Frischer Wind auf dem Bergbauernhof

Auf seinem Bergbauernhof vereint Renato Müller Tradition und Innovation. Der junge Landwirt führt den Betrieb in dritter Generation und bringt frischen Wind auf den Hof.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
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In Blons im Großen Walsertal liegt der Bergbauernhof von Renato Müller, den er gemeinsam mit seinem Vater Engelbert Müller (57) im Nebenerwerb bewirtschaftet. Als Jungbauer hat Renato Müller seit der Übernahme des Bauernhofes alle Hände voll zu tun. Die Landwirtschaft zu betreiben, bedeutet dem Blonser viel: „Das ist ein Beruf, den ich nicht mehr hergeben würde“, ist er überzeugt. „Zu sehen, was man alles an einem Arbeitstag getan hat, ist ein gutes Gefühl, auch wenn es ein sehr anstrengender Tag war.“ Den Hof führt er jetzt in dritter Generation. Sein Großvater erstand die Landwirtschaft nach der großen Lawinenkatostrophe in den 1950er Jahren, bei der er selbst Haus und Hof verloren hatte. Nachdem der Großvater 1999 auf der Alpe tödlich verunglückt war, übernahm Renatos Vater die Landwirtschaft und übergab sie schließlich vor eineinhalb Jahren an den 24-Jährigen, der sich dem Hof und seinen Tieren mit viel Freude und Energie widmet. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Fläche von 30,6 Hektar mit 60 Stück Vieh, von denen 24 Milchkühe sind. Die Milchkühe sind noch immer der Hauptwirtschaftszweig des Betriebes, doch in den vergangenen Jahren gewannen Aufzucht und Verkauf der Kühe zunehmend an Bedeutung. Nach der Ausbildung zum Land- und Forstfacharbeiter an der Landwirtschaftsschule absolvierte Renato Müller eine Lehre zum Landmaschinenmechaniker und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Das habe ihm Freude gemacht, erzählt er, und habe zusätzlich den Vorteil, dass er jetzt seine landwirtschaftlichen Maschinen selbst reparieren kann. Seit Herbst besitzt er ein Einzelunternehmen und ist als Genetikberater für Landwirte tätig. Durch die Selbständigkeit hat der Jungübernehmer mehr Zeit für die Arbeit auf dem Bauernhof und kann sich die Arbeitszeit besser einteilen.

Ein Hof mit Geschichte und Zukunft
Umbau. In den frühen 2000er Jahren renovierte sein Vater Engelbert Müller das Haus und die Wirtschaftsgebäude und errichtete einen Laufstall. Im ehemaligen Stall ist jetzt der Heustock untergebracht, er soll in den kommenden Jahren umgebaut und modernisiert werden. Auch eine Fotovoltaikanlage wird demnächst installiert. Zudem ließ der Vater eine Seilbahn errichten, die direkt vom Stall aus 700 Meter hinauf zur Hauptstraße führt. Auf ihr werden die Milchkanister transportiert, die dort ein Lkw abholt. Besonders im Winter, wenn viel Schnee liegt, ist die Seilbahn eine große Arbeitserleichterung. Der Landwirt müsste sonst mit dem Auto um halb fünf Uhr morgens die Milch abliefern, noch bevor der Schneebahner fährt und die Straße geräumt wird. Den Hof führt Renato Müller als reinen Heubetrieb, die Kühe bekommen silofreies Futter. „Die Kühe sind möglichst oft im Freien, es ist uns wichtig, dass sie genug Bewegung haben“, erklärt er. Sobald es das Wetter zulässt, sind sie draußen auf den umliegenden Weiden, im Sommer ziehen sie auf die Alpe, wo sich ein Hirte um das Vieh kümmert. Dann ist auch Zeit, allfällige Reparaturarbeiten auf dem Hof durchzuführen. „Der Hof hat mich immer schon interessiert und das Arbeiten als Bauer. Ich bin sehr mit den Tieren verbunden“, erzählt der Jungbauer. Die alltägliche Arbeit lasse sich zusätzlich zum Beruf gut bewerkstelligen. Wenn besonders viel Arbeit ansteht, etwa beim Heuen, kommen Freunde und Verwandte und helfen bei der Arbeit mit. „Miteinander macht es Spaß und geht auch leicht“, freut sich Renato Müller über die Unterstützung. Für ihre Mitarbeit werden alle mit einem Helferfest belohnt, bei dem gemeinsam gegrillt und gefeiert wird. Außerdem steht er seinen Freunden und Verwandten sowohl mit seinen Landmaschinen als auch bei Reparaturen mit Rat und Tat zur Seite.

Mehr als Milchkühe: Vielfalt am Hof
Der gelernte Landmaschinenmechaniker verwirklicht gerne neue Projekte auf dem Hof. Er meint, dass man heutzutage auch in der Landwirtschaft nicht stehenbleiben dürfe und den Blick nach vorne richten sollte. „Wenn man Ideen hat, muss man sie auch ausprobieren“, ist er überzeugt. Viele Anregungen stammen aus seiner Zeit an der Landwirtschaftsschule, die er auch heute noch sofort wieder machen würde. Vor zwei Jahren ließen er und sein Vater Bodenproben ihrer Weiden analysieren. Nach der Auswertung der Ergebnisse versorgten sie den Boden mit den Spurenelementen, die dem Boden fehlten. Das Gras wurde dadurch qualitativ besser, was sich wiederum auf die Qualität der Milch auswirkt. Dies und eine leichte Reduktion des Viehbestandes führten dazu, dass sie kein Futter mehr zukaufen müssen. Seit etwa sieben Jahren hält Renato Müller auch Masthühner auf dem Hof. Und zwar nur im Sommer, wenn die Kühe auf der Alm sind. Angefangen hat der Landwirt mit zunächst 50 Hühnern, die vor allem für Freunde und Familie bestimmt waren. Mittlerweile versorgt er jeden Sommer 500 Hühner in Bodenhaltung, die an Privatkunden verkauft werden.

Ein Hof für Groß und Klein
Etwa einmal wöchentlich kommt seine Schwester mit ihrer 2-jährigen Tochter Finnja zu Besuch. Die Kleine hat hier viel Platz zum Spielen und Toben in der Natur. Mit ihrem Opa und dem Onkel darf sie in den Stall und zu den Hühnern. „Es ist schön, wenn die Kinder die Tiere und die Natur erleben können“, meint Renato Müller. „Überhaupt gibt es viele schöne Sachen bei der Arbeit auf dem Bauernhof. Eines der schönsten Dinge ist der Umgang mit den Tieren und die Arbeit draußen in der Natur.“