Wege zur Gleichbehandlung: Wie Comics Diskriminierung sichtbar machen

Im Foyer des Landhauses in Bregenz wurde am Montag eine Ausstellung mit einem Rahmenprogramm der Gleichbehandlungsanwaltschaft und Partnerinstitutionen in Vorarlberg eröffnet.
Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at
Diskriminierung erfahren Menschen in den verschiedensten Bereichen des alltäglichen Lebens, sei es aufgrund des Geschlechtes, der ethnischen Zugehörigkeit, der sexuellen Orientierung, der Weltanschauung und Religion oder wegen einer Behinderung. Auch im Falle einer Betreuungsnotwendigkeit oder notwendigen Pflege von Kindern und Angehörigen, darf dies nicht zu einer nicht gerechtfertigten Ungleichbehandlung führen.

Comics gegen Diskriminierung
Um dem entgegenzuwirken, gibt es unterschiedliche Gleichbehandlungsstellen, die sich für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen einsetzen. Die Wanderausstellung macht nun Station in Bregenz und versucht mit einem neuen, niederschwelligen Ansatz auf Diskriminierung hinzuweisen und zugleich Lösungen zu präsentieren: in Form von kurzen Comics der Künstlerin Büke Schwarz. Ergänzt werden diese durch Materialien der in Vorarlberg wirkenden Gleichbehandlungsstellen.
Zwischen Recht und Realität: Zugang zur Gleichstellung
Die eigens angereiste Anwältin für Gleichbehandlungsfragen für Menschen mit Behinderungen, Christine Steger, erläuterte in Rahmen der Ausstellung, wie viele Hürden zwischen Diskriminierung und tatsächlicher Gerechtigkeit liegen und lädt dazu ein, über rechtliche Barrieren nachzudenken und was es braucht, damit Gleichstellung nicht nur auf dem Papier besteht, sondern im Alltag spürbar wird. Dabei geht es auch darum, was ein fehlender Beseitigungs- und Unterlassungsanspruch für diskriminierte Menschen mit Behinderungen bedeute. So wird in einem eigenen Webinar das Gleichbehandlungsgesetz erklärt, was es tatsächlich verbietet und wie man sich zur Wehr setzen kann. Zum Beispiel bei sexueller Belästigung, wenn ein gleichgeschlechtliches Paar keine Wohnung bekommt oder wenn eine Person of Colour nicht in einen Club eingelassen wird. Erschwerend komme hinzu, dass Diskriminierung im Alltag oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sei, aber spürbar. Menschen mit Behinderungen müssen Diskriminierung nicht akzeptieren und haben das Recht, dagegen vorzugehen und dabei können sie auf Unterstützung zurückgreifen.

„Was muss eine Schule können, damit Alle Platz haben, wäre die richtige Frage, die gestellt werden muss.“
Christine Steger,
Gleichbehandlungsanwältin
„Schau hin, nicht weg!“ – Verantwortung der Gesellschaft
Antidiskriminierung ist nicht nur ein Thema der Betroffenen, sondern verlange auch nach solidarischem Handeln, denn Gleichbehandlung gehe uns alle an, auf dem Weg zu einer gerechteren und inklusiven Gesellschaft, zu der sich Österreich auch im Wege der Behindertenrechtskonvention verpflichtet habe. Erst wenn die Umwelt Barrieren aufweist – zum Beispiel in Form von unzugänglichen Gebäuden, fehlender Unterstützung, mangelnder Kommunikation oder von Vorurteilen – werde der Mensch behindert, mache ihn die Gesellschaft zu einem Menschen mit Behinderung. Gleichbehandlung ist ein Menschenrecht und wird für durch die Antidiskriminierungsgesetze geschützt und soll durch diese auch durchsetzbar werden.
Sparen bei Inklusion? Kritik am politischen Kurs
Christine Steger äußerte ihren Wunsch, dass Diskriminierungen in Zukunft noch stärker geahndet werden (können), als es derzeit der Fall ist. Am Rande der Eröffnung erklärte sie zum Sparzwang in Bund und Ländern, dass die Landesrätin dargestellt habe, was sie vorhabe und dabei sei auch das Thema „Sparen“ zur Sprache gekommen. Arbeiten mit dem Geld, das da ist, müsse sich immer an dem orientieren, wo und was der Bedarf ist. Also nicht „mit dem Rasenmäher drüberfahren“, sondern die Angebote im Detail anschauen sei notwendig und darauf zu reagieren. So sei schon noch mehr Steuerung notwendig, aber sie habe den politischen Willen dazu bei der Landesrätin Martina Rüscher vernommen. Auch müsse die Politik es schaffen, die Ziele der Behindertenrechtskonvention nicht aus den Augen zu verlieren und als Rechtsanspruch in den Landesgesetzen zu verankern, damit dieses Recht auch eingefordert werden könne. Ähnlich wie in anderen Bundesländern – das sei die Challenge in schwierigen Zeiten, dass es dadurch nicht zu einer Nivellierung nach unten komme. Ein Rückwärtsgang in der Inklusionsanstrengung in der Schule mit dem Neubau von Sonderschulen, wie in Oberösterreich, sei eine Katastrophe und ein Rückschritt unter dem Titel „die Eltern wollen das“. Aber das hänge immer auch an den Alternativen und die müssten geschaffen werden. „Wir brauchen mehr Gemeinsamkeit und mehr Durchlässigkeit“, so Steger. Politische Entscheidungsträger glaubten oft, dass Sonderschulen der „richtige Ort für diese Kinder“ sei. Steger: „Darüber müssen wir reden, warum glauben das diese Entscheidungsträger? Was muss eine Schule können, damit alle Platz haben“, wäre die richtige Frage, die gestellt werden muss, gibt sich die Gleichbehandlungsanwältin überzeugt.

Anlaufstellen für Betroffene in Vorarlberg
Die Anwältin für Gleichbehandlungsfragen arbeitet weisungsfrei im Auftrag der Republik und bietet kostenlose und vertrauliche Unterstützung an. Ein eigenes Büro gibt es in Vorarlberg nicht, aber regelmäßige Sprechtage finden beim „ÖZIV Vorarlberg“, der Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen, statt. Daneben gibt es noch die Patientenanwaltschaft bei Gesundheitsfragen und die Antidiskriminierungsstelle der Landesvolksanwaltschaft, die sich alle der Menschen mit Diskriminierungserfahrung annehmen.
Anlaufstellne bei Diskriminierung
🟢 Gleichbehandlungsanwaltschaft (für alle Diskriminierungsformen)
Kostenlose, vertrauliche Beratung im Auftrag der Republik
🌐 www.gleichbehandlungsanwaltschaft.gv.at
🟢 ÖZIV Vorarlberg (Menschen mit Behinderungen)
Interessenvertretung & Beratung, regelmäßige Sprechtage
🌐 www.oeziv-vorarlberg.at
🟢 Antidiskriminierungsstelle Vorarlberg (Landesvolksanwalt)
Beratung bei Diskriminierung im Alltag und Beruf
🌐 www.volksanwalt.gv.at/vorarlberg
🟢 Patienten- und Pflegeanwaltschaft Vorarlberg
Unterstützung bei Problemen im Gesundheits- und Pflegebereich
🌐 www.vorarlberg.at/patientenanwalt