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Highlights der Sommernächte

24.08.2024 • 20:00 Uhr
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Der Stern Wega ist doppelt so massiv und 37 Mal leuchtkräftiger als die Sonne.
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Ein markantes Sternendreieck steht hoch am Himmel. Durchs Fernglas sind Doppelsterne und Nebel erkennbar. Saturn mit seinem Ring komplettiert die schönen Eindrücke.

Wir nehmen deutlich wahr, dass es täglich früher dunkel wird. So können wir unsere Himmelsbeobachtungen schon gegen 21 Uhr beginnen. Sehr hoch, fast im Zenit, leuchtet die Wega als fünfthellster Stern am Himmel. Sie ist der Hauptstern des Sternbilds Leier.

Leier

Wega ist nur 25 Lichtjahre entfernt und daher sehr gut untersucht. Sie ist mit zirka 400 bis 500 Millionen Jahren ein recht junger Stern, gut doppelt so massiv und 37 Mal leuchtkräftiger als die Sonne. Schon 1983 hat ein Infrarot-Satellit Staub um den Stern entdeckt, woraus sich Planeten formen könnten. Jedenfalls war eine Staubwolke in unserem Sonnensystem das Baumaterial für die Erde und die übrigen Planeten. In prähistorischen Zeiten vor 14.000 Jahren stand die Wega ungefähr in der Verlängerung der Erdachse, sie war damals Polarstern. Knapp östlich (links) der Wega steht der lichtschwache Stern Epsilon Lyrae. Durch ein Fernglas wird er in zwei etwa gleich helle Sterne aufgelöst. Jeder dieser Sterne ist wieder ein Doppelstern. Um alle Komponenten zu sehen ist ein kleines Fernrohr erforderlich. Die Schwerkraft hält das Vierfachsystem zusammen.

Unterhalb der Wega fallen vier trapezförmig angeordnete Sterne auf. Beta Lyrae, der rechte untere Stern des Trapezes ist ein Doppelstern. Die zwei Sterne bedecken sich im Abstand von 12.9 Tagen gegenseitig und so schwankt die Sternhelligkeit zwischen 3,3 und 4,4 Magnituden. Zwischen den unteren beiden Trapezsternen befindet sich ein besonderes Nebelchen, der sogenannte Ringnebel. Im Messier-Katalog hat er die Nummer 57. Unter besten Bedingungen ist er im Fernglas zu erkennen, meist benötigt man ein kleineres Teleskop dazu. M 57 ist ein Planetarischer Nebel, das ist ein Stern vergleichbar mit der Sonne, der am Ende seiner Lebensspanne angelangt ist und Gasnebel in alle Richtungen abstößt. In der Mitte verbleibt der Rest des ursprünglichen Sterns als Weißer Zwerg mit hoher Dichte.

Schwan und Adler

Östlich der Leier und auch sehr hoch am Himmel fliegt der Schwan mit ausgebreiteten Flügeln in Richtung Südwesten. Es ist viel Phantasie nötig um im Sternbild einen Schwan zu erkennen. Manchmal nennt man die Sternanordnung auch „Kreuz des Nordens“. Sein Hauptstern Deneb ist auffallend hell und dennoch 3.200 Lichtjahre entfernt. Er gehört zu den hellsten bekannten Sternen der Milchstraße und ist 60.000 mal leuchtkräftiger als die Sonne. Würde Deneb so nah wie die Wega sein, wäre er so hell wie die Mondsichel. Schwenkt man das Fernglas von Deneb etwas in östliche Richtung, ist – ein völlig dunkler Himmel vorausgesetzt – ein diffuser Gasnebel mit drei Vollmonddurchmessern zu sehen. Seiner Form verdankt er den Namen Nordamerika-Nebel. Deneb ist der Schwanzstern des Schwans. Es lohnt sich auch den Kopf des Schwans genauer anzuschauen. Im Optiken ab fünf Zentimeter Öffnung erkennt man Albireo als Doppelstern mit einer blauen und einer orangen Komponente. Wegen des Farbkontrastes zählt er zu den schönsten Doppelsternen überhaupt. Altair, der Hauptstern des Adlers steht halbhoch im Süden. Er ist ein Stern 1. Größe und 17 Lichtjahre entfernt. Altair übertrifft die Sonnenleuchtkraft um das 9fache.

Wega, Deneb und Altair sind ein ungleiches Trio. Mit unterschiedlichen Distanzen und Leuchtkräften erscheinen sie sehr hell und dominant am Sommerhimmel. Sie dienen der Orientierung und werden Sommerdreieck genannt. Die Milchstraße erhebt sich vom Südhorizont steil nach oben, durchläuft Adler und Schwan und streift die Leier am Rande. Gemütlich mit dem Fernglas durch die Milchstraße zu „spazieren“ ist ein Genuss. Eine ungeahnte Fülle an Sternen öffnet sich dem Betrachter.

Am späteren Abend wird Saturn tief im Südosten als heller Planet sichtbar. Ab 30facher Vergrößerung kann man seinen berühmten Ring erkennen.

Robert Seeberger