Mein Vater erklärt mir …

… jeden Sonntag unsere neun Planeten. So lautete bis 2006 der Merkspruch für die Namen der Planeten des Sonnensystems. Dann fiel Pluto aus der Liste heraus. Jetzt wird wieder ein neunter Planet gesucht.
Von Robert Seeberger
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Planeten ziehen ihre eigenen Bahnen und sind schon dadurch von den Fixsternen unterscheidbar. Sie bewegen sich zwischen den Sternen hindurch, bleiben aber immer in der Nähe der Ekliptik, der scheinbaren Sonnenbahn. Im Altertum hat man die Planeten daher auch Wandelsterne genannt.
Vor der Fernrohrzeit waren neben der Erde die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn bekannt. Sie sind allesamt sehr auffällige Objekte, nur Merkur ist wegen seiner Sonnennähe schwer zu beobachten. Im Jahre 1781 vergrößerte William Herschel mit der Entdeckung des Planeten Uranus die bekannte Welt um das Doppelte. Der Himmelskörper wurde wahrscheinlich schon von Hipparchos um 128 v. Chr. mit bloßem Auge beobachtet. Im antiken Sternenkatalog Almagest des Ptolemäus ist das Objekt verzeichnet, allerdings nicht als Planet. Die Sichtbarkeit von freiem Auge überrascht nicht, da Uranus meist eine scheinbare Helligkeit von knapp unter sechster Größenklasse hat. Ohne die heutige Lichtverschmutzung muss das Objekt gut als Lichtpünktchen erkennbar gewesen sein. Ab 1690 hatten verschiedene Astronomen nach Fernrohrbeobachtungen das Objekt in Katalogen gelistet. Es war das Verdienst Herschels von einem neuen Planeten zu sprechen.

Vorhersagen von neuen Planeten
Unregelmäßigkeiten bei der Uranusbahn wurden zuerst auf Messfehler zurückgeführt. Die Mathematiker Le Verrier und Frankreich und Adams in England konnten die Bahnstörungen durch einen noch weiter außen liegenden Planeten erklären. Le Verriers Berechnungen waren so genau, dass Johann Gottfried Galle am Berliner Observatorium im Jahre 1846 den Neptun an der vorherberechneten Stelle fand. Es war eine Erfolgsgeschichte aus Bahnstörungen eines Himmelskörpers, ein neues Objekt vorherzusagen und zu finden. Le Verrier entdeckte auch bei Merkur Bahnabweichungen. Die Suche nach einem innersten Planeten, der schon den Namen Vulkan erhalten hatte, war vergeblich. Die Einsteinsche Gravitationstheorie erklärte die Bahn präzise. Noch heute gilt die exakte Bestimmung der Perihel-Drehung des Merkur als ein Beleg für die Richtigkeit der Relativitätstheorie.
Ein weiterer Planet wurde bereits von Kepler aufgrund eines empirischen Abstandsgesetzes zwischen Mars und Jupiter erwartet. Eine gezielte Suche führte zur Entdeckung von Ceres, einem Kleinplaneten im Asteroidengürtel, im Jahr 1801.
Ein paar Jahre Pluto
Weitere Bahnstörungen von Uranus und Neptun gaben Anlass zur Suche nach Planet 9. Pluto wurde 1930 von Clyde Tombaugh entdeckt. Die Internationale Astronomische Union hat ihn 2006 zum Zwergplaneten degradiert. Während seiner Zeit als anerkannter Planet konnte er nur knapp ein Drittel eines Umlaufs um die Sonne vollführen. „Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel“ lautet der neue Merkspruch für die Anfangsbuchstaben der acht Planeten von innen nach außen.
Neuer Planet 9
Die Suche nach einem weiteren Planeten hat nie aufgehört. Anfang Mai 2025 gab ein Forscherteam aus Taiwan den Fund eines neunten Planeten aus Datensätzen von alten Infrarotsatelliten bekannt. Die Fachwelt zweifelt die Entdeckung an, zu ungewöhnlich wäre die Bahn. Aber die Suche nach Planet 9 geht weiter. Das Prinzip von Le Verrier mit den Bahnstörungen, diesmal von Objekten im Kuipergürtel weit außerhalb des Neptun, wird wieder angewendet. Die wahrscheinlichsten Kenndaten für das gesuchte Objekt sind: 4,4 Erdmassen, eine elliptische Bahn mit einer Halbachse von 290 Sonne-Erde-Abständen und eine Bahnneigung von 6,8 Grad. Diesen Sommer geht in Chile ein 8,4 Meter Teleskop in Betrieb. Bei seiner regelmäßigen Kartierung des Himmels sollte Planet 9 gefunden werden, so es ihn gibt.