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Haifischalarm im Dornbirner Stadtbrunnen

03.11.2024 • 14:00 Uhr
Landesauszeichnungen 12872
Wurde vom Land geehrt: der Dornbirner Biologe Klaus Zimmermann. serra

Der langjährige Berater der Inatura Klaus Zimmermann (65) wurde mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes geehrt.

Er war viele Jahre das Gesicht der Inatura in Dornbirn: Klaus Zimmermann hat den Menschen unermüdlich und mit großer Leidenschaft alle Fragen rund um die Natur beantwortet, er hat erklärt, informiert und beraten. Ende Mai ist er offiziell in Pension gegangen. Am Nationalfeiertag hat der heute 65-jährige Dornbirner Biologe das Große Verdienstzeichen des Landes erhalten. „Das war eine große Überraschung“, sagt er zu seiner Ehrung. „Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass man im Land nicht immer genau weiß, was wir da machen.“

Zimmermann ist 1959 in Dornbirn geboren und dort aufgewachsen. Biologie war bei seinem Studium allerdings nicht die erste Wahl. Bauingenieurwesen, Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft hat er begonnen, „aber es hat für mich nicht gepasst“. Erst als er in der Biologie gelandet ist, hat es geklappt. „Erst später und durch Erzählungen von anderen bin ich draufgekommen, dass ich mich schon seit meiner Kindheit mit allem beschäftigt habe, was kreucht und fleucht“, erzählt er.

Jobsuche

Nach Abschluss seines Diplomstudiums in Innsbruck – das Doktoratsstudium hat er später berufsbegleitend gemacht – zog Zimmermann wieder zurück nach Vorarlberg in sein Elternhaus, wo er heute noch lebt. „Ich habe damals versucht, einen Job zu finden. Ich hatte ja schon zwei Kinder.“

Sein ehemaliger Biologielehrer Wolfgang Rümmele hat ihm dann den Tipp gegeben, es in der damaligen Naturschau zu versuchen. Das hat funktioniert und er hat in der Folge ein Datenbanksystem aufgebaut, das zu jener Zeit „sensationell neu war“.

„Zu Beginn meiner Beratertätigkeit gab es 300 bis 400 Anfragen jährlich. Jetzt sind es über 4000.“

Klaus Zimmermann, pensionierter Inatura-Berater

Kurioses

Mit der neuen Naturschau Inatura wurde die Beratung, die der Dornbirner bis dahin „nebenamtlich“ gemacht hatte, zu Zimmermanns Hauptaufgabengebiet. Das war vor rund 20 Jahren. „Das hat mir gefallen, weil es angewandt, greifbarer war“, erinnert er sich. Dabei hat er in den vielen Jahren einige kuriose Dinge erlebt.

Eine Schulklasse aus Südafrika etwa, die einen Gecko in der Sporttasche dabei hatte oder einen Haialarm im Dornbirner Stadtbrunnen am Marktplatz. „Die Haie haben sich dann als zwei ausgesetzte Sterlets entpuppt“, die zur Familie der Störe gehören. Auch mit Gummispinnen und Gummischlangen habe es etliche Einsätze gegeben.

Rosa Kugeln

In Erinnerung geblieben ist dem Biologen auch ein Erlebnis mit glatten, rosaroten Kugeln, die in einer Wiese gefunden wurden. Lang habe man rumgerätselt, zumal es einen Schleimpilz gebe, der ähnlich ausschaue. Letztlich habe es sich um Paintballkugeln gehandelt, erzählt er. Eine Erfahrung, die ihn darin bestärkte, in seinem Urteil vorsichtig zu sein.

Ein häufiges Thema bei den Anfragen seien Wespen- und Hornissennester gewesen, berichtet der Biologe. Das habe schon mal 300 bis 400 pro Jahr der Fall sein können. Und um bei den Zahlen zu bleiben: Zu Beginn seiner Beratertätigkeit habe es jährlich 600 bis 700 Anfragen gegeben, so Zimmermann. Mittlerweile seien es über 4000. „Das zeigt den Bedarf.“

Verdienstabzeichen des Landes
Klaus Zimmermann präsentiert sein Verdienstabzeichen des Landes. hartinger

“Sanfte Riesen”

Befragt nach einem Lieblingstier nennt der Biologe Flusspferde. „Das sind sanfte Riesen, der Inbegriff der Gemütlichkeit.“ Aber auch der Spinnenläufer, ein Hundertfüßer, den es mittlerweile auch hierzulande gibt, hat es ihm angetan. Seine Pension hat der 65-Jährige mit einem lachenden und einem weinenden Auge angetreten. „Da war schon Wehmut, weil es immer spannend war.“ Andererseits sei die Beratertätigkeit teils schon auch sehr anstrengend geworden.

Zimmermann hat allerdings im Vorjahr eine Konzession als Schädlingsbekämpfer erworben. Wobei es ihm dabei weniger um die Bekämpfung geht, erzählt er, sondern um eine Form von Erwachsenenbildung. Den Fokus will er dabei auf invasive Arten legen, die auch medizinisch relevant sind wie etwa die Tigermücke. „Das ist ein Thema, an dem ich dranbleiben werde.“

Kap Verde

Dann gibt es noch etwas, an dem das Herz des Dornbirner Biologen hängt: Kap Verde. 1999 war er das erste Mal mit seiner Partnerin auf der Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas – und sie sind hängengeblieben. Seither sind sie regelmäßig dort. 2007 haben sie dann den Verein „Nos Ku Nhos“ gegründet, um Hilfsprojekte zu realisieren. 2011 wurde damit auf der Insel Fogo ein Gesundheitsposten finanziert sowie die universitäre Ausbildung einer Krankenschwester.

Der Posten wurde allerdings 2014 bei einem Vulkanausbruch komplett vernichtet. Nach jahrelangen Verhandlungen konnte er im vergangenen Jahr wieder aufgebaut werden, Anfang des heurigen Jahres wurde er eröffnet. Ein Drittel davon wurde vom Verein finanziert, der Rest von Gemeinde und Staat.

Kulturaustausch

Klaus Zimmermann
Klaus Zimmermann mit Bürgermeister Alberto Nunes (l.) und Staatssekretär Evandro Monteiro bei der heurigen Eröffnung des Gesundheitszentrums in Cha das Caldeiras auf der Insel Fogo. privat

Neben diesen Hilfsprojekten vor Ort gibt es seit Jahren auch einen regen kulturellen Austausch mit kapverdischen Musikern und Musikerinnen. Einige von ihnen haben in den vergangenen Jahren auf Initiative des Vereins beziehungsweise deren Verantwortlichen Konzerte in Vorarlberg gegeben oder CDs produziert. Das soll auch weiterhin erfolgen.

Am 23. November fliegen Zimmermann und seine Partnerin wieder auf die Inseln, die zur zweiten Heimat geworden sind. Und dann erzählt der Dornbirner noch ein Erlebnis. Nach dem großen Vulkanausbruch war das Dorf, in dem sie zuvor immer waren, zur Sperrzone erklärt und streng bewacht worden, nur ausgewählte Bewohner durften hinein. Als die beiden Vorarlberger auch rein wollten, wurden sie von der Polizei aufgehalten, bis die Dorfältesten sagten: „Die gehören zu uns.“ Ein Erlebnis, das Zimmermann tief berührt hat.