Jugendliche diskutieren im Landhaus

Bunter Strauß an Themen steht auf der Tagesordnung – auch eine Frage, die im Landtag kontrovers diskutiert wird.
Zur zweiten Sitzung im laufenden Schuljahr kommt am heutigen Freitag das Schülerinnen- und Schülerparlament (SiP) zusammen.
Jugendliche aus Bildungseinrichtungen in ganz Vorarlberg treffen sich dafür im Bregenzer Landhaus und diskutieren zahlreiche Anträge zu unterschiedlichsten Themen. Das Plenum startet um 8.30 Uhr und geht bis zum Nachmittag. Insgesamt 19 Punkte stehen auf der Tagesordnung. Dazu kommt auch noch ein Antrag auf Änderung der Geschäftsordnung. Vier der Anliegen sollten bereits bei der vorherigen Sitzung im vergangenen Dezember zur Debatte stehen, konnten jedoch aus Zeitgründen nicht mehr diskutiert werden. Die Beschlüsse des SiP werden zu einem späteren Zeitpunkt auch dem Kultur- und Bildungsausschuss sowie dem Erweiterten Präsidium des Landtags vorgestellt. Zudem besteht natürlich die Möglichkeit, dass Anliegen der Jugendlichen auch von Parteien im Landesparlament aufgegriffen werden.
Die Anträge
1. Wa(h)re Bildung
2. Ihr lernt für das Leben, nicht für die Schule!
3. Antrag für eine erweiterte Demokratisierung der Landes- und Bundesschülervertretung
4. Gemeinsame Schule für 10- bis 14-Jährige – endlich umsetzen!
5. Gleiche Bildung für Alle!
6. Schule: Das zweite Zuhause
7. Auch wir haben Rechte?!
8. Money, Money, Money … isn‘t funny
9.Mensch statt Maschine!
10. Humanisierung des Arbeitsplatzes
11. Fairness und Zukunft: Evaluierung der LAP und Vorprüfung in der Gastronomie
12. Englisch an Berufsschulen
13. Sprachen verbinden – Mehrsprachigkeit als Chance in der Schule
14. Berufsschulen zukunftsfit machen!
15.Persönlichkeitsbildung als Zukunftschance
16. Grundbedürfnisse zu teuer, das ist mir nicht geheuer!
17. Legasthenie an Schulen
18. Die Stimme der Schüler*innen: Warum Feedback in Schulen ein Muss ist!
19. Matura: faire Reifeprüfung oder kleines Abschlussgeschenk?
Das behandelte Themenspektrum ist ein breites und reicht von der Inklusion über Wünsche bezüglich des Lehrplans bis hin zu grundsätzlichen Fragen hinsichtlich des Schulsystems. So geht es beispielsweise auch um die bereits im Landtag seit Langem diskutierte Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen. So macht sich Ello Wachter vom Borg Götzis für die Umsetzung der Modellregion Vorarlberg in diesem Bereich stark. Langfristig solle das Konzept dann auch auf ganz Österreich ausgeweitet werden.

Um ein breites Themenfeld im Bereich Geld und Finanzen dreht sich dagegen der Antrag von Gray Mathis von der BAfEP Feldkirch. So soll einerseits ein Unterrichtsfach „Finanzbildung“ eingeführt werden. In diesem soll den jungen Menschen alltägliches Finanzwissen vermittelt werden. Es soll aber auch ein kritischer Blick auf das derzeitige Wirtschaftssystem und mögliche Alternativen geworfen werden. Andererseits enthält der Antrag auch die Forderung, die finanzielle Unterstützung etwa im Rahmen der Schulbuchaktion auszuweiten. Ebenso werden Gratis-Öffi-Tickets für alle Schülerinnen und Schüler sowie Gratis-Nachhilfe gefordert.
SPÖ griff Forderung der Jugend auf
Einstimmig beschlossen wurde in der Landtagssitzung am 8. März eine Vorlage des Sozialpolitischen Ausschusses. An den Schulen, für die das Land als Erhalter zuständig ist, sollen ab dem neuen Schuljahr kostenfreie Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt werden. Damit wurde eine langjährige Forderung des Schülerinnen- und Schülerparlaments umgesetzt. Noch im vergangenen Dezember hatten die Jugendlichen erneut einen diesbezüglichen Antrag beschlossen.
Die Forderung war von den SPÖ-Abgeordneten Elke Zimmermann und Manuela Auer aufgegriffen worden. Ihr Antrag gab dann die Initialzündung für die Ausschussvorlage, wobei sich die beiden Sozialdemokratinnen ursprünglich dafür ausgesprochen hatten, Gratis-Menstruationsartikel auch in den Pflichtschulen zur Verfügung zu stellen. Bei diesen sind die Gemeinden als Erhalter zuständig. Der schwarz-grünen Regierung ging das jedoch zu weit. Die Entscheidung im Landtag hat allerdings bereits dazu geführt, dass schon in mehreren Kommunen Initiativen für Gratis-Menstruationsprodukte in den Schulen gestartet oder sogar schon beschlossen wurden.
Mehrere Tagesordnungspunkte befassen sich zudem mit der körperlichen und seelischen Gesundheit der Jugendlichen. Elena Ettinger von der HLW Feldkirch macht sich für die „Humanisierung des Arbeitsplatzes“ stark. Immerhin würden Schülerinnen und Schüler etwa 180 Tage im Jahr stundenlang auf oftmals unbequemen Stühlen und an nicht höhenverstellbaren Tischen sitzen. Während ergonomische Fragen in der Berufswelt und in Unternehmen längst eine wichtige Rollen spielten, kämen diese in den Bildungseinrichtungen zu kurz. Im Antrag werden daher ergonomische Schulmöbel gefordert. Ebenso sollen Aufenthaltsräume so gestaltet sein, dass diese Schülern einen Ausgleich zum monotonen Schulalltag bieten. Auch ein Ausbau beim Angebot an „Social Networkern“ und Schulpsychologen wird gefordert.
Demokratisierung
Doch auch um die Landes- und Bundesschülervertretung selbst geht es in einem Antrag. Severin Telser vom BG Dornbirn macht sich hier für eine Demokratisierung stark. Derzeit würden die Schülervertreter „durch intransparente Strukturen“ gewählt, heißt es in dem Antrag. Einem Großteil der Schülerinnen und Schüler sei die Institution zudem nicht einmal bekannt. Telser fordert, dass in einem ersten Schritt die „kleine Direktwahl“ bei der Landes- und Bundesschülervertretung eingeführt wird. Statt wie bisher nur Schulsprecher sollen alle Schülervertreter wahlberechtigt sein. Langfristig solle zudem auf eine direkte Wahl umgestellt werden, an der alle Schüler teilnehmen, so wie das bereits bei den ÖH-Wahlen der Studierenden der Fall ist.

Um Transparenz und Fairness geht es auch im Antrag zur Geschäftsordnung von Jonas Mayrhofer von der HAK Bregenz. So soll künftig auch der Bundesschulsprecher einen Antrag im Vorarlberger SiP einbringen können. Ebenso brauche es neue Regelungen dafür, wie die Anträge für die Sitzung gereiht werden. Dem Antragsteller und Mitglied im Landesvorstand der Schülerunion geht es dabei auch darum, „das Machtmonopol von Schülerorganisationen“ im SiP zu unterbinden..
Die Sitzung wird im Internet auf www.vorarlberg.at/landtag und auf Facebook „Unser Vorarlberg“ übertragen.