So viele Bäume und doch kein Wald

Große Erwartungen in Sachen Christbaumverkauf.
Alle Jahre wieder von Mitte Dezember weg hat der Christbaum Hochsaison. In Vorarlberg gehen etwa 80.000 Stück über den Ladentisch. Das wird heuer nicht viel anders sein. Davon ist Thomas Ölz von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg überzeugt. Zwar wird es coronabedingt in Tourismus und Gastronomie Einbußen geben. „Aber das wird durch den privaten Kauf sicher aufgefangen. Einerseits klammern sich in schwierigen Zeiten viele Menschen an Traditionen. Zudem werden durch die Pandemie viel mehr Vorarlberger als sonst zu Hause im Land feiern. Denn Fernreisen und Urlaube wird es so nicht geben heuer zu Weihnachten“, erklärt Ölz.
Maximal einen Euro teurer als im Vorjahr
Preislich bewege man sich annähernd auf Vorjahresniveau. Der „Ländle“-Christbaum wird maximal einen Euro teurer werden als im vergangenen Jahr. Nur etwa 20 Prozent der Bäume, die dann am 24. festlich geschmückt in den Häusern und Wohnungen stehen, sind in Vorarlberg gewachsen. Da gäbe es genug Luft nach oben. Die meisten kommen aus Ungarn. „Wir haben 34 Produzenten im Land. Und die ernten pro Jahr etwa 17.000 Bäume. Dabei wird vor allem darauf geachtet, dass so wenig wie möglich Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Denn die Bäume stehen dann ja in den Wohnzimmern“, so Marcel Strauss, Geschäftsführer Ländle Marketing.

Wer einen Baum aus Vorarlberg will, findet die Produzenten und Verkaufsstellen ganz einfach unter laendle.at/christbaum. „Da gibt es auch die unterschiedlichsten Serviceleistungen. Vom ganz speziellen Mondphasen-Schnitt bis hin zur Reservierung des gewünschten Baumes noch in der Wachstumsphase, den man dann eigenhändig schneiden kommen kann“, ergänzt Strauss. Ein Baum aus Vorarlberg hat natürlich einen ganz anderen CO2-Fußabdruck als ein Baum aus Ungarn oder Dänemark. Zudem wird mit einem Ländlebaum die regionale Wertschöpfung gestärkt.Alle Bäume, die aus Vorarlberg kommen und mit dem Ländlegütesiegel ausgezeichnet wurden, sind mit einem Stern markiert. „Wer einen regionalen Baum haben möchte und da auf Nummer sicher gehen will, muss auf den Stern achten. Denn nur dann ist er definitiv aus Vorarlberg.“ Zudem gibt es im Land immer mehr Anbieter, die lebende Christbäume verkaufen. Da steigt die Nachfrage derzeit auch massiv. Um den ganzen Markt mit eigenen Christbäumen zu bedienen, fehlt es derzeit an Kapazitäten. „Es ist nicht zuletzt auch eine Preisfrage. Denn gegen die Dumpingangebote aus Osteuropa können und wollen die heimischen Produzenten nicht antreten.“
Noch kein passendes Regulativ
Im vergangenen Jahr wurde ein Versuch gestartet, biologische Christbäume zu züchten. „Da gab es Interesse und Nachfrage. Aber es war nicht möglich, ein Zertifikat dafür zu bekommen. Es gibt da vonseiten des Bundes noch kein passendes Regulativ.“
„Das erste Wochenende ist immer das stärkste.“
Andreas Kapp über den Christbaumverkauf
Eigentlich sollten alle Bäume in Sachen Herkunft gekennzeichnet sein. „Die Landwirtschaftskammer fordert das schon lange. Aber bis dato stehen wir hier auf verlorenem Posten“, so Ölz. 45 Prozent der Christbäume im Land stammen aus Ungarn. Der Rest der etwa 80 Prozent Nicht-Ländle-Bäume verteilen sich auf Deutschland, Dänemark und Rest-Österreich.

Der Landesforstgarten in Rankweil produziert seit etwa 15 Jahre Christbäume. „Bei uns ist der Schwerpunkt immer noch auf der Fichte. Das ist mehr als ein Drittel. Daneben haben wir Blaufichten, Nordmanntannen und serbische Fichten“, erzählt Andreas Kapp, Leiter des Landesforstgartens in Rankweil. Der Hauptvorteil der Nordmanntanne ist die Haltbarkeit. Deshalb ist sie auch mittlerweile am gefragtesten. Insgesamt werden in Rankweil 1200 bis 1500 Christbäume pro Jahr produziert. Der Verkauf startet traditionellerweise am 10. Dezember. „Das erste Wochenende ist immer das stärkste.“ Etwa fünf Prozent der Kunden suchen sich ihre Christbäume schon im Vorfeld aus. Und einige kommen dann mit ihren Kindern, um sie auch selbst zu schneiden. Je nach Größe dauert es fünf bis sechs Jahre, bis so ein Baum die Christbaumreife hat.
Baumarten
Christbaum-Vorlieben
64 Prozent Nordmanntanne
10 Prozent Fichte
2 Prozent Blaufichte
12 Prozent andere Tannenarten
12 Prozent keine Angaben
Die Nordmanntanne …
… wurde im Jahre 1842 nach dem finnischen Biologen Alexander von Nordmann (1803–1866) benannt, nachdem er sie 1835 im Kaukasus (im heutigen Georgien) entdeckt hatte.
… kann ein Höchstalter von 500 Jahren erreichen.