Die vielen Gesichter des Seniorenbundes

Der Wirtschaftsbund ist Teil der Partei und will deshalb keine Steuern zahlen. Der Seniorenbund ist nicht Teil der Partei, zahlt aber auch keine Steuern.
Argumentativ ist es für die Vorarlberger Volkspartei in den letzten Tagen nicht unbedingt leichter geworden: Der Wirtschaftsbund ist Teil der Partei und will deshalb keine Steuern zahlen. Gleichzeitig ist der Seniorenbund nicht Teil der Partei, zahlt aber auch keine Steuern. Wenn es um Wählerdaten geht, ist der Seniorenbund dann aber doch wieder Teil der Partei, um sein Magazin verschicken zu können.
Die Vorfeldorganisationen der Ländle-ÖVP, so könnte man etwas spitz formulieren, haben bald mehr Identitäten als eine 20-jährige Soziologiestudentin. Einmal ist man ein Verein, weil man Corona-Hilfen behalten will, dann wieder Partei, weil man keine Zuwendungsabgabe zahlen will. Wenn aber die Finanz und der Rechnungshof der Meinung sind, dass man den Wirtschaftsbund steuer- und parteienrechtlich unterschiedlich behandelt könnte, gibts Zeter und Mordio – identity politics auf Vorarlbergerisch. Die eine oder andere Fahne soll auch schon zerrissen sein, weil sie sich zu oft im Wind gedreht hat.
Von Problembewusstsein gibt‘s freilich keine Spur. Trotz seiner geheiligten Unantastbarkeit hat sich der Seniorenbund zwar überraschend selbst angezeigt, weil da irgendwas mit ein paar hunderttausend Euro Steuern war, aber laut Eigendarstellung gleichzeitig nichts falsch gemacht. Nach dem Motto: „Herr Rat, ich wars, doch schuldig bin ich nicht!“