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„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“

24.10.2024 • 06:00 Uhr
„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Die NEUE hat die gelernte Kindergartenpädagogin bei sich zuhause zum Gespräch getroffen. Hartinger (8)

Katja Carbonare backt für ihr Leben gerne. Diese Leidenschaft hat die Bezauerin jetzt in ihrem Buch „Katja und das gute Brot“ zusammengefasst.

“Danke von Herzen an meine geliebte Katze Lia.“ Bei erstem Lesen versteht man vielleicht noch nicht, warum einer Katze spezieller Dank ausgesprochen werden sollte. Vor allem, wenn es auch noch um ein Kochbuch geht, wo Hygiene doch eigentlich oberste Priorität haben sollte. Doch Katja Carbonare hat dafür eine Erklärung: „Ich liebe es, in der Früh, wenn die ganze Welt noch schläft, schon in der Küche zu stehen und zu backen, wenn mir nur meine Katze Lia zuschaut.“

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Beim Backen ist Carbonare voll in ihrem Element.

Katja Carbonare (45) ist eigentlich gelernte Kindergärtnerin, doch ihre Leidenschaft gilt dem Backen. Schon seit ihrer Kindheit liebt sie es, sich mit Teigen zu beschäftigen. Die Liebe zum Brot wurde Carbonare quasi in die Wiege gelegt: „Mein Vater war Bäcker, ich bin eine Bäckertochter. Solange mein Vater gebacken hat, hatte ich allerdings nie das Gefühl, dass ich Brot machen muss, das war seine Aufgabe“, erzählt die 47-Jährige.

Die Anfänge

Als ihr Vater aus gesundheitlichen Gründen mit dem Handwerk aufhören muss, fängt ihre Reise an. „Er sagte zu mir ‚Katja, das, was ich kann, kannst du auch.‘ Nachdem er aufgehört hatte, fand ich kein Brot mehr, das mir schmeckte.“ Mithilfe einer Fertigbackmischung beginnt die Bezauerin, ihre ersten eigenen Erfahrungen in der Brotkunst zu sammeln.

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Die Rezepte im Buch stammen teilweise noch aus der Bäckerei ihres Vaters.


Als sie mit der Zeit mehr Selbstvertrauen schöpft, fängt sie an, Rezepte aus Zeitungen, Büchern und dem Internet nachzubacken. „Seit fast 22 Jahren mache ich jetzt alles selbst. Mir fehlt eigentlich nurmehr das ultimative Rezept für ein Croissant“, lacht Katja. „Irgendwann wusste ich, dass ich nicht nur ein Brot machen will, das gut schmeckt, sondern eines, das bekömmlich ist.“
Sie beginnt, sich mit dem Sauerteig auseinanderzusetzen, das Thema fasziniert sie. „Ich will Brot herstellen, das dem Körper guttut. Ich habe das Mehl fast schon studiert“, schmunzelt sie. Im Keller steht heute ein Kühlschrank, der ausschließlich der Kühlung ihre Teige dient.

Backkurse

Vor ein paar Jahren fing die 45-Jährige dann an, Backkurse zu geben. Mittlerweile laufen diese wie am Schnürchen. „Ich kann gar nicht so viele Kurse anbieten, wie nachgefragt werden“, so Carbonare. Für die allgemeine Begeisterung am Kochen- und Backen sieht sie unter anderem die Coronapandemie verantwortlich, da die Menschen wieder mehr Zeit für sich gefunden haben. „Es freut mich riesig, dass meine Kurse knallvoll sind“, schwärmt sie. Die Kurse werden über das Kolpinghaus Bezau ausgeschrieben und finden in der Küche der Mittelschule Bezau statt. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Kurs für private Anlässe zu buchen.

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“


Gibt es eine bestimmte Zielgruppe, die Carbonare mit ihren Kursen ansprechen möchte? „Nein“, findet sie. „Was mich total freut ist, dass erstaunlich viele Männer in meine Kurse kommen. Ansonsten sind die Teilnehmer bunt gemischt. Da kommt von der 70-jährigen Frau bis zum Mädchen jeder.“ Die Kurse bieten der gelernten Kindergärtnerin die Möglichkeit für Begegnungen mit Gleichgesinnten. „Zwei ältere Damen kommen bereits zum 10. Mal in meinen Kurs. Eine von ihnen ist Kochlehrerin. Ich habe sie einmal gefragt, ‚Warum kommt ihr überhaupt zu mir? Ihr könnt das alles selbst.‘ Da hat sie mich angesehen und gesagt, das beste Motivationstraining für sie sei ich. Das sind die schönsten Komplimente, die man bekommen kann.“ Die Kurse sind aber für beide Seiten ein Geben- und Nehmen: Auch Carbonare profitiert von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Das Buch

„Die Idee zum Buch habe ich schon lange im Kopf. Ich hatte aber nie den Mut dazu, das Projekt anzugehen“, erzählt Carbonare. „Ich habe jahrelang Rezepte gesammelt. Immer wenn eines fertig war, wurde ich wehmütig, weil ich dachte, wenn niemand danach fragt, wird es auch niemals jemand sehen.“ Schlussendlich führte ein Schlüsselerlebnis mit einer Kursteilnehmerin zum Projekt Kochbuch: „Mein Vater war mein allergrößter Kritiker. Im Buch sind einige Rezepte, die wir noch miteinander umgeschrieben haben. Das sind Originalrezepte aus seiner Bäckerei, von denen ich nur noch Aufzeichnungen gefunden habe. Ich habe so lange an den Rezepten getüftelt, bis das Brot so geschmeckt hat, wie bei ihm. Eine Kursteilnehmerin, die meinen Vater noch gekannt hat, sagte irgendwann: Katja, das Brot schmeckt genau wie bei deinem Vater.“

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Katja Carbonare.


Dieses Kompliment löst bei der Bezauerin ein ganz besonderes Gefühl aus. „Ich wollte ihn immer stolz machen. Ich habe ihm jahrelang Brot gebracht und er hat jedes Mal hineingebissen und gesagt: ‚Katja, es ist gut.‘ Danach folgte allerdings immer ein ‚Aber‘-Satz. An seinem letzten Geburtstag habe ich ihm ein Brot gebracht und nach dem ersten Bissen hat er mich angesehen und gesagt: Jetzt ist es perfekt.“
Mit diesem Gespräch schließt sich für die 45-Jährige ein Kreis. Eineinhalb Monate später stirbt ihr Vater.

Familiensache

Ihre Schwester hilft ihr dann schlussendlich, das Buch umzusetzen. „Sie weiß, dass Rosarot meine Lieblingsfarbe ist und dass ich vor ganz vielen Dingen Angst habe. Niemand kennt mich besser als sie.“ Durch die Zusammenarbeit der beiden Schwestern wird das Buch genau so, wie es sich Katja vorstellt. „Ich bin total verliebt“, schwärmt sie.

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Der Buchumschlag trägt ihre Lieblingsfarbe: Rosarot.

Erhältlich ist das Backbuch in ausgewählten Geschäften. Darunter unter anderem in Egg im Modegeschäft Behmann und in der Bruggmühle, sowie in Mellau im Tempel, oder in Au im Hotel Adler und im Hotel Hubertus. Auch beim Stadtmarketing Dornbirn ist es seit kurzem zu kaufen. Am Freitag, dem 25. Oktober, ab 19 Uhr, findet eine private Buchpräsentation im Seminarraum der Mittelschule Bezau statt.

Ein besonderes Gefühl

„Ich habe einen Kopf voller Ideen. Aus jedem Urlaub nehme ich Inspiration mit“, so Carbonare. Ein wichtiges Anliegen ist ihr, die Rezeptbeschreibungen so einfach wie möglich zu gestalten. „Es soll sich niemand abgeschreckt fühlen, nur weil das Wort Langzeitgare irgendwo steht“, lacht sie.

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“
Der Sauerteig ist etwas ganz besonders.


Sie versucht vorausschauend zu denken und dies in ihren Rezepten zu verschriftlichen. „Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat. Es gibt mir eine unglaubliche Zufriedenheit, wenn es im ganzen Haus nach Brot riecht. Ich fühle mich geerdet und verwurzelt. Brot ist für mich wie Liebe, es erfüllt mich mit absolutem Glück.“

„Das Backen gibt mir ein Gefühl von Heimat“