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Neues Programm: KUB eröffnet Resonanzräume für das Zeitgeschehen

26.11.2025 • 17:15 Uhr

Im Kunsthaus Bregenz wurde ein Rückblick auf das Jahr 2025 geboten und zugleich drei spannende Ausstellungen und ein „Joker“ im neuen Jahr vorgestellt.  

Gleich vorweg, 2025 war ein sehr erfolgreiches Jahr für das KUB, auch in Bezug auf die Besucherzahlen, 58.000 werden es bis zum Jahresende wohl werden, das ist fast zweimal die Bevölkerungszahl von Bregenz, machte es KUB-Direktor Thomas D. Trummer im Vergleich fest. Bregenz-Tourismus müsse ihnen wohl dankbar sein, wie er betonte. 

KUB, Kuzmanovic
Thomas D. Trummer präsentierte das Programm. KUB, Kuzmanovic

Das vergangene Jahr

Mit Abstand am besten besucht war die zweite Ausstellung des KUB im Jahr 2025, jene der polnischen Bildhauerin und Malerin Malgorzata Mirga-Tas im Sommer 2025. 28.000 Besucher verzeichnete das KUB bei dieser Ausstellung. Sie vertrat Polen schon 2022 bei der Biennale in Venedig und war die erste Roma, die dort ihr Land vertrat. In Bregenz lockten die Textilcollagen und überzeugten in ihrer Würde der Darstellung einer besonderen Kultur, die oft durch Ausgrenzung und Abwertung geprägt erscheint. Diese Ausstellung wandert vermutlich im Februar nach Nairobi. 

In der ersten Ausstellung 2025 wurde die nigerianisch-amerikanische Künstlerin Precious Okoyomon inklusive eines Schmetterlingshauses präsentiert, in dem die Verletzlichkeit der Schmetterlinge, aber auch der Kunst und des Lebens insgesamt eindrücklich thematisiert wurden. Es wurden über 18.000 Besucher gezählt, inklusive einem KUB-Projekt, in dem drei Positionen zusammengebracht wurden: von Michael Armitage, Maria Lassnig und Chelenge Van Rampelberg. Ein Triple als Draufgabe nannten es Trummer und Martina Feurstein vom KUB. 

KUB, Kuzmanovic
Cyprien Gaillard kommt im neuen Jahr nach Bregenz.KUB

Noch bis zum 18. Jänner ist die Ausstellung eines nicht namentlich genannten Künstlers, oder Künstlerin – wir wissen es nicht – zu bestaunen: Eine demontier- und wieder montierbare Künstlerresidenz, die sich parasitär in das KUB eingenistet hat und sich durch die Verschwiegenheit des oder der Kunstschaffenden einer Ökonomisierung und Interpretierung aus Vergangenem entziehen will. Trummer: Damit wurde tatsächlich ein „cutting edge“ geschaffen: „Es tritt jemand auf, der sagt, er ist nicht da.“ Ein starker und mutiger Gestus für den/die Künstler/in, das Haus und die Besucher, ist Dir. Trummer überzeugt.  

Und im Nachbarhaus, im Atrium des Vorarlberg Museum, ist noch bis 22. Februar die Bauernsäule von Marko Lehanka zu bestaunen, als Dialogbeitrag zu Albrecht Dürers Entwurf zu einer „Siegessäule für eine Niederlage“, anlässlich der „Bauernkriege“ vor 500 Jahren. 

KUB, Kuzmanovic
Performance-Kunst von Florentina Holzinger.KUB

2026 werden alle Sinne gefordert. Schon am 30. Jänner eröffnet der südkoreanische Künstler Koo Jeong A seine Ausstellung „über Phänomene an der Schwelle zur Wahrnehmung, die wir zwar registrieren, aber nicht identifizieren können: „Der Künstler arbeitet im Flüchtigen. Die Werke entstehen an den Rändern des Sichtbaren und mit dem Material des Unsichtbaren – Gerüche und Energien. Sie eröffnen Ahnungen jenseits von Funktionen.“ Es sei eine sehr achtsame Kunst und passe sehr gut in dieses Haus. Es gehe um eine „Poetik der Beziehung“, die sich einer Übersetzung verweigere, aber eine Verbindung ermögliche. Eleganz und eine fast spirituelle Atmosphäre prägten sowohl Koo Jeong As Arbeiten als auch Peter Zumthors Architektur des KUB, so die Museumsleitung. 

Cyprien Gaillard aus Paris bespielt im Sommer das KUB mit einem ganzen anderen Anspruch und einem Kontrastprogramm zur ersten Ausstellung. Er bewegt sich durch Räume des Zerfalls, durch urbane Restflächen, ruinöse Architekturen und soziale Brennpunkte. Es gehe ihm nicht um Reportagen, sondern um die zugrundeliegenden Spannungen: Von der Männlichkeit und Zerstörung, über Schönheit und Gewalt bis zu Macht und Missbrauch. Dir. Trummer und Martina Feurstein erläuterten auch den Film von Gaillard, Retinal Rivalry, der seit Herbst auch im Haus der Kunst in München zu sehen ist. In Bregenz entstehe möglicherweise ein neuer Film, Drehort auch das Kunsthaus Bregenz. In diesem Film kombiniert der Künstler stereoskopische 3D-Aufnahmen mit akustischen und visuellen Reizen zu beinahe halluzinogener Eindringlichkeit. Gaillard verbinde Skulptur, Architektur, Video, Fotografie und Soundkunst zu komplexen Werken. Er beobachtet Strukturen, Bauten der Nachkriegszeit oder stereotype Verhaltensmuster von Jugendlichen. 

KUB, Kuzmanovic
Koo Jeong A eröffnet am 30. Jänner seine Ausstellung in Bregenz. KUB

Torkwase Dyson aus New York spricht von „Black Compositional Thought“ – einer Praxis aus der afroamerikanischen Geschichte, in der nicht über Figuren erzählt werde, sondern es werde eine Kraft erscheinen, die Raum entwirft. Bei ihr gehe es um Architektur und Lebendigkeit – als dekoloniale Kartografie der Fürsorge, der Strömungen, der Imagination. Aber es werden riesige Skulpturen gezeigt, die sensibel gemacht und fragil daherkommen würden. Ideal für das KUB, denn es gehe immer auch um umkämpfte Orte. Sie bezeichne sich selbst als Malerin, ihre Werke gingen aber weit darüber hinaus, bis eben zu großformatigen Skulpturen, architektonischen Installationen und performativen Arbeiten. In KUB ist ein mehrteiliges Projekt von ihr geplant, unter anderem mit einer zwölfkanaligen Klanginstallation zu einer umfassenden räumlichen Collage verdichtet. 

Liquid a Place, 2021
Eine Installation von Torkwase Dyson aus New York. KUB

Performance-Kunst am See

Als weiteren Höhepunkt des kommenden Jahres wurde ein ortsspezifisches Projekt als Joker angekündigt. Florentina Holzinger, wird 2026 den Österreich-Pavillon in Venedig gestalten und kommt auch nach Bregenz. Sie ist eine Performance-Künstlerin, tritt selbst auf und verstehe sich als Illusionskünstlerin. Eine Etude für Bregenz werde sie entwickeln und der See wird eine wesentliche Rolle spielen, so viel sei verraten. 

Inklusive Vermittlungsformate. Es ist also wieder ein spannendes Jahr im KUB zu erwarten, und neben den treuen Besuchern sei auch auf die vielen Führungen hingewiesen und die besonderen Vermittlungsformate für Gruppen mit ihren speziellen Interessen, zum Beispiel auch für inklusive Formate, die im KUB schon Tradition haben. Den Newsletter zu abonnieren, lohnt sich also: www.kunsthaus–bregenz.at