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Interessantes am Himmel: Ein ganz kleiner Wagen

14.01.2024 • 23:00 Uhr
Der ganz kleine Wagen befindet sich in den Plejaden, einem Sternhaufe im Stier. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Der ganz kleine Wagen befindet sich in den Plejaden, einem Sternhaufe im Stier. Shutterstock

Der Kleine und der Große Wagen stehen stets in nördlicher Richtung. Viele Sternfreunde meinen in den Plejaden auch einen Wagen zu erkennen. Dieser Sternhaufen im Stier hatte schon in der Bronzezeit eine Bedeutung.

Eine Abendwanderung abseits der hellen Lichter der Zivilisation ist eine gute Gelegenheit, den Nachthimmel im Detail anzuschauen. Fast alle Sternfreunde kennen zwei Sternbilder: den Kleinen – und den Großen Wagen. Ihre Gestalt erinnert an einen alten Leiterwagen mit einem Kasten aus vier Sternen und einer Deichsel, an der der Wagen gezogen wird. Der letzte der drei Deichselsterne des Kleinen Wagens ist der Polarstern mit seiner einzigartigen Position. Weil er die Verlängerung der Erdachse am Himmel markiert, ist er der einzige Stern, der an der Drehung des Himmels nicht teilnimmt. Er steht stets am selben Ort, 47 Grad genau über dem Nordhorizont und wird deswegen auch Nordstern genannt. Der Kleine Wagen hat eine Winkelausdehnung von zwei Handbreiten zwischen Polarstern und den hinteren Kastensternen. Die Wagensterne sind nur mittelmäßig hell. Sind sie gut sichtbar, herrscht wenig Aufhellung des Himmels durch Störlichter.

Die Gestalten des Großen und Kleinen Wagens gleichen sich. Der Große Wagen ist viermal ausgedehnter und seine Sterne sind auffällig hell. Gegen 21 Uhr zeigt steht er zwischen nord- und nordöstlicher Richtung 30 Grad hoch. Seine Deichsel weist nach unten, als würde der Wagen Richtung Horizont gezogen werden.

Goldenes Tor

Lenken wir unsere Blicke 60 Grad hoch in südlicher Richtung, verweilen wir beim Sternbild Stier. Hier finden wir einen „ganz kleinen Wagen“. Die sehr schöne Sternformation ist ein offener Sternhaufen und wird Siebengestirn oder auch Plejaden genannt. Zwei Merkmale lassen ihn leicht vom Kleinen Wagen unterscheiden: Mit einer Fingerbreite ist das Siebengestirn viel kleiner und er steht nie im Norden. Etwas unterhalb der Plejaden sind V-förmig angeordnete Sterne, bzw. ein Pfeil, der nach „rechts unten“ weist, zu erkennen. Der helle Stern in der Formation heißt Aldebaran, ein Riesenstern in 67 Lichtjahren Entfernung. Die übrigen Sterne sind die Hyaden, ein offener Sternhaufen.

Zwischen Hyaden und Plejaden verläuft die Ekliptik, jene gedachte Linie, auf der sich Sonne, Mond und die Planeten bewegen. Es ist ein schöner Anblick, wenn der Mond zwischen den Sternhaufen durchläuft, die Gegend wird auch „Goldenes Tor“ der Ekliptik genannt. Am Abend des 20. Jänner können wir diese Konstellation beobachten.

Mond und Plejaden

Auf der 3600 Jahre alten Bronzescheibe von Nebra ist die zunehmende Mondsichel neben den Plejaden zu sehen. Die Positionen von Mond und Plejaden kann man als Zeitmarken für das Bauernjahr mit Aussaat- und Erntezeit verwenden. Rahlf Hansen vom Planetarium Hamburg erklärt ihre Darstellung auf der Himmelsscheibe als Memogramm, als eine bildgestützte Erinnerungshilfe. Es legt eine Kalenderregel fest. Kalendermacher müssen die ungleichen Bewegungen von Sonne und Mond in zusammen führen. Der aktuelle, gregorianische Kalender erreicht das durch Schalttage. So hat heuer der Februar einen zusätzlichen Tag. Man könnte auch Schaltmonate einführen. Hansen erklärt, dass man immer, wenn die Dicke der Mondsichel im Frühling so, wie auf der Nebra-Scheibe dargestellt ist, einen Monat dazu schalten muss. Dann bleiben Mond- und Sonnenjahr ein Einklang.

von Robert Seeberger