Wenn der Mond den Sternen begegnet: Magische Plejaden-Nacht am Himmel

Kommenden Donnerstag steht der Mond im Sternbild Stier und begegnet gegen 18 Uhr dem Siebengestirn. Die beiden Himmelsobjekte wurden schon in der Bronzezeit zu Kalenderzwecken genutzt.
Von Robert Seeberger
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Kommenden Mittwoch ist Vollmond. Er ist auf seiner leicht elliptischen Bahn im erdnächsten Punkt. Daher erscheint er mit 33,5 Bogenminuten recht groß. Zwei Tage später erreicht er die größte Nordbreite. Der Mond wird dann fünf Grad oberhalb der scheinbaren Sonnenbahn, also der Ekliptik stehen. Die Planeten bewegen sich fast genau auf dieser Linie und die Mondbahn ist zur Ekliptik um fünf Grad geneigt. Der Mond durchwandert im Laufe eines Monats alle Sternbilder des Tierkreises. Dabei passiert er am frühen Abend des 6. November das Siebengestirn, auch Sternhaufen der Plejaden genannt, im Sternbild Stier. Der Mond und das Siebengestirn faszinierten die Beobachter zu allen Zeiten. Wir können diese Begegnung gegen 18 Uhr tief in ostnordöstlicher Richtung verfolgen. Möglicherweise überstrahlt der Mond die schwachen Sterne des offenen Sternhaufens. Daher ist es empfehlenswert, mit einem Fernglas das Siebengestirn rechts oberhalb des Mondes zu suchen. Noch besser ist es, einige Stunden lang das Geschehen zu verfolgen. Der Mond und die Plejaden steigen beide höher auf, wobei der Mond immer weiter zurückbleibt und die Sicht auf die Plejaden freigibt.
Mond trifft Siebengestirn im Sternbild Stier
Das Gebiet ist für Himmelsbeobachter sehr attraktiv, denn mit den Hyaden ist ein weiterer schöner Sternhaufen zu sehen. Die Gegend dazwischen wird Goldenes Tor der Ekliptik genannt, weil immer wieder die Planeten dieses Gebiet wie durch ein Tor passieren. Derzeit ist Uranus in Tornähe, aber wegen seiner geringen Helligkeit kein spektakuläres Ereignis. Die Plejaden bestehen aus 400 bis 1000 Sternen, die gemeinsam aus einer Gas- und Staubwolke vor etwa 125 Millionen Jahren entstanden sind. Der Sternhaufen wird als Messier 45 geführt. In Messiers Katalog sind 110 Objekte gelistet, die alle mit einem Fernglas oder kleinerem Teleskop gut beobachtet werden können. Die Bezeichnung Plejaden oder Siebengestirn stammt aus der griechischen Mythologie. Sie sind die sieben Töchter von Atlas und Pleione. Der Jäger Orion verliebte sich in die jungen Frauen. Aus Mitleid verwandelte sie Zeus in einen Taubenschwarm, den man seither am Himmel sehen kann. Meistens erkennt man mit freiem Auge nur sechs Sterne, auch dafür hat die Mythologie unterschiedliche Erklärungen. Der astronomische Grund liegt darin, dass einer der Sterne seine Helligkeit in unregelmäßigen Abständen zwischen 4,83 und 5,38 Magnituden ändert. Je nach Sichtbedingungen sind daher zwischen sechs und zehn Plejaden-Sterne zu erkennen.
Das Sternmuster erinnert an den Kleinen Wagen, weshalb es manchmal zu Verwechslungen kommt. Mit drei Vollmonddurchmessern sind die Plejaden jedoch wesentlich kleiner als das Sternbild beim Himmelsnordpol.
Himmelsscheibe
Es ist anzunehmen, dass die Plejaden bereits vor 5000 Jahren betrachtet wurden, denn damals lag der Frühlingspunkt, in der Nähe des Sternhaufens. Der Frühlingspunkt markiert den Ort, an dem die Sonne zum Frühlingsbeginn steht. Heute ist er wegen der Taumelbewegung der Erdachse in das Sternbild Fische weitergezogen. Auf der bronzezeitlichen Himmelsscheibe, die vor einem Vierteljahrhundert bei der kleinen Ortschaft Nebra in Sachsen-Anhalt gefunden wurde, sind unter anderem die Plejaden und eine Mondsichel dargestellt. Mit dem Siebengestirn lassen sich Anfang und Ende des bäuerlichen Jahres festlegen. Manche Astronomen sehen auf der Scheibe von Nebra eine Kalenderregel. Im Frühling begegnet der zunehmende Mond dem Siebengestirn. In Jahren, in denen die Mondsichel so breit wie auf der Himmelsscheibe ist, muss ein Schaltmonat eingeschoben werden, um Sonnen- und Mondjahr in Einklang zu bringen.