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Warum an Weihnachten Gewalt gegen Frauen steigt

12.12.2022 • 19:28 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Betroffene sollten sich Unterstützung suchen. Es gibt genügend Angebote, auch solche rund um die Uhr.<span class="copyright">Symbolbild Shutterstock</span>
Betroffene sollten sich Unterstützung suchen. Es gibt genügend Angebote, auch solche rund um die Uhr.Symbolbild Shutterstock

An Weihnachten wirken Mechanismen, die zu vermehrter Gewalt führen können.

So schön Weihnachten für viele sein mag: Es gibt auch negative Aspekte. So steigt etwa die Einsamkeit einiger Menschen an diesen Festtagen, genauso wie die Gewalt gegen Frauen. Letzteres passiert am häufigsten in der Familie und im allernächsten Umfeld einer Frau.

Weshalb über Weihnachten mehr Männer als sonst die Kontrolle verlieren und Gewalt ausüben, erklärt Nikola Furtenbach von der Ifs-Gewaltschutzstelle und Leiterin des Projekts „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ in Bregenz und Hohenems: „Die Familien haben teils massive Erwartungen, und das führt zu Spannungen. Durch diese Mechanismen kann es zu Gewalt gegen Frauen kommen.“

Nikola Furtenbach von der Ifs-Gewaltschutzstelle und Leiterin des Projekts „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ in Bregenz und Hohenems. <span class="copyright">Furtenbach</span>
Nikola Furtenbach von der Ifs-Gewaltschutzstelle und Leiterin des Projekts „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ in Bregenz und Hohenems. Furtenbach

Sie rät deshalb, die Erwartungen zurückzuschrauben. Und: „Alle in der Familie sollten darauf achten, dass sie Rückzugsräume und Zeit für sich haben.“ Wenn Spannung in der Luft liege, solle beispielsweise ein Spaziergang unternommen werden.

Beratung für potentielle Täter

Sehr wichtig sei zudem die Prävention von Seiten des Täters: Bemerke ein Mann, dass er zu Gewaltausübung neige, solle er, ohne sich zu genieren, die Ifs-Gewaltberatung aufsuchen. Dort lernt er, mit Konflikten anders umzugehen. „Es muss nicht so weit kommen, dass jemand Gewalt ausübt.“

Geschieht in einer Familie eine Gewalttat, ist der erste Ansprechpartner die Polizei, zu jeder Zeit. „Sie ist die Einrichtung, die einschreiten kann“, so die Ifs-Expertin. Wenn eine bedrohte Frau oder ein möglicher Täter sich beraten lassen möchten, können sie die Ifs-Beratungsstellen aufsuchen. Über die Feiertage und Wochenenden sind diese Stellen geschlossen, ansonsten haben sie keinen Weihnachtsurlaub. Zu jeder Zeit können Frauen die Frauenhelp­line kontaktieren.

Beim Ifs gibt es Hilfe für Frauen, die von Gewalt bedroht sind, aber auch für Täter. <span class="copyright">Hartinger</span>
Beim Ifs gibt es Hilfe für Frauen, die von Gewalt bedroht sind, aber auch für Täter. Hartinger

Wird eine Frau oder ein Mann Opfer sexuellen Missbrauchs, ist die erste Anlaufstelle in Vorarl­berg die Ambulanz für sexuellen Missbrauch im Krankenhaus Dornbirn. Opfer sollten innerhalb von 72 Stunden nach der Tat in die Ambulanz kommen, damit DNA-Spuren gesichert werden können. Wichtig ist, nicht zu duschen und die Kleidung nicht zu wechseln. Bei Verdacht auf K.o.-Tropfen ist es ratsam, die Ambulanz früher aufzusuchen.

Keine Muster

Zurück zur Gewalt gegen Frauen in der Familie. Abgesehen davon, dass über Weihnachten eine Steigerung von Fällen zu beobachten ist, lassen sich keine Muster erkennen, wann es vermehrt zu Taten kommt. Furtenbach: „Wenn man Statistiken anschaut, können in einem Jahr einige Monate hervorstechen, im nächsten Jahr ist es dann aber wieder ganz anders.“

Wo es hilfe gibt

Polizei unter der Nummer 133 anrufen. Sie ist verpflichtet, bei Gewalt in der Familie den Täter aus der Wohnung wegzuweisen.

Frauenhelpline unter der Nummer 0800 222555. Sie ist rund um die Uhr zu erreichen und kostenlos.

Relay-Service für gehörlose Frauen: www. oegsbarrierefrei.at/frauenhelpline

Ifs-Gewaltschutzstelle für Erwachsene: Telefon 051755-535

Ifs-Gewaltberatung (für Täter): Telefon: 051755-515

Ifs-Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt: Telefon 051755-536

Ifs-Frauennotwohnung: Telefon 051755-577 (rund um die Uhr)

„StoP“ Bregenz und Hohenems: Telefon 05 1755-535