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Frühling im Satteinser Ried

22.03.2024 • 20:05 Uhr
Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Idyllisch und entspannt durch die erwachende Riedlandschaft in Satteins. Gerhard Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet spazieren durch die Ried- und Auenlandschaft und beobachten dabei einen geschäftigen Zaunkönig.

Der meist nebelfreie Walgau ist eine Sonnenstube und erfreut seine Besucher im Frühling mit milden Temperaturen. Bei dieser kleinen Runde kann die Natur im Frühlingskleid erlebt und so manche gefiederten Bewohner beobachtet werden. Auf jeden Fall eine Tour für jedermann.

Durch das Ried

Direkt beim Start der Runde, dem Kirchplatz, befindet sich in einem ehemaligen Geschäftslokal der Kulturverein „Malgrund“. Dieser hat mit Unterstützung der Regio im Walgau das Ausstellungsprojekt „Haltestelle Kunst“ realisiert. Noch bis zum 21. April sind Drucke der verschiedenen Kunstwerke an Bushaltestellen zu finden. In jeder der 14 Walgau Gemeinden wurde eine Bushaltestelle zur Freiluftgalerie. Hier in den Räumen des Malgrunds werden alle Originale ausgestellt. Gegenüber der Bushaltestelle Kirchplatz geht es auf der kleinen „Schulplatz“-Straße zu Schulhaus und Kindergarten. Hinter dem Kindergarten führt ein kleiner Fußweg zur Herrengasse, auf der es nach rechts zum Pfuditäschbach weitergeht.

Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Gerhard Vylet

Ein besonderer Mensch

Schon nach wenigen Schritten dorthin ist links eine Erinnerungstafel an den Arbeiter und Gewerkschafter Johann August Malin zu sehen. Er wurde in den 1930er-Jahren bekannt, da er sich wie ein „Volksanwalt“ für jene einsetzte, die sich keinen Rechtsbeistand leisten konnten. Sein Engagement wurde vom NS-Regime als Hochverrat eingestuft und führte zu seiner Verhaftung und Ermordung im Jahr 1942. Auf fröhlichere Gedanken bringt einen das Plätschern des Bachs und die schöne Gestaltung der kleinen Ruheinsel. Neben dem Brunnen lädt bei der Bank ein Bücherschrank zum Schmökern ein.

Auf der Frastanzerstraße geht’s nach unten dem Ortsrand zu, wo neben der Walgaustraße L 54 der Rad- und Fußweg beginnt. Hinter den Häusern beim Tillbühel ist eine schöne Trockensteinmauer zu sehen. Der Weg bringt einen geradeaus an der ehemaligen Römerstube, heute Till Backcafe, vorbei zum Hauptmannsbild. Der 1875 von Nachkommen des Hauptmanns Siglär erbaute Kapellenbildstock war bereits fast verfallen als er 1991–93 neu aufgebaut wurde. Hier fällt auch die Vegetation der Riedwiesen beidseits der Straße ins Auge. Darin finden sich noch stark bedrohte Arten, wie die Sibirische Schwertlilie, verschiedene Orchideen oder die Sumpfsiegwurz. Es ist auch ein Lebensraum für verschiedene Tiere wie das Braunkehlchen oder den Feldschwirl. Mit einem leichten Anstieg verlässt man das Ried in Richtung Krist. Nach dem Hügel zweigt man mit Blick auf die Gurtisspitze links hinunter ab, hält sich abermals links und überquert den Sägenbach.

Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Neu erbauter Kappelbildstock. Gerhard Vylet

Entlang des Sägenbachs

Auch der Sägenbach ist als Biotop beschrieben. Wenn auch sein Uferbereich schmal ist, wird er in diesem Abschnitt von Gehölzen wie Silberweiden und Eschen gesäumt. Eine Schar scheuer Stockenten ist im Wasser unterwegs. Auf der anderen Straßenseite steht ein letzter Auwaldrest. Jetzt, bevor die Blätter der Stauden den Boden verdecken, kann man dort den Zaunkönig in Bodennähe beobachten. Der weitere Weg zurück führt an der ARA Walgau, verschiedenen Betrieben, dem Sportplatz, einem Hofladen und dem Kräutergarten der Firma Feeling vorbei zur Kirchstraße. Nach den ersten Metern der Kirche zu ist an der Bushaltestelle ein Bild der Haltestellen-Ausstellung von Kornelia Kubo aus Satteins zu sehen. So wird nach der Tanzlaube und dem Gemeindeamt der Ausgangspunkt kurz darauf erreicht.

Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Gerhard Vylet

Kurzbeschreibung

Besonderes: Einblicke in die Geschichte und Kunst laden auf dieser Route zum Staunen ein.
Anforderung und Gehzeit: Insgesamt circa eine Stunde und 15 Minuten Gehzeit und circa 20 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs; es wäre auch eine leichte Radtour; kinderwagentauglich.
Markierungen: weiß -gelb
Charakter der Wege: Straße, asphaltierter Spazierweg
Kultur und Natur: „Haltestelle Kunst“ des Kulturvereins Malgrund, Kapellenbildstock Hauptmannsbild, Tanzlaube, Biotop Sägenbach, Auwald und Satteinser Ried
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung, Fernglas zur Vogelbeobachtung
Einkehrmöglichkeiten: verschiedene Cafes und Restaurants im Satteinser Ortsgebiet, unterwegs Backcafe Till
Start und Ende: Satteins Kirchplatz, Bus Linien 530, 535 und 556

Eine Vorlage der Gebrüder Grimm

Der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) ist mit einer Länge von neun bis elf Zentimetern und einem Gewicht von etwa acht bis 13 Gramm der drittkleinste Vogel Europas und bei uns das ganze Jahr heimisch. Er zählt wie die Grasmücken und Rohrsänger zu den Schlüpfern. Diese Bezeichnung kommt von seiner Art, sich wie eine Maus am Boden fortzubewegen. Bei der Futtersuche schlüpft er am Boden durchs Geäst um Insekten, Larven, Spinnen oder Raupen zu erbeuten. Auch sein Nest baut er aus Moos, Laub und Halmen am Boden. Wobei das Männchen den „Rohbau“ erstellt und das Weibchen vor der Eiablage das Nest mit Federn, Moos und Wolle auspolstert. Die fünf bis sieben Eier werden circa zwei Wochen bebrütet, bevor die nur ein Gramm „leichten“ Küken schlüpfen. Nach acht Tagen haben sie bereits ihr volles Gewicht erreicht, nach etwa zwei Wochen sind sie flügge. Bei Stress stellt der Zaunkönig den Schwanz auf, was er oft macht und woran er leicht zu erkennen ist. In der Brutzeit beginnen die Männchen bereits ab vier Uhr in der Früh mit ihrem Gesang. Dabei beherrschen sie bis zu sieben verschiedene Liedtypen. Sie singen mit bis zu 90 Dezibel und sind daher bis zu 500 Meter weit zu hören. Ihre natürlichen Feinde sind Katzen, Marder, Eichhörnchen, Ratten, Füchse und Greifvögel wie Sperber, Falke und Habicht.

Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Zaunkönig Gerhard Vylet

Der lateinische Name geht auf ein altgriechisches Wort zurück und bedeutet „der in Höhlen wohnt“. Ein früherer Name war auch Winterkönig, da er auch im Winter singt. Diese Bezeichnung hat sich im Englischen erhalten, wo er noch heute so genannt wird. Dass er der König der Vögel sei, geht auf eine alte Fabel des Äsop (um 600 vor Christus) zurück, die weit verbreitet ist und das spätere Märchen der Gebrüder Grimm begründet.

Pflanzenkunde

Wandertipp Satteins Ried Sägebach
Buschwindröschen Gerhard Vylet

Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) kommt in Wäldern und Gebüschen vor, wo es im Frühling leicht zu sehen ist. Nachts und bei schlechtem Wetter schließt es seine Blüten und neigt sie nach unten. Scheint die Sonne dreht es die Blüten dem Licht zu. Nach dem Verblühen und dem Rückzug der Blätter überdauert es mit dem Wurzelstock bis zum nächs­ten Jahr. Der Blütenstaub dient Bienen und Hummeln als Nahrung. Das Gift der Pflanze kann zu Hautentzündungen führen.

Quellen: kulturimwalgau.at; naturvielfalt.at; Was blüht denn da? Kosmos Verlag; Die Welt der Vögel, Otto Fehringer; Johann-August-Malin-Gesellschaft; Karte: Swisstopo 1116 Feldkirch