Der Gastronom, der sich gegen zwölf Bewerber durchsetzte

Das Gasthaus Linde in Alberschwende hat Ende letzten Jahres einen kompletten Neustart hingelegt.
Der Name des Lokals ist nicht weit hergeholt, wenn man von der Straße zum Dorfplatz in Alberschwende abbiegt: Die massive, alte und schon auch irgendwie ziemlich stolz erscheinende Linde, die zentral am Dorfplatz tief verwurzelt steht, hat dem traditionellen Lokal seinen Namen gegeben. Doch das Lokal hieß nicht immer wie der stolze Baum: Seit letztem Jahr hat es neue Besitzer und wurde einmal komplett umgekrempelt.
Und wer es dann einmal geschafft hat, seinen Blick vom Baum und der kleinen Informationstafel darunter abzuwenden, wird keine Schwierigkeiten haben, das moderne Lokal gleich neben dem Baum zu finden. Die Linde (das Lokal, nicht der Baum) ist keineswegs ein neues Gebäude: Seit Jahren gab es das „Caesar“ am Alberschwender Dorfplatz. Das Haus wirkt von außen massiv, hat sehr wohl Ähnlichkeiten mit dem Baum. Allerdings wirkt das schöne, alte Holz keineswegs in die Jahre gekommen. Ganz im Gegenteil: Die warmen Brauntöne lächeln den Besuchern in der Sonne zu oder wirken an einem eisigen Wintertag wie eine perfekte Herberge nach einem frostigen Skitag. Es scheint fast so, als hätten sie sich abgesprochen, das Lokal und der Baum: Heute gehen wir im Partnerlook.


Kontakt
Telefonnummer: +43 660 233 30 61
Adresse: Hof 4, 6861 Alberschwende
Öffnungszeiten: Montag und Dienstag Ruhetag,
Mittwoch bis Samstag 10 bis 20 Uhr
Sonntag 9 bis 18 Uhr
Der Froschprinz im Brunnen
Wer das Lokal dann erst einmal betritt, wird von einem warmen, einladenden Konzept überrascht, das mit Helligkeit und frischen Brauntönen zum Bleiben einlädt. Der Blick bleibt nicht an den schlichten Tischkonzepten hängen, sondern schweift in der hellen Gaststube umher, wo er, außer der Glasvitrine mit den Schnäpsen, noch die Glasscheibe im Boden finden wird. Bei genauerem Hinsehen sind darunter Steine zu erkennen. Die ganz Mutigen, die es wagen, sich auf die Glasscheibe zu stellen, werden mit dem Blick in den alten Ziehbrunnen des Hauses belohnt. Relativ gut sichtbar beleuchtet sitzt ganz oben der Froschprinz mit seiner Krone auf einem Stein. Wie lange er wohl schon über diesen Brunnen wacht?


Durchgesetzt gegen zwölf Bewerber
Pünktlich zu Allerheiligen 2023 eröffnet Sasa Télic, der Inhaber des Lokals, die Linde. „In zwölf Tagen habe ich es geschafft, das komplette Lokal zu renovieren und dann etwas später auch zu eröffnen. Das war ein Kraftakt“, erklärt Télic. Am Anfang war es schwierig, als ein komplett neues Team in so kurzer Zeit alles zu managen. Aber mittlerweile gehe alles schon leichter, sagt der Inhaber. Das Team hat sich gut eingelebt und „jeder ist herzlich willkommen.“
Sasa Télic wohnt schon lange in Alberschwende. Nur ein paar Hundert Meter vom Gasthaus entfernt, wie er erklärt. Als das damalige „Caesar“ schließt, wird eine Bewerbung für ein neues Lokal ausgeschrieben. „Das Geschäft (das Caesar) kenne ich schon ewig, und ich wollte selbst immer ein eigenes Lokal. Das war für mich sehr interessant. Ich hatte schon seit Jahren Interesse daran.“ Er bewirbt sich bei der Gemeinde um das Lokal und setzt sich schlussendlich gegen zehn Konkurrenten durch. Am 1. Oktober 2023 bekommt er den Bescheid, dass er das Lokal übernehmen kann, am 1. November 2023 eröffnet er auch schon. Ob da wohl der Froschkönig seine Finger im Spiel hatte?
Auch der Name des Lokals kommt nicht von irgendwo: „Ich habe einfach meine Frau gefragt, wie der Baum dort drüben heißt. Den Namen des alten Lokals wollte ich auf keinen Fall übernehmen, wir haben ja einen kompletten Neustart hingelegt“, sagt der Gastronom.

90 Prozent heimische Produkte
Nicht weit hergeholt sind auch die Produkte, die Télic in der Küche verwendet: Er traut sich sogar zu sagen, dass um die 90 Prozent aus dem Bregenzerwald stammen. „Wenn ein Produkt nicht von hier kommt, dann ist zumindest der Vertreter aus dem Bregenzerwald.“ Der Schnaps kommt aus Alberschwende, der Kaffee aus Schwarzenberg, das Bier aus Egg, der Käse aus Bezau und Schwarzenberg und der Kuchen aus Andelsbuch. Mehr geht kaum noch.
Kochen tut er selbst, auch wenn es am Wochenende einen zusätzlichen Koch gibt. „Bei uns gibt es kein künstliches Essen, bei uns gibt es gutbürgerliche Küche. Das, was die Leute gerne essen. Wir können das Essen gut vorbereiten“, sagt Sasa Télic. Kässpätzle, Backhendlsalat, Lumpensalat und Ziegenkäsle gefallen den Leuten.“ Man bräuchte eigentlich keine Speisekarte. Nur, um zu schauen, wie viel es kostet.“
Warme Küche gibt es durchgehend. Warum? „Weil mein Bauch nicht weiß, wie spät es ist.“ Zusätzlich zu der normalen Speisekarte steht am Mittag auch immer noch eine kleine schwarze Tafel vor dem Lokal, auf der Télic seine Tagesspezialitäten anschreibt.

Glutenfreies Brot
Vegetarisch und vegan gibt es ebenfalls beides bei Sasa Télic. Er kocht mit Kokosöl und achtet sehr auf die individuellen Wünsche der Kunden.
Eine weitere Besonderheit, die auf der Speisekarte auffällt, ist das glutenfreie Brot. „Leider gibt es dafür bisher sehr wenig Nachfrage“, klagt der Inhaber. Die Leute wollen das Brot eher zum Spaß probieren, als dass es wirklich auf Nachfrage stößt. „Ich finde das sehr schade, weil ich es extra auf die Speisekarte genommen habe. Das gibt es sonst so nirgendwo“, sagt Télic.
Die Gäste in der Linde allerdings scheinen sich alle untereinander zu kennen. Man grüßt sich mit Vornamen und erzählt sich vom vergangenen Wochenende und von der neuen Nachbarin der Oma.
