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Als die Tomate nach Europa kam

10.08.2025 • 13:00 Uhr
Als die Tomate nach Europa kam
Die Tomate war in Europa einst als „Wahnsinnsapfel“ verrufen, heute ist sie Österreichs beliebtestes Gemüse. Shutterstock

Heute sind Tomaten ein fester Bestandteil der österreichischen Küche. Das war nicht immer so, denn die Tomate hatte lange Zeit einen schlechten Ruf.

Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at

Die Tomate gehört zu den beliebtesten Gemüsesorten weltweit. In Österreich sind sie das beliebteste Gemüse überhaupt, pro Person werden im Jahr über 30 Kilogramm Tomaten verspeist. Auch aus den heimischen Gemüsegärten ist sie nicht mehr wegzudenken, gibt es doch kaum einen Garten, in dem nicht zumindest ein Exemplar dieses beliebten Gemüses angebaut wird. Dem war nicht immer so, denn als sie nach Europa kam, war die Tomate alles andere als beliebt, viel mehr war sie eine verdächtige Pflanze.

Als die Tomate nach Europa kam
Moosmann-Hämmerle

Tomaten (Solanum lycopersicum) gehören zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Ihre roten, gelben und dunkelvioletten Früchte sind botanisch gesehen Beeren. Ursprünglich stammen Tomaten aus Süd- und Mittelamerika, wo sie vermutlich bereits seit über 2000 Jahren von den Azteken, Maya und anderen indigenen Völkern kultiviert wurden. Bei den Azteken wurde das Gemüse Xitomatl genannt, wovon der heutige Name Tomate abstammt. Vermutlich wurden die ersten Tomaten im 16. Jahrhundert von Seefahrern nach Europa gebracht und verbreiteten sich zunächst in Spanien und Italien. Als Nachtschattengewächs ist die Tomate mit der Kartoffel aber auch der Alraune, dem Stechapfel und der Tollkirsche verwandt. Sie enthalten Alkaloide, die Halluzinationen und Vergiftungen auslösen und zum Tod führen können. In Europa galten diese im Zeitalter der Eroberungen und der Hexenverfolgung als böse und extrem giftig. Diese Eigenschaften machten auch die Tomaten in den Augen der Europäer verdächtig. Sie wurden als Wolfs- oder Wahnsinnsapfel bezeichnet. Berichte von Eroberern, wonach die Azteken ihre Gefangenen einem Götzen opferten und diese danach zu einem Eintopf mit Tomaten und Chillipfeffer verarbeiteten, trugen auch nicht gerade zu einem positiven Bild der Tomate bei.

Als die Tomate nach Europa kam
Ob rot, gelb oder violett: Tomaten zählen botanisch zu den Beeren und bieten eine enorme Sortenvielfalt. Shutterstock

Nach seiner Ankunft in der Alten Welt wurde das Gewächs in den europäischen Gärten zunächst als Zierpflanze angebaut. Im Jahr 1544 erwähnt der italienische Arzt und Botaniker Pietro Mattioli die Tomate erstmals und beschrieb sie als eine Art Aubergine, die in reifem Zustand rot oder golden ist. Er nannte sie pomo d’oro (Goldapfel), ein damals gebräuchlicher Name, von dem das heutige italienische Pomodoro abgeleitet ist. Langsam fand die Tomate trotz ursprünglicher Vorbehalte ihren Weg in die mediterrane Küche. Und bereits im 18. Jahrhundert legten Bauern in Norditalien die ersten Tomatenfelder an. Richtig beliebt wurde die Tomate erst nach 1920, als sie in Kalifornien im großen Stil angebaut wurde, und Produkte wie Tomatensaft, Tomatenmark und Ketchup auf den US-amerikanischen Markt gelangten. Seither ist der Siegeszug der Tomate nicht mehr aufzuhalten.

Tomaten selbst anbauen

Tomatenpflanzen benötigen einiges an Pflege, belohnen uns dafür aber mit ihrem einzigartigen Geschmack. Der beste Standort für Tomaten ist ein warmer, sonniger und windgeschützter Platz. Sie sind sogenannte Starkzehrer und brauchen nährstoffreiche, humose und gut durchlässige Böden. Staunässe vertragen sie nicht. Kompost versorgt den Boden mit Nährstoffen und verbessert den Humusgehalt. Zusätzlich müssen Tomaten regelmäßig gedüngt werden, das sogenannte Ausgeizen (Ausbrechen von Trieben in den Blattachseln) fördert das Wachstum großer, aromatischer Früchte. Tomaten können problemlos in Töpfen angebaut werden, Buschtomaten und kleinwüchsige Balkonsorten eignen sich hierfür besonders gut. Tomatenhäuser, die die Pflanzen vor Regen schützen, sollten seitlich offen sein, damit für ausreichend Belüftung gesorgt ist, denn in zu feuchter Umgebung wird der Befall mit Pilzkrankheiten begünstigt. An den Rand der Pflanzung können Kräuter wie Basilikum gepflanzt werden.

wissenswertes

Name: Tomaten, (Solanum lycopersicum), Paradeiser
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Standort: warm und sonnig auf humosen, nährstoffreichen, durchlässigen Böden.
Frucht: Ein bis 20 Zentimeter groß. Gelb, rot, violett oder schwarze Früchte.