Kultur

Der Schulhof kommt auf die Opernbühne

05.02.2025 • 19:50 Uhr
Der Schulhof kommt auf die Opernbühne
Die jungen Singenden üben das Lied „Milch des Mondes“. STIPLOVSEK 

Schüler der Volksschule Augasse üben fleißig für ihren Auftritt bei „Der Freischütz für Kinder“.

Ein sanftes „Brr“ hallt durch die Turnhalle der Volksschule Augasse in Bregenz, während sich 24 Kinder mit Chorleiter Yauheni Post für die Probe einstimmen. Denn wenn am 30. März der „Freischütz für Kinder“ im Großen Saal des Festspielhauses Österreichpremiere feiert, sind sie die Stars. Bis zu 1000 Kinder haben dann die Möglichkeit, den Saal gemeinsam mit dem Symphonieorchester Vorarlberg in eine interaktive Bühne zu verwandeln.

Schöne Pflicht und Zaubermittel

Die eigentliche Handlung der teuflisch-düsteren Oper ist im Milieu der Jäger angesiedelt. Für die Co-Produktion der Bregenzer Festspiele mit dem Verein zur Förderung der Musik Superar und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin wurde sie daher weitläufig angepasst. So handelt sie in der Überarbeitung von Max, der beim Fußballspielen auf dem Schulhof gegen Kilian verliert und aus dem Team ausgeschlossen wird. Wäre das nicht schlimm genug, bieten sich jetzt immer weniger Möglichkeiten, Agathe zu sehen, in die sich Max verliebt hat. Ein Tag vor dem entscheidenden Spiel kommt die scheinbare Rettung. Denn Kaspar kennt ein Zaubermittel, mit dem Max alles schaffen könne.

Der Schulhof kommt auf die Opernbühne
Intendatin Paasikivi. STIPLOVSEK 

Festspiel-Intendantin Lilli Paasikivi sieht jede Kulturorganisation zur Nachwuchspflege verpflichtet. „Es ist eine schöne Pflicht.“ Dabei sollen die Kinder im Rahmen der „Jungen Festspiele“ Einblick in den Produktionsprozess gewinnen und lernen, „dass Schönes durch harte Arbeit kommt“. Am Anfang ihrer Karriere sei sie nicht älter gewesen als die Schulkinder: „Ich habe es geliebt“.

Der Schulhof kommt auf die Opernbühne
Chorleiter Post und seine Schützlinge. STIPLOVSEK 

Stimmvolle Charakterbildung

Auch Post weiß vom Wert dieser Arbeit, speziell für die Charakterbildung. In Weißrussland geboren, studierte er Musikerziehung in Osnabrück und jetzt „Music Performance and Career Development“ an der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik in Feldkirch. Student und Lehrer zugleich, ist er als Chorleiter an der Volksschule Augasse von einer Mission geleitet: „Es liegt mir besonders am Herzen, dass jedes Kind ein Gefühl für die eigene Stimme entwickelt und Freude hat.“ Dabei muss sich der Bassbariton in hohe Tonlagen vorwagen. „Sonst brummen mich die Jungs nach“, lacht der Chorleiter.
Schuldirektor Andreas Haim ist sichtlich stolz, dass seine Schüler seit bereits sieben Jahren mit Superar lernen können. Dabei legt er großen Wert auf Gemeinschaft: „Ich will alle erreichen. Sonst schieben die bildungsnahen Eltern ihre Kinder in die Klasse.“

Der Schulhof kommt auf die Opernbühne
Die probenden Schüler mit Intendantin Paasikivi (h.l.), Jana Linzmeier (Junge Festspiele), Direktor Haim (h.r.) und Chorleiter Post (v.r.). STIPLOVSEK 

Damit deckt sich die Vision der Pädagogen. Denn seit 2009 bietet Superar kostenlose Musikerziehung für Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren an. Dabei legt der Verein großen Wert, ihr Können über soziale, religiöse, sprachliche und andere Grenzen hinweg zu vermitteln. Alleine in Vorarlberg, wo Superar an Schulen in Altach und Bregenz aktiv ist, kommen 319 Kinder in den Genuss der Musikerziehung.

Uraufführung in Berlin

Wer sich zuvor überzeugen möchte, was das Stück zu bieten hat, muss eine Reise nach Berlin auf sich nehmen. Denn dort findet am 14. Februar in der Staatsoper Unter den Linden die Uraufführung von „Der Freischütz für Kinder“ statt, nur ohne die Stars aus Bregenz.

„Der Freischütz für Kinder“ feiert am 31. März im Festspielhaus Bregenz Premiere.