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28 Jahre nach Flucht mildes Drogenurteil

07.04.2023 • 13:08 Uhr
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Symbolbild/Shutterstock

Türke stellte 1995 in Bregenz Zimmer für versuchten Verkauf von 435 Gramm Heroin zur Verfügung und floh danach. Nun wurde der 47-Jährige nach 36 Tagen Gefängnis enthaftet.

28 Jahre nach seiner Flucht kam der unbescholtene und geständige Angeklagte am Freitag beim Schöffenprozess am Landesgericht Feldkirch in den Genuss eines milden Urteils. Der Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richter Richard Gschwenter begnügte sich für das 1995 begangene Verbrechen des Suchtgifthandels mit der Beteiligung am versuchten Verkauf von 435 Gramm Heroin mit einer teilbedingten Haftstrafe von 24 Monaten. Davon betrug der unbedingte, zu verbüßende Teil wegen der lange zurückliegenden Tat und der Unbescholtenheit lediglich zwei Monate.

Urteil rechtskräftig

Das Urteil, mit dem der von Nicolas Stieger verteidigte Angeklagte und Staatsanwalt Philipp Höfle einverstanden waren, ist rechtskräftig. Der Strafrahmen für den zur Tatzeit jungen Erwachsenen belief sich auf null bis 15 Jahre Gefängnis.

Nach dem Schöffenprozess wurde dem Untersuchungshäftling in einer Haftprüfungsverhandlung eine bedingte Entlassung gewährt. Nach 36 Tagen in Untersuchungshaft durfte der 47-jährige Türke am Freitag das Feldkircher Gefängnis vorzeitig verlassen. Die restlichen 24 Tage wurden ihm für eine Bewährungszeit von drei Jahren bedingt nachgesehen.

Am Landesgericht Feldkirch bekam der Angeklagte ein mildes Urteil. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Am Landesgericht Feldkirch bekam der Angeklagte ein mildes Urteil. Klaus Hartinger

Der damals 19-Jährige stellte 1995 türkischen Dealern in Bregenz sein Zimmer für das Deponieren und den Verkauf von 435 Gramm Heroin zur Verfügung und war als Aufpasser tätig. Der Deal scheiterte, weil der vermeintliche Käufer ein verdeckter Ermittler der Polizei war. Die zwei Mitangeklagten wurden damals am Landesgericht zu drei und vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Offenes Strafverfahren

Der 19-jährige Drittangeklagte war 1995 vor der Polizei geständig und wurde im Juni 1995 nach 13 Tagen aus der Feldkicher Untersuchungshaft entlassen. Danach flüchtete der Türke in die Türkei und arbeitet dort nach eigenen Angaben inzwischen als Hotelmanager.  28 Jahre später reiste der Familienvater am 15. März für eine Wiener Tourismusfachmesse per Flugzeug in Österreich ein, wurde auf dem Flughafen Schwechat verhaftet und wieder in U-Haft genommen. Er habe gar nicht mehr an das offene Strafverfahren in Österreich gedacht, sagte der 47-Jährige am Freitag vor Gericht.

Richter Gschwenter entschuldigte sich am Freitag für den mit 75 Minuten Verspätung begonnenen Prozess, nachdem zunächst ein Schöffe nicht erschienen war. „Aber Sie kommen ja auch fast 30 Jahre zu spät“, sagte der Vorsitzende des Schöfffensenats zum Angeklagten.