Wo das Land bei der Forschung hin will

Das neue Strategiepapier skizziert Ausgangslage und definiert Ziele. Neos üben allerdings Kritik.
Die neue „Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2030+“ ist erarbeitet und beschlossen worden. Darüber haben am Dienstag Landeshauptmann Markus Wallner, Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink sowie Landesrat Marco Tittler (alle ÖVP) informiert. Damit sei ein Punkt aus dem Arbeitsprogramm der schwarz-grünen Landesregierung erfüllt, sagte Wallner. Der Beschluss der Strategie sei jedoch nicht der Abschluss, sondern „ein Arbeitsauftrag für die Zukunft“. Dies werde auch bei den Koalitionsverhandlungen im Herbst thematisiert werden.
Forschungsinfrastruktur
Der Standort Vorarlberg ist aus Sicht der Landesverantwortlichen gut aufgestellt. Um diesen auch für die Zukunft zu sichern, brauche es einerseits Fachkräfte und andererseits eine gute Forschungsinfrastruktur, sagte Wallner. Forschung und Entwicklung sieht er als einen Standortfaktor der Zukunft. Allerdings sei die Lage in Vorarlberg diesbezüglich herausfordernd. Andere Bundesländer mit Universitäten würden sich leichter tun, meinte der Landeshauptmann.

Die neue Forschungsstrategie soll dabei helfen, die Position des Wirtschaftsstandorts weiter zu stärken. Insgesamt wurden von den Autoren der Strategie drei Ziele mit sieben Handlungsfeldern und 20 Maßnahmen identifiziert, berichtete Thomas Wiesinger von der Pöchhacker Innovation Consulting GmbH in Linz. Wichtig sei dabei gewesen, konkrete Indikatoren auszuarbeiten, um die Wirksamkeit der Maßnahmen beurteilen zu können und auf Veränderungen zu reagieren.
Wenig Geld vom Bund
Bei der Untersuchung der Ist-Situation habe sich gezeigt, dass gerade die Forschungsfinanzierung durch den Bund in Vorarlberg eine Schwäche darstelle, meinte Wiesinger. Es gehe daher auch darum, mehr Förderungen seitens des Bundes oder auch der EU zu lukrieren. Eine Maßnahme, um dies zu erreichen, sei der Ausbau von Kooperationen im In- und Ausland.

Vorarlberg fehlten „massiv Bundesmittel“, sagte auch die Landesstatthalterin. In Sachen Kooperationen gebe es bereits positive Beispiele. Einer der Partner sei etwa die Universität Innsbruck, die seit 42 Jahren das Institut für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn betreibe. Für neue Kooperationen seien sowohl die Uni als auch das Land offen. Daher werde es im Herbst auch diesbezügliche Gespräche geben, kündigte Schöbi-Fink an.
In Konkurrenz mit den Nachbarn
Sie erneuerte auch die Forderung nach einem Promotionsrecht für die Fachhochschule Vorarlberg. Das Ländle stehe diesbezüglich in Konkurrenz mit Bayern und Baden-Württemberg, wo es möglich sei, an der Fachhochschule seinen Doktortitel zu machen.
Keine Freude mit der am Dienstag präsentierten „Wissenschafts- und Forschungsstrategie 2030+“ hat Neos-Wissenschaftssprecher Garry Thür. In einer Aussendung zeigte er sich enttäuscht. Demnach sehe er in dem Papier keine fertige Strategie. „Die Inhalte erinnern eher an einen Zwischenbericht auf dem Weg zu einer Strategie. Aus unserer Sicht gibt es noch erhebliche methodische Lücken, bevor wir hier von einem finalen Konzept sprechen können“, meinte Thür. So gebe es beispielsweise weder eine Priorisierung der Handlungsfelder und Maßnahmen noch einen Zeitplan oder klar definierte Zielgruppen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für die Neos, dass vor allem die Zielgruppen, die Bedarfe der Zielgruppen und die angestrebten konkreten Wirkungen zu wenig herausgearbeitet seien. Für eine gute inhaltliche Strategie sei dies allerdings notwendig. „Genauso ist unklar, wer sich welchen finanziellen Mitteln zu welchem Zweck bedient“, bemängelte der Wissenschaftssprecher. Der Fokus der Strategie müsse auf dem Technologietransfer von Forschungseinrichtungen zu Unternehmen liegen. Trotz der Enttäuschung über das vorliegende Papier würdigte Thür die Bemühungen der Landesregierung, eine Strategie für Wissenschaft und Forschung zu entwickeln.

Zwei der Ziele in dem Strategiepapier sind demzufolge auch der Ausbau der Forschungsstrukturen sowie die Förderung von Kooperationen. Nicht zuletzt soll sichergestellt werden, dass es auch künftig ausreichend qualifizierte Fachkräfte im Land gibt. Positive Rückmeldungen der Erhebung des Ist-Stands habe es hier für die MINT-Offensive des Landes gegeben, berichtete der Experte. Die Initiative solle weiter ausgebaut und gestärkt werden.
Forschungsfreundlich
Der Wissenschaftsskepsis müsse entgegengewirkt werden, um eine forschungsfreundliche Stimmung im Land zu haben, betonte Landesstatthalterin Schöbi-Fink. Hier sollen Initiativen wie der Wissenschaftspreis des Landes helfen, der heuer am 9. September verliehen wird. Es gehe darum, wissenschaftliche Leistungen vor den Vorhang zu holen.