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Von der Kieswüste zur Blühoase

07.09.2024 • 15:30 Uhr
simone könig
König weiß, wie der Garten für die Tierwelt zum attraktiven Lebensraum wird. privat

Simone König ist eine Landschaftsplanerin aus Bludenz. In Gemeinschaftsgärten, Privatgärten oder Betriebsarealen schafft sie mehr ­Naturnähe – zur Freude der tierischen und menschlichen Nutzer.

Wenn Simone König ein Betriebsareal, eine öffentliche Fläche, ein Stück Schulgarten oder einen Privatgarten naturnah oder zumindest naturnaher gestalten soll, macht sie ein paar Dinge von Anfang an klar: Jeder Garten macht Arbeit, und am besten funktioniert die Umstellung Schritt für Schritt, so dass auch die Auftraggeber mit der Veränderung mitwachsen können.

König fängt mit den Voraussetzungen an: Ist es schattig oder sonnig? Der Boden lehmig oder sandig? Wie viel Pflegeaufwand wollen die Besitzer schultern? Wichtig ist das offene Gespräch, an dessen Ende Ideen dazu stehen, was als Erstes angegangen werden kann. König schreibt im Anschluss ein ausführliches Protokoll mit den möglichen Maßnahmen – wovon die meisten selbst umsetzbar sind – und Bezugsquellen. Kommen Schotter oder Kies zum Einsatz, schlägt die Bludenzerin Kies aus der Region vor. Auch für Pflanzen zieht sie regionale Quellen vor.

Wie die umgebende Landschaft

Denn das Vorbild für den naturnahen Garten ist die Landschaft, von der wir umgeben werden. Sie ist die Heimat der Tiere und Pflanzen, die unser funktionierendes Ökosystem ausmachen. „Hier gibt es Wiesen, Wälder und Hecken. Wir können zwar keinen Wald in unseren Gärten pflanzen, heimische Wildsträucher, Wiesenblumen und Gräser aber sehr wohl“, sagt die Landschaftsplanerin und begeisterte Naturgärtnerin König. „Gärten sind früher rings um Klöster und Herrschaftssitzen entstanden, weil man nicht heimische, exotische Pflanzen kultivieren wollte, die die Forscher von Entdeckungsreisen mitbrachten. Allmählich entdecken wir aber wieder die Schönheit und den Nutzen unserer eigenen Arten.“

Tierwelt im Blick

In einer Thujen- oder Kirschlorbeerhecke ist biologisch gesehen nicht viel los. Eine Forsythie sieht im Frühjahr mit ihrer leuchtend gelben Blüte schön aus. Für Bienen und Co. bringt sie aber rein gar nichts. Warum nicht stattdessen eine Kornelkirsche mit Blüten für Insekten und Früchten für die Vögel pflanzen? „Die Naturbeobachtung kann quasi sofort nach der Veränderung beginnen“, ist Königs Erfahrung. Für eine Hecke eignen sich Hainbuche oder Liguster, deren Laub auch von Kleintieren und Igeln genutzt werden kann. „Der Kirschlorbeer ist ein invasiver Neophyt und verdrängt heimische Pflanzen in unseren Wäldern. Auch das Laub ist nicht nutzbar, weil die Blätter so langsam verrotten. Immergrüne Hecken kann man stattdessen mit Eiben gestalten, Zäune können mit Efeu berankt werden.“

Simone König
Weniger Mähen und Auswahl der Pflanzen sind Stichworte. Marga Böhler,

Keine Langeweile

König macht häufig die Erfahrung, dass inzwischen Kiesgärten – sogenannte Steppengärten – oder Rasengärten vorherrschen. Bei den Steppengärten komme zunächst ein Vlies auf den Boden, um Unkraut im Keim zu ersticken, dann Kies und opulente Pflanzen. Die Rasenflächen dagegen bestünden aus „fünf nicht heimischen Grasarten mit fünf kleinen Blümchen darin – die es freilich mit Rasenrobotern erst gar nicht gibt.“

König stellt ihren Kundinnen und Kunden dann die Frage, ob es wirklich überall den Rasen braucht. Um Wäsche aufzuhängen, rund um einen Sitzplatz, als Spielfläche für Kinder ist er sicher sinnvoll. Manchmal gibt es aber kaum genutzte Gartenecken, wo es schattig und der Rasen schon vermoost ist. Hier könnte ein Biotop mit Farnen und schattentolerierenden Pflanzen vielleicht mehr Sinn machen. Oder es gibt Ecken, wo das Gras einfach wachsen darf.

Mit kleinen Schritten anfangen

Manchmal wird König angefragt, wenn ein Neubau, ein Umbau oder aus anderen Gründen die komplette Neugestaltung des Gartens ansteht. Dann kann gleich der passende Boden für eine Magerwiese aufgebracht werden, können ohne großen Zusatzaufwand verschiedene Bereiche im Garten geschaffen werden – für Insekten, Vögel, Kleintiere, und für die Menschen. Ansonsten können erste kleine Schritte darin bestehen, das Gras seltener zu mähen, ungemähte Inseln stehenzulassen und die eigenen Bilder im Kopf von Sauberkeit und Ordnung im Garten zu überdenken.

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Simone König mit dem Kindergarten Witzke in Hohenems. Kindergarten Witzke in Hohenems

Wie wäre es, wenn der Garten mit den Jahreszeiten sein Antlitz wechselt? Könnte ich die Stauden über den Winter stehen lassen, um Insekten Überwinterungsmöglichkeiten zu bieten? Wie finde ich die Idee, sommers nicht mehr täglich zweimal gießen zu müssen, sondern so gut wie gar nicht mehr? Blumenwiesen zum Beispiel werden zweimal im Jahr geschnitten. Die Arbeit steckt hier in der Bodenvorbereitung. Einmal sorgfältig angelegt, verändert sich der Garten, Pflanzen suchen sich ihre optimalen Standorte selbst. Wer damit gut und gerne leben kann, für die oder den wäre eine Beratung von Simone König sicher empfehlenswert.

Der Praxiskurse mit Simone König „Eine Blumenwiese für die Artenvielfalt“ findet am 14. September und der Kurs „Lebensräume für Schmetterlinge und Wildbienen schaffen“ am 5. Oktober statt.