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Über steile Hänge nach Brand

27.07.2024 • 08:00 Uhr
WAndertipp Nenzinger Himmel Brand, 541
Am Weg zum Amatschonjoch mit Blick auf Fundlkopf. Gerhard Vylet (4)

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet steigen hinauf zum Amatschonjoch und genießen beim Abstieg die Alpenflora und dem Ausblick auf das Brandnertal.

Von Malbun in den Nenzinger Himmel zu wandern motivierte dazu, den Himmel auch wieder zu Fuß zu verlassen. Diese abwechslungsreiche Tour ist für bergerfahrene Wanderer eine wahre Freude.

Gleich zu Beginn der Wanderung beim Wegweiser in Schalanza informiert eine Zusatztafel darüber, dass auf dem Weg zum Amatschonjoch auch im Sommer mit Schneefeldern gerechnet werden muss. Auf dem ersten Anstieg bis zur Setschalpe ist damit noch nicht zu rechnen. Für die kürzere Wegvariante bis zur Alpe lässt man sich nach den letzten Hütten nach rechts zum Wiesenhang leiten. Dort steigt der schmale Wiesenweg zum Waldrand hin an. Dabei hat man noch eine gute Sicht über die Alphütten und Ferienhäuser des Nenzinger Himmels und erfreut sich an den Blüten der Alpenscharte. Im Wald wird zuerst der Setschbach überschritten, danach zur Geländekante zwischen Setsch- und Schwarzbächle aufgestiegen. Mal schaut man in den einen, dann in den anderen steilen Bachtobel, bevor man auf der Wiese unterhalb der Setschalpe steht, aus der scheue Ringdrosseln aufsteigen.

Geradeaus geht es der Hütte zu. Bei dieser angekommen, hat man bereits die Hälfte des Aufstiegs geschafft. Auf dem Fahrweg kommt man durch die Runse des Schwärzbächles und weiter bis zum Ende des Alpgebiets. Dem Zaun entlang bringt einen die Wegspur hinauf zur Tränke, wo die abenteuerlich, alpine Hangquerung zum Amatschonjoch beginnt.

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Die Ringdrossel ist ein typischer Bergvogel.

Rund um die Tour: Die Ringdrossel

Die Ringdrossel (Turdus torquatus) ist ein Kurzstreckenzieher und als typischer Bergvogel ab 1000 Metern Höhe in lichten Nadelwäldern bis hinauf über die Baumgrenze anzutreffen. Sie überwintert ab November bis ungefähr März im Mittelmeerraum und Nordwestafrika. Das Männchen hat einen weißen Brustschild und ein schwarzbraunes Federkleid, welches am Bauch hell geschuppt ist. Das Gefieder des Weibchens ist heller braun mit einem matten Brustlatz. Beide haben ein hellgraues Flügelfeld.
Beim Jungvogel auf dem Foto ist der Brustschild noch nicht ausgeprägt, dafür sind die hell gefleckten Unterschwanzdecken zu sehen. Von der fast gleich großen Amsel unterscheidet sie sich durch die hellen Federsäume. Ihre im Vergleich zur Amsel viel größere Scheu macht Beobachtungen schwierig. Sie kann eine Spannweite von bis zu 42 Zentimeter und 130 Gramm Gewicht erreichen.

Nestbau. Das Weibchen baut auf Fichten oder Sträuchern in geringer Höhe ein dickwandiges, napfförmiges Nest. Dafür verwendet es Stengel, Halme, Wurzeln und Moos. Innen wird es mit Erde oder Kuhdung ausgeschmiert und mit Heu ausgepolstert. Darin werden die drei bis fünf Eier zwei Wochen lang ausgebrütet. Von April bis August wird meist einmal, manchmal auch zweimal gebrütet. Die Jungen sind nach circa 14 Tagen flugfähig. Ringdrosseln ernähren sich von Insekten und deren Larven, vor allem aber von Regenwürmern. Ab dem Sommer stehen auch reife Beeren auf ihrem Speiseplan. Ihr Gesang besteht aus kurzen oft wiederholten Motiven und ähnelt jenem der Singdrossel. Von Singdrossel und Amsel unterscheidet sie sich aber durch die raue, weniger starke Stimme.

Quellen: naturvielfalt.at; inatura.at; Alpenpflanzen und ihre Lebensräume, Peter Mertz, Haupt Verlag; Schweizer Vögel, Schweizerische Vogelwarte Sempbach 2022; Karte: Swisstopo 1136 Drei Schwestern

Für Fortgeschrittene

Der Schwierigkeitsgrad des Wegs ist weiß-blau-weiß. Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind nun gefragt. Grasige Steilhänge und mehrere Wasserläufe liegen auf der Strecke. Die größeren Bäche sind teils noch mit Schnee gefüllt. Erdrutsche oder Schotter bedecken den Schnee unter dem Wasser hinunter zum Virgloriabach fließt. Die Arbeit der Wegwarte ist unterwegs deutlich zu sehen. Diese haben den Weg an die Rutschungen der Hänge angepasst. Bei entsprechendem Wetter bevölkern Alpensalamander den Weg. Auf dem vom Fundelkopf dominierten Joch verlässt man den Nenzinger Himmel und das steile Gelände.

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Auf dem Gulmasteig ist ein atemberaubender Ausblick zu genießen.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Jochüberquerung mit seltener Fauna und Flora als Wegbegleitung.
Anforderung und Gehzeit: circa sechs Stunden Gehzeit, etwa 768 Höhenmeter Auf- und circa 1050 Höhenmeter Abstieg, etwa 15 Kilometer, trittsicher und schwindelfrei, für Geübte
Markierungen: weiß–gelb, weiß-rot-weiß, Abschnitte bis Amatschonjoch weiß-blau-weiß
Charakter der Wege: Straße, Forststraße, Schotterweg, Alpiner Steig, Waldweg
Natur: Pflanzenschutzgebiet Gamperdonatal, Biotope Nenzinger Himmel und Glingabrunnen
Anziehen: Wanderkleidung, Sonnenschutz, Wanderstöcke
Einkehrmöglichkeiten: am Start Alpengasthof Gamperdona, unterwegs Alpengasthof Melkboden, verschiedene am Ziel in Brand
Start und Ende: Start Alpengasthof Gamperdona, Ziel Haltestelle „Mountain Lodege“ Linie 580

Blumenpracht

Amatschon bedeutet „große Alpe“ und so zeigt sich auch die große Senke an deren linkem Rand der Weg von verschiedensten Blumen gesäumt zum Geländerücken bei der Palüdbahn führt. Auf dem Rücken gelangt man beim Trafo „Glattjoch“ zur Abzweigung auf den „Gulmasteig“. In leichtem Auf und Ab schlängelt sich der Weg über den Gulmagrat und bietet Ausblicke auf die Bergwelt des Brandnertals. Von der Bergstation des Lifts steigt man über eine Weide zum Forstweg ab. Das nächste Etappenziel, die Palüdbahn Bergstation und der Gasthof Melkboden sind ausgeschildert. Dort kann gerastet, eingekehrt oder ins Tal geschwebt werden.
Auf dem Forstweg hinunter zum Palüd Maisäß verliert man rasch an Höhe. Vom Maisäß schlendert man zur nächsten Abzweigung, wo der Waldweg entlang des Palüdbachs übernimmt. Auf diesem erreicht man den Glingabrunnen. Als Kaskadenfall mündet der Glinga- in den Palüdbach. Ab dem Naturschauspiel sind es nur noch wenige Schritte nach Brand Innertal und der Busstation. Zum Zentrum ist es nicht mehr weit.

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Die Alpenscharte ist eine seltene Blume.

Die Alpenscharte

Die Alpenscharte, (Rhaponticum scariosum) ist sehr selten und kommt auf alpinen, steinigen Böden bis auf 2500 Meter Höhe vor. Sie ist ausdauernd, hat einen dicken Wurzelstock und kann bis zu 150 Zentimeter hoch werden. Die herzförmigen Blätter erreichen bis zu 50 Zentimeter Länge. Besonders auffallend ist der große, goldbraun geschuppte Blütenkorb. Von Juli bis September können die purpurroten faustgroßen Blüten bewundert werden.