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Recycling als strategische Chance für Europa

20.09.2025 • 11:00 Uhr
Recycling als strategische Chance für Europa

Das deutsche Start-up Cylib hat ein innovatives Verfahren entwickelt, mit dem wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Graphit, Kobalt, Mangan und Nickel aus alten Batterien zurückgewonnen werden können – und das ausschließlich mit Wasser, ganz ohne den Einsatz von Chemikalien.

Von Christof Flatz
neue-redaktion@neue.at

Dadurch ist das Verfahren nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstig. Über 90 Prozent der Materialien lassen sich so in den Rohstoffkreislauf zurückführen. Eine Versuchsanlage in Aachen ist bereits erfolgreich angelaufen. In ganz Europa entstehen derzeit neue Recyclinganlagen. Doch es fehlt noch an ausreichend Altbatterien, um das Recycling auf ein industrielles Niveau zu heben – denn die Batterien halten länger als ursprünglich erwartet.

Eine funktionierende Recycling-Infrastruktur könnte für Europa gleich mehrere Probleme lösen. Laut einer Studie von PwC und der RWTH Aachen aus dem Jahr 2023 würde der Aufbau eines EU-weiten Batterierecyclings rund 9 Milliarden Euro kosten. Angesichts der dynamischen Marktentwicklung durch die fortschreitende Elektrifizierung könnte sich diese Investition bereits vor 2035 lohnen. Die Studie bestätigt zudem die wirtschaftliche und ökologische Rentabilität: Bis 2035 könnten recycelte Materialien bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt in der europäischen Batteriezellenproduktion decken – und damit die Abhängigkeit von Importen aus China deutlich verringern.

Der Batteriemarkt wird weiterhin von asiatischen Herstellern dominiert. Die zehn größten Produzenten – darunter kein europäisches Unternehmen – stellen rund 90 Prozent aller Elektroauto-Batterien her. 60 Prozent stammen allein aus chinesischer Produktion. Weltweiter Branchenführer ist CATL (Contemporary Amperex Technology) mit einem Marktanteil von 38,1 Prozent. Das chinesische Unternehmen produziert Batterien mit einer Leistung von über 85 Gigawattstunden und beliefert sowohl chinesische Marken wie Zeekr, Aito und Li Auto als auch internationale Hersteller wie Tesla, BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen. Auf Platz zwei folgt BYD (Build Your Dreams) mit 17,3 Prozent Marktanteil. BYD produziert nicht nur eigene Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die sich als besonders sicher und langlebig erweisen, sondern gilt auch als der weltweit größte Hersteller von Elektro- und Hybridfahrzeugen.

Natürlich hat auch China schon früh mit dem Aufbau von Recyclingkapazitäten begonnen und nutzt Batterieabfälle zunehmend als strategische Ressource für die grüne Transformation.

Christoph Flatz
Christoph Flatz ist Veranlagungsspezialist in der Sparkasse.