Gastrotipp: Fünf Generationen schon in Frauenhand

Ulrike Fink will mit dem Krönele in Lustenau sowohl gehobene als auch bodenständige Küche für jedermann leben.
Die Reichsstraße in Lustenau ist viel befahren und alles andere als ruhig: Lkw brettern vorbei, bei den Tankstellen herrscht ein reges Kommen und Gehen. Eine Mischung aus Industriegebiet und Durchzugsstraße, und die Anbindung an die Schweiz, machen die Reichsstraße zu einem unruhigen, wohl eher etwas ungemütlichen Ort.
Von einem traditionellen Wirtshaus und einem gemütlichen Gastgarten ist eher wenig zu sehen. Bis man an der Reichsstraße 12 das alte, fast schon antik wirkende Schild „Hotel Gasthof Krönele“ sieht. Der Gastgarten liegt um kurz vor zehn beim Besuch der NEUE noch friedlich da. Durch die Bäume fallen Sonnenstrahlen auf die Holztische und Stühle, die gerade geputzt werden. Es ist, als hätte sich wie in einem Märchen eine Türe zu einer neuen Welt geöffnet. Nur das Rauschen der Lkw erinnert noch daran, dass hinter einem eine viel befahrene Straße liegt.
Fünf Stuben
Auch die Gaststuben des Krönele‘ strahlen etwas Friedliches aus. Insgesamt gibt es fünf Stuben. „Wir merken, dass die Gäste ein bisschen Nostalgie wollen. Das Eslachstüble haben wir etwas moderner gestaltet, da wollen viele gar nicht sitzen“, erklärt Ulrike Fink, die Wirtin des Gasthaus‘. „Man darf sein Herz und seine Wurzeln nicht verlieren. Man kann nur dann stark sein, wenn man an seinen Wurzeln festhält.“

Ein klassisches Wirtshaus, fast schon urig. Nicht aber kitschig, wie man es aus manchen Filmen kennt, sondern traditionell und stilvoll. Für die Einheimischen heimelig, für die Touristen ein authentisches Erlebnis. „Wir haben uns immer eher auf der gehobeneren Seite gesehen. Wir wollten aber nie die Familien vergessen. Das ist ein sehr großer Teil unserer Kundschaft.“ Fink ist es wichtig, Speisen wie ein Schnitzel, Gulasch oder einen Spieß auf der Karte zu lassen, damit für jeden etwas dabei ist. „Wir haben Gäste, die jetzt mit ihren Kindern zu uns essen kommen, die selbst schon als Kind von ihren Eltern hier her zum Essen mitgenommen wurden. Das ist natürlich schön mit anzusehen.“

Eine lange Tradition
Das Krönele hat eine Tradition, die bis ins Jahr 1875 zurückreicht. Damit hat es nächstes Jahr ein Jubiläum: 150 Jahre Krönele. „Das 150-jährige Bestehen als Gasthof werden wir natürlich ordentlich feiern“, erklärt die Wirtin. „Wir planen, das ganze Jahr 2025 unter das Jubiläums-Motto zu stellen.“ Jeden Monat soll es eine neue Überraschung in Form von Veranstaltungen für die Gäste des Krönele‘ geben. Die Planungen dafür sind schon in vollem Gange.
Geschichten von früher
Ulrike Fink wurde in das Gasthaus hineingeboren. Schon in fünfter Generation ist das Krönele nun im Familienbesitz. Und das immer in Frauenhand. „Interessanterweise haben immer wir Mädels das Wirtshaus übernommen“, erklärt Fink. Auch ihre beiden Töchter sind mit dem Krönele aufgewachsen. Wie der Name des Lokals zustande kam, kann die Familie heute allerdings nicht mehr nachvollziehen. Eine interessante Geschichte aus der Vergangenheit hat die Wirtin aber noch in petto: „Früher wurden vor unserem Gasthof Pferde angebunden. Mein Opa hat mir einmal erzählt, dass sein Uropa den Pferden Hafer gegeben habe. Ab diesem Zeitpunkt wollten die Pferde immer zum Krönele.“ Ein bisschen Historie, die bleibt.
Der Krönele-Toast
Gekocht wird im Krönele von sechs Köchen und drei Lehrlingen. „Es ist total toll, dass unsere Lehrlinge hier so einen authentischen Einblick in die Küche bekommen. Klar lernt man das in der Schule auch, aber unsere Köche können ihnen so viel zeigen.“ Die Küche an sich würde Fink als gutbürgerlich bis gehoben bezeichnen. Vieles wird im Krönele selbst gemacht: von Gnocchi, bis zu den Schupfnudeln und den Ravioli. Auch für das Schnitzel ist das Krönele bekannt: Sogar die Mitarbeiter freuen sich jedes Mal, wenn es Schnitzel zu essen gibt. „Wir hatten sogar einmal einen Lehrling, sie war Vegetarierin. Aber wenn es Schnitzel gab, rannte sogar sie zum Buffet“, lacht die Wirtin.

Eine ganz spezielle Eigenkreation, unter anderem auch das Lieblingsgericht von Ulrike Fink, ist der Krönele-Toast. Ein Knoblauchbaguette, mit Rinds- und Schweinefilet und Salat. Ein beliebter Klassiker unter den Gästen.
Auch Frühstück bietet das Team des Krönele‘ an. Der Sonntagsbrunch ist auch für die Laufkundschaft zugänglich. Im Herbst soll es den Brunch jeden Sonntag geben, verrät die Gastronomin.



Angebot der Bauern
Die Speisekarte wird saisonal angepasst. Die Klassiker bleiben aber das ganze Jahr über auf der Karte. „Wir lassen unseren Köchen aber bei vielem auch einfach freie Hand“, erklärt Fink. Täglich gibt es ein bis zwei Empfehlungen, die auch je nach Angebot der Bauern oder des Jägers variieren. „Wir sind auch Teil des AMA-Gütesiegels. Da haben wir natürlich sehr strenge Richtlinien, die wir befolgen müssen.“ Bis vor der Coronapandemie hatte das Krönele auch seinen eigenen Gemüseanbau im Ried. Aber noch immer achten sie darauf, was auf den Teller kommt.

Der Opa von Ulrike Fink war Bauer, er baute vieles selbst an, hatte auch viele Tiere. Eine weitere Besonderheit: er war in Vorarlberg bekannt für seinen Essig. Die Verbundenheit zur heimischen Natur und Kultur war damit für Fink quasi schon vorprogrammiert.