Von Partenen über Tafamunt nach Gaschurn

Die Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet steigen von Partenen aus Richtung Tafamunt auf und dann geht es über die Maisäß-Landschaft hinunter nach Gaschurn.
Das durch einen Felssturz auf der Silvretta-Hochalpenstraße verkehrsberuhigte Partenen ist Ausgangs- und Endpunkt verschiedener Bergwanderungen. Bei dieser steigt man durch den Wald steil auf, um ab Tafamunt durch die Maisäß-Landschaft nach Gaschurn hinunter zu gehen.
Im Zickzack geht es nach oben. Bei der Talstation der Tafamunt Bahn und dem Illwerke-Park beginnt die Wanderung mit der Überquerung der Silvrettastraße und dem Anstieg auf der Motta-Straße. Schon nach der ersten Kurve zweigt der weiß-rot-weiß beschilderte Wanderweg, nun ein Forstweg, rechts ab und bringt einem hinter dem Lawinenschutzdamm hinauf zum Waldweg. Diese Wegführung ist neu und in den verschiedenen Kartenwerken noch nicht eingetragen. Der schmale Waldweg führt anfangs durch den sattgrünen Mischwald. Nach den ersten Serpentinen wird es lichter, der Wald wird nun von großen Fichten dominiert.
Totholz in verschiedenen Stadien des Vergehens ist am Wegesrand zu sehen, und bietet verschiedensten Insekten ein Zuhause. Bei der Schotterhalde öffnet sich der Blick auf die gegenüberliegende Talseite. Die bewaldeten Hänge von Breitfielerberg und Schafboden werden vom Tschambreubach getrennt. Der Waldwurzelweg windet sich im Zickzack durch den steilen Hang hinauf. An einer schmalen Stelle ist ein Stahlseil montiert. Nach der Abzweigung beim Schwarzwasserbach kann man ein Kruzifix an einer Felswand sehen. Noch ein weiteres Mal beeindrucken große Felsbrocken und zwei kleine Wasserläufe erfreuen das Auge, ehe man die Füße auf die Wiese des Tafamunt-Maisäßes stellt.

Pflanzenkunde
Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) blüht von Juni bis August und wird kletternd gut eineinhalb Meter hoch. Die ganze Pflanze ist stark giftig. Besonders die rot leuchtenden eiförmigen Beeren. Auffallend sind die gestielten, rispigen Blütenstände mit den violetten Blüten, deren Kronblätter ausgebreitet bis zurückgeschlagen sind. Der kantige Stängel ist behaart und unten holzig. Die Bestäubung erfolgt durch Schwebfliegen, Bienen und Hummeln.
Der Wiesenweg hält auf die Alphütten zu, die Zwischenstation der Tafamuntbahn ist nicht zu übersehen und das „Alpstöbli“ rasch erreicht. Hier befindet sich auch das Ziel des Berglaufs, der am 15. September zum zehnten Mal durchgeführt wird. Romana Kasper, seit 2016 im Stöbli, begrüßt seit 2021 als Pächterin die Wanderer auf diesem Sonnenplateau. Das Stübli wurde von den Illwerken vkw in den 1980er-Jahren errichtet und 2011 renoviert. Von der Terrasse blickt man auf die umliegenden Berge. Auch die „gemauerte“ Felswand über der Bergstation ist zu sehen. Kühl erfrischt und kulinarisch gestärkt kann der Abstieg ins Tal beginnen.

Gemütlicher Abstieg
Im Vergleich zum Aufstieg darf der Weg nach Gaschurn als gemütlich bezeichnet werden. Nach den Hütten und Wiesen Innertafamunts wartet ein etwas breiterer Weg durch ein kleines Waldstück nach Außertafamunt. Eine große Wildfütterung zieht dabei die Blicke auf sich, während eine Warntafel zu raschem Durchqueren des Steinschlaggebiets auffordert. Die Alphütten können auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurückblicken und so auch der Weg nach Gaschurn. Denn dies war einst die Hauptverbindung vom Montafon übers Zeinisjoch nach Tirol. An einigen Stellen mutet der Weg auch historisch an. Steinschlichtungen zur Abstützung oder als Trittsteine lassen einen an Lastenträger und Säumer denken. Auf den letzten Metern wechseln sich Forststraße, Kiesweg und Straße ab. Von der wunderbaren Natur gestärkt und der Geschichte inspiriert, erreicht man das Zentrum Gaschurns.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Alte Wege vorbei an geschichtsträchtigen Maisäßhütten beeindrucken auf dieser Tour im romantischen Partenen-Gaschurn.
Anforderung und Gehzeit: Insgesamt gut dreieinhalb Stunden Gehzeit und etwa 510 Höhenmeter im Auf- und 560 Höhenmeter im Abstieg
Markierungen: Weiß–gelb, weiß-rot-weiß
Charakter der Wege: Forststraße, Wiesenweg, Waldweg, Bergweg
Kultur und Natur: Historische Alplandschaft Tafamunt, Großraumbiotop Tafamunt-Wiege – Versal, alter Säumerweg
Anziehen und Mitnehmen: Wanderschuhe mit guter Profilsohle, Sonnenschutz, Regenschutz, Fotoapparat für Blumen, Feldstecher zur Naturbeobachtung
Einkehrmöglichkeiten: Verschiedene am Start in Partenen und am Ziel in Gaschurn, unterwegs Alpstöbli Tafamunt
Start und Ende: Start Partenen gegenüber Tafamuntbahn, Ziel Gaschurn Zentrum
Maisäß Tafamunt
Die Geländestufe des Tafamunts ist historisch 1423/1457 als „alp dafamond“, „Alpe vor dem Berg“ belegt. Die Nutzung als Alp durch Bewohner Gaschurns reicht aber sicher weiter zurück. Der Talschluss des Montafons und Galtür wurden damals von der benachbarten Schweiz aus besiedelt. Der Wandel Tafamunts zum Maisäß ist 1518 belegt und hängt mit dem Erwerb der Alprechte auf Verbella und Zeinis zusammen. Die älteste Stallscheune auf Außertafamunt wird auf 1618 datiert. Diese verfügt auch über eine Dreschtenne, welche ein Beleg für einen mittelalterlichen Getreideanbau in dieser Höhenlage ist. Das Tafamuntgebiet grenzt an die drei Montafoner Natura-2000-Schutzgebiete Verwall, Wiegensee und Schuttfluren Tafamunt und ist als Großraumbiotop Tafamunt-Wiege-Versal dokumentiert.

Heute befindet sich in Innertafamunt auch die Mittelstation der Tafamuntbahn (Information zur Bahn im Wandertipp 498, NEUE 30. September 2023). Diese ist eine Betriebsseilbahn der Illwerke vkw und wurde 1963 für den Bau des Kopswerk I errichtet. Das Wasser aus dem Kops-Stausee fließt durch eine unterirdische Rohrleitung ins Wasserschloss in Tafamunt. Von dort stürzt es durch den Druckstollen hinunter ins Kavernenkrafthaus in Partenen. Vom Stausee bis zum Krafthaus sind es gut sechs Kilometer mit einem Gefälle von 780 Metern. Die Turbinen, Generatoren und Transformatoren wurden in den Berg gebaut, da in Partenen kein lawinen- und murensicherer Standort gefunden wurde. Das Kraftwerk ist seit 1969 in Betrieb. Nur die Seilbahn weist in Innertafamunt auf die unterirdischen Kraftwerkinstallationen hin.
Quellen: Montafon 2, Besiedlung – Bergbau – Relikte, Stand Montafon 2009; Was blüht denn da?, Kosmos Verlag 2021; illwerkevkw.at; naturvielfalt.at; Alpstrategie Vorarlberg, Anna Moosbrugger 2013; Karte: Alpenvereinskarte 26 Silvrettagruppe