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Mehr Quereinsteiger als fertige Lehrer

05.09.2023 • 19:38 Uhr
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Bildungsdirektor Heiko Richter. <span class="copyright">NEUE</span>
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und Bildungsdirektor Heiko Richter. NEUE

Land und Bildungsdirektion versuchen, die Personalsituation bei den Pflichtschullehrern durch neue Ansätze zu entschärfen. Pensionierungen und Teilzeitlösungen sind aktuell die Hauptprobleme.


Eine herausfordernde Situation zu beschreiben, ohne sie übermäßig zu dramatisieren ist eine schwierige Angelegenheit. Das zeigte sich einmal mehr, als sich das Pressefoyer nach der dienstäglichen Sitzung der Landesregierung mit dem Thema Schulstart befassen sollte, tatsächlich aber eher einer AMS-Pressekonferenz glich. „Brisant“ sei die Personallage in den Schulen, erklärte der neue Bildungsdirektor Heiko Richter und Vorarlberg eine der „Regionen mit besonderen Bedürfnissen“.

Landeshauptmann Markus Wallner nahm entgegen ursprünglicher Pläne diesmal nicht am Foyer teil, wurde aber von der ohnehin zuständigen Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink vertreten. Sie lobte die Bemühungen der Bildungsdirektion, deren neuer Leiter bereits in früherer Funktion mit dem Thema Lehrermangel befasst war. Das von Richter wesentlich betriebene Projekt „Arbeitsplatz Schule“ habe merkliche Erfolge gebracht und werde nun bundesweit übernommen, so Schöbi-Fink. Sie macht auch keinen Hehl daraus, dass man an anderer Front beim Bund auf weniger offene Ohren gestoßen war. Die Gespräche zur Flexibilisierung der Pflichtschullehrergehälter seien „bisher erfolglos“ geblieben. Lobend erwähnt wurde auch die Einrichtung eines „Welcome Centres“ für am Lehrberuf Interessierte. Die unter Behörden innovative Taktik, Hilfesuchende nicht grundsätzlich anstehen zu lassen, dürfte bei den Betroffenen positiv aufgenommen worden sein.

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Weniger ausgebildete Lehrer

Dadurch konnten auch etliche Quereinsteiger motiviert werden, in den Klassenraum zu wechseln. Mittlerweile sind es deutlich mehr als fertig ausgebildete Lehrer, denn zu wenig durchlaufen die aufgewertete und verlängerte Lehramtsausbildung, an der vom Bundesminis­ter abwärts dennoch alle festhalten wollen. Und so wiesen nur 84 von 242 für das kommende Schuljahr angestellten Neulehrern an den Pflichtschulen eine fertige Lehrerausbildung auf, davon waren zwölf Pensionisten. Dass diese nicht glücklich damit sind, gehaltsmäßig wieder als Junglehrer eingestuft zu werden, versteht man beim Land „teilweise“, allerdings seien einem bundesrechtlich „die Hände gebunden“, erklärte Landesstatthalterin Schöbi-Fink. Um noch mehr qualifiziertes Personal anzuziehen, will der Bildungsdirektor seine Beziehungen ins Ausland nutzen und Lehrkräfte ansprechen, die an deutschsprachigen Schulen in Osteuropa lehren.

Quereinstieg

Wer als Quereinsteiger in den Lehrberuf gehen möchte, muss ein Studium abgeschlossen haben. Hat man die Aufnahme erfolgreich geschafft, gilt es aufbauend zwei Semester (60 ECTS) die notwendigen Kenntnisse nachzuholen.

Offene Stellen

Für das nächste Woche beginnende Schuljahr könne man aber alle Pflichtgegenstände anbieten. Da und dort müsse man aber auch schwierige Entscheidungen treffen. Aktuell fehlten noch vier Lehrer im Pflichtschulbereich, davon zwei Klassenlehrer in Volksschulen. Bei einer dieser Stellen habe man nun aber eine Lösung gefunden. An den Mittelschulen sucht man noch je einen Lehrer für Deutsch und technisches Werken. An den Bundesschulen sind hingegen acht Stellen unbesetzt, wobei es sich nicht bei allen um Vollzeitstellen handle. Besonders betroffen seien hier die HTL, da man Personen aus der Privatwirtschaft ansprechen müsse und „hinsichtlich des Gehalts nicht auf der gleichen Ebene“ agieren könne.

Als ein Problem sieht die Landesstatthalterin die hohe Teilzeitquote bei den Lehrern. Etwa 45 Prozent würden keine volle Lehrverpflichtung ausfüllen, darunter auch Personen, die keine Betreuungspflichten haben. Gespräche mit diesen hätten jedoch partielle Erfolge gezeigt und stellenweise zu einer Erhöhung der Stundenkontingente geführt. Auf die Frage, ob sie mit der aktuellen Situation zufrieden sei, erklärte die Landesstatthalterin, sie sei nie zufrieden, es gebe immer Raum für Verbesserungen.