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Ukraine: Schwerste russische Luftangriffe seit Kriegsbeginn

29.12.2023 • 17:54 Uhr
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.<span class="copyright">BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC</span>
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Die Ukraine hat am Freitag die schwersten russischen Luftangriffe seit Kriegsbeginn gemeldet.

Das ukrainische Militär teilte mit, Russland habe in der vorangegangenen Nacht 122 Raketen und 36 Drohnen auf ukrainische Ziele abgefeuert und dabei mindestens 22 Zivilisten getötet. Mindestens 128 Menschen wurden nach ukrainischen Angaben verletzt, viele weitere wurden unter den Trümmern vermutet. Beschädigt wurden unter anderem eine Geburtsklinik, Wohnhäuser und Schulen.

Die Luftwaffe habe 87 Raketen und 27 Drohnen vom Typ Schahed abgefangen, sagte der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj. Der Kommandeur der Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, schrieb auf seinem offiziellen Telegram-Kanal, es habe sich um den massivsten Luftangriff seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 gehandelt. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe verübte Russland den bisher größten Angriff auf die Ukraine im November 2022, als 96 Raketen abgefeuert wurden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die russischen
Streitkräfte hätten eine Vielzahl von Waffen angewendet, darunter
ballistische Raketen und Marschflugkörper.

”Heute hat Russland fast jede Art von Waffe in seinem Arsenal
eingesetzt.”

Ukrainischer Präsident, Wolodymyr Selenskyj

Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, sagte, Russland habe “offenbar alles, was es hat”, gegen Ziele in der gesamten Ukraine eingesetzt. Der rund 18-stündige Angriff, der am Donnerstag begann und die Nacht hindurch andauerte, traf nach Angaben der Behörden sechs Städte, darunter die Hauptstadt Kiew, und andere Gebiete im ganzen Land.

Westliche Vertreter und Beobachter hatten gewarnt, dass Russland seine Raketenangriffe in den vergangenen Monaten eingeschränkt habe. Dies geschehe offensichtlich, um ein Arseneal für massive Angriffe im Winter anzulegen, in der Hoffnung, den Willen der Ukrainer zu brechen.

Weitere Unterstützung

Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte, der massive Angriff müsse die Welt zu weiteren Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine bewegen. “Diese weit verbreiteten Angriffe auf ukrainische Städte zeigen, dass (der russische Präsident Wladimir) Putin vor nichts zurückschreckt, um sein Ziel der Ausrottung von Freiheit und Demokratie zu erreichen”, sagte Sunak auf X. “Wir müssen weiterhin an der Seite der Ukraine stehen – so lange es nötig ist.”

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte, das Ausmaß des Angriffs müsse die Menschen wachrütteln und ihnen die Bedürfnisse der Ukraine vor Augen führen. “Heute sind Millionen von Ukrainern durch das laute Geräusch von Explosionen aufgewacht”, schrieb er auf X. Er wünsche sich, dass dieser Lärm auf der ganzen Welt gehört werden könnte. “In allen großen Hauptstädten, Hauptquartieren und Parlamenten, die derzeit über weitere Unterstützung für die Ukraine debattieren.”

In der Stadt Dnipro im Osten des Landes wurden bei den Angriffen fünf Menschen getötet und 20 verletzt. Vier Patientinnen einer Entbindungsklinik konnten aus einem Feuer gerettet wurden, wie die Behörden mitteilten. In der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer lösten herabfallende Drohnenwrackteile ein Feuer in einem mehrstöckigen Wohnhaus aus, wie Gouverneur Oleh Kiper sagte. Bei dem Angriff seien zwei Menschen getötet und 15 verletzt worden. Der Bürgermeister von Lwiw im Westen, Andrij Sadowyj, sagte, bei einem Drohnenangriff in der Region seien eine Person getötet und acht verletzt sowie drei Schulen und ein Kindergarten beschädigt worden.

Mehrere Dutzend Raketen wurden in der Nacht auf Kiew abgefeuert. Mehr als 30 wurden nach Angaben der Militärverwaltung abgefangen. Der Angriff löste ein Feuer in einem Lagerhaus im Viertel Podil aus, aus dessen Trümmern fünf Menschen geborgen worden sein sollen. Drei Menschen kamen in der Hauptstadt ums Leben.

AP, enw, ngo, n1