-DNA
Emanuel Pedrazza legt bei seinen Boliden selbst Hand an. Hartinger


Seit 2010 leitet Sohn Emanuel Pedrazza PRC mit Sitz in Hard. Und das mit einer Mischung aus tiefem Respekt, technischer Präzision und echtem Herzblut. „Ich bin 1971 auf die Welt gekommen, in dem Jahr, als mein Papa mit dem Motorsport begonnen hat“, erzählt Emanuel Pedrazza. „Hauptberuflich war er damals noch Kranführer, hat den Motorsport nebenbei betrieben. Aber er war auf den Rennstrecken superschnell, alles hat sich rasant weiterentwickelt und er konnte dann dem Motorsport hauptberuflich nachgehen.“ Der Weg war damit für den heute 54-Jährigen eigentlich schon vorgezeichnet: „Es war immer ein Familienbetrieb, ich war von Anfang an dabei und bin immer mehr hineingewachsen. Es hat mein ganzes Leben geprägt.“

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Aktiver Rennfahrer

Auch Emanuel Pedrazza selbst hat Rennluft geschnuppert. „Ich bin Bergrennen gefahren, aber keine komplette Meisterschaft“, sagt er. „Und logischerweise die Sports Car Challenge, eine offene Rennserie für Sportprototypen, die mein Vater gegründet hat – und das natürlich mit dem eigenen Produkt.“ Die Motivation hinter den Einsätzen war dabei auch geschäftlicher Natur: „Der Hintergrund war, dass wir die Autos auch verkaufen konnten.“ Eine volle Saison fuhr Emanuel Pedrazza allerdings nur einmal: „Das war im Jahr 2000 – da bin ich auch Meister geworden. Sonst bin ich nur so lange gefahren, bis jemand kam und mir das PRC-Auto weggekauft hat und mein Papa sich darüber selbstverständlich gefreut hat“, lacht er.

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Doppelter Einsatz ist angesagt: Werkstatt- und Büroarbeit. Klaus Hartinger


Der Übergang der PRC-Leitung vom Vater auf den Sohn sei nicht ganz leicht gewesen: „Die ersten fünf Jahre waren für mich eher schwierig. Mein Vater war immer noch sehr präsent, und ich habe schon noch gemacht, was er wollte.“ Erst ab 2015 konnte er PRC wirklich nach seinen eigenen Vorstellungen führen. Dennoch blieb Vater Walter ein wichtiger Ratgeber – bis zu seiner schweren Erkrankung während der Corona-Zeit.

Zur Person

Name: Emanuel Pedrazza

Geboren: 19. Jänner 1971

Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder

Beruf: Rennfahrer

Hobbys: Natur

PRC-Sitz: Hard

Rennwagenbau

Der Rennwagenbau bei PRC hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark gewandelt. Walter Pedrazza begann mit dem Umbau bestehender Fahrzeuge: „Er hat Autos gekauft, die seiner Meinung nach nicht wirklich fertig gedacht waren, und diese dann umgebaut, schneller und besser gemacht.“ So entstand Schritt für Schritt der Eigenbau-Gedanke. „Irgendwann war er an dem Punkt, wo schon so viel selbst gemacht war, dass er sagte: Jetzt mache ich den Rest auch noch selbst.“

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Emanuel Pedrazza führte die NEUE am Sonntag durch die Werkstatt in Hard. Klaus Hartinger

Der erste komplette Eigenbau war der PRC S4, Anfang der 2000er-Jahre. Emanuel Pedrazza selbst realisierte 2009 seinen ersten komplett selbst konstruierten Rennwagen – den PRC WPR 60. „Das war das erste Auto, das bei uns nicht auf dem Zeichenbrett entworfen wurde, wie es mein Vater immer gemacht hat, sondern CAD-gezeichnet – also alles über den Computer.“ Jedes Detail war geplant, durchgerechnet und simuliert: „Jede Schraube, jede Beilagscheibe. Auch die Karosserie – die wurde nicht einfach irgendwie heraus geschnitzt“, schmunzelt der 54-Jährige. Das Ergebnis: ein sehr erfolgreiches Fahrzeug.

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Markt übersättigt

Derzeit werden bei PRC keine neuen Fahrzeuge gebaut. Der Grund ist schlicht der Markt: „Die Szene ist übersättigt mit Sportwagen – wie etwa von Boliden aus der LMP3-Serie.“ Diese Fahrzeuge, die unter dem Dach der FIA jährlich in großen Stückzahlen produziert werden, landen nach zwei, drei Jahren günstig auf dem Gebrauchtmarkt. „Sie sind fast neu, sehr hochwertig – da kann ich preislich einfach nicht mithalten.“

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Deshalb konzentriert sich Emanuel Pedrazza auf den Betrieb und die Weiterentwicklung der Sports Car Challenge – jener Rennserie, die sein Vater gegründet hat. „Ich habe sie offiziell 2024 übernommen, de facto aber bereits seit 2022 geführt.“ Die Serie umfasst fünf Rennveranstaltungen mit je zwei Rennen pro Wochenende. Und die Austragungsorte haben es in sich: „Wir fahren nur GP-Strecken – das ist eine Grundvoraussetzung.“ Große Events wie das Jim Clark Revival am Hockenheimring mit über 40.000 Zuschauern oder die Red Bull Classics am Red-Bull-Ring sind Fixpunkte im Kalender. Weitere Stationen: Nürburgring, Italien und Brünn in Tschechien.

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Bei all diesen Events ist Pedrazza persönlich dabei. „Wenn Piloten in der Serie fahren wollen und das Auto von mir betreuen lassen, transportiere ich die Boliden mit dem LKW vor Ort. Wenn es sich nur um ein Auto handelt, habe ich auch noch einen Hänger und einen Wohnwagen zur Verfügung. Falls ein Fahrer keine Mechaniker hat, übernehme ich das auch noch.“

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Trotz professioneller Organisation versteht sich die Sports Car Challenge als Amateurserie. „Der Altersschnitt liegt derzeit bei knapp über 50 Jahren – es sind sogar 70-Jährige am Start“, erklärt Pedrazza. Das hat Konsequenzen: „Die Gefahr, dass die Serie ausstirbt, ist damit gegeben. Daher bin ich bestrebt, junge Talente für die Serie zu finden.“ Pedrazza scoutet aktiv: „Ich fahre zum Beispiel mit jungen Piloten nach Frankreich auf eine Teststrecke, um zu sehen, ob es ihnen Spaß macht, ob Talent vorhanden ist und ob es Sinn macht, weiter mit ihnen zu arbeiten.“

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Schwerer Stand

Er weiß aus eigener Erfahrung, wie hart es für junge Fahrer ist. Sein Neffe Kiano Blum fährt im Porsche Carrera Cup – als jüngster Starter der Serie. „Und trotzdem sehe ich: Es ist sehr schwer, eine Profikarriere einzuschlagen.“ Seine Einschätzung ist nüchtern: „Du kannst im Motorsport nur eine Profikarriere machen, wenn du superreich bist und ein Talent bist – oder wenn du reich bist und ein Supertalent bist. Ein super muss dabeistehen, sonst wird es fast unmöglich.“

Wirtschaftlich sei der Motorsport kein Selbstläufer. „Reich werde ich dadurch sicher nicht. Bei mir steckt sehr viel Idealismus dahinter. Das kommt sicher daher, dass ich mit dem Motorsport aufgewachsen bin und mein Papa mein größtes Vorbild war.“ Die Leidenschaft ist geblieben – auch wenn sein Sohn Fabio nicht in seine Fußstapfen treten will: „Er sagt: Wenn er sieht, was ich alles machen muss – niemals.“ Das vergangene Geschäftsjahr war laut Pedrazza „nicht berauschend“, aber: „Pedrazza Racing Cars steht gut da, und ich habe den Vorteil, dass ich alleine bin.“

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Große Zukunftspläne? „So wie es derzeit läuft, bin ich gut ausgelastet. Ich versuche weiter, die Sports Car Challenge zu pushen, mich mehr in diese Richtung zu verlagern und meine Autos Piloten zur Verfügung zu stellen.“ Neue Eigenbauten seien aktuell kein Thema: „Es macht wirtschaftlich keinen Sinn. Natürlich – wenn jemand kommt und sagt: ‚Bitte unbedingt!‘ – dann kann es schon noch einmal dazu kommen. Aber das ist eher unwahrscheinlich.“

PRC Pedrazza